Macht Glaube glücklich?

Zwei Urnenbestattungen im warmen Herbstlicht

Heute habe ich zwei Urnen-Beisetzungen begleitet.
Zwei Friedhöfe, zwei sehr verschiedene Familien – und doch hatten sie etwas gemeinsam:
In beiden Feiern war Gott „verboten“.
Nicht aus Überzeugung, sondern aus Enttäuschung, aus Schmerz – vielleicht Wut.
Aus der Frage, die manchmal Menschen quält:
Wie kann Gott so etwas zulassen?

Ich habe darauf keine Antwort.
Aber ich habe gespürt, dass Dankbarkeit hilft.
Dankbar zu sein für das, was war – für gemeinsame Stunden, für Liebe, für das, was bleibt.

In einer der Feiern durfte ich den Liebesbrief einer jungen Witwe lesen. So zart, so echt. Im Gesicht der Eltern sah ich für einen Moment wieder ein Leuchten.

Vielleicht war das der Augenblick, in dem Gott doch da war – ganz leise.

Manchmal glaube ich, unser Auftrag als Seelsorger, als Redner, als Menschen ist nicht, Antworten zu geben.
Sondern Herzen zu berühren.
Menschen daran zu erinnern, dass Liebe stärker ist als Tod.
Und dass Dankbarkeit die Tür zur Hoffnung öffnet.

Ob Glaube glücklich macht?
Vielleicht ja – wenn wir ihn nicht verteidigen,
sondern leben.
Still, herzlich, menschlich.