Kategorie: Bibel

  • Taufe und Todesangst

    „Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.“

    eine Auslegung zum Evangelium Lk 12,50 von Ambrosius von Mailand

    So weit beugt sich der Herr herab, dass er sagt, es verlangt ihn danach, uns mit Hingabe zu erfüllen, uns zur Vollkommenheit zu bringen und für uns zu leiden; darum heißt es [auch]: „Und wie bedrückt bin ich, bis sie vollzogen ist.“ Manche Handschriften haben [an dieser Stelle] auch „wie unruhig“, das heißt „wie betrübt bin ich“, denn in sich selbst hatte er nichts, was ihn hätte schmerzen können – unsere Not war es, die ihn bedrückte. Auch die Traurigkeit, die ihn bei seinem Tode befiel, kam nicht daher, dass er Todesangst hatte, sondern weil unsere Erlösung noch auf sich warten ließ.

    Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 692, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch. Auslegung zum Evangelium am Sonntag, dem 17.8.2025, 20. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

  • Hoffnung bleibt

    „Hoffentlich“ – ein Wort, das wir oft sagen. Vor einer Operation, vor einem Gespräch, in Zeiten der Unsicherheit.
    Manchmal mischt sich Angst hinein, manchmal die Erinnerung an Enttäuschungen.

    Und doch gibt es eine Hoffnung, die weiter trägt.
    Eine Hoffnung, die größer ist als Sorgen und stärker als der Tod.
    Sie sagt: Alles, was an Liebe, Güte und Menschlichkeit gelebt wurde, bleibt.
    Es geht nicht verloren.

    „Auferstehung“ bedeutet: Der letzte Satz unserer Geschichte heißt nicht „Ende“, sondern „Weiter“.
    Diese Hoffnung ist ein Geschenk. Sie schenkt Geborgenheit, Sinn und Perspektive – schon heute.

    Darum dürfen wir sagen:
    Unsere Verbindung bleibt.
    Die Liebe bleibt.
    Und das Wiedersehen kommt – in einer Wirklichkeit, in der wir einander wieder in die Arme schließen.


    2. Lesung am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel

    Schwestern und Brüder! Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.

    Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.

    Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.

    Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen.

    1 Kor 15, 20–27a

  • Die Liebe trägt

    Die Liebe trägt – auch im Sturm

    Das Wasser steht oft für das Ungewisse. Für Tod und Neubeginn. Für Zeiten, in denen uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird – und wir nicht wissen, ob wir noch schwimmen oder schon untergehen.

    Eine alte Geschichte erzählt von einem Mann, der mitten im Sturm fast versinkt. Erst als er den Blick hebt – und der Liebe vertraut – wird er gehalten.

    Vielleicht ist das auch unsere Erfahrung:
    Nicht auf die Angst starren. Nicht auf das, was uns überrollt.
    Sondern auf das, was uns trägt.
    Auf die Liebe, die bleibt.

    Solange wir auf die Liebe schauen, gehen wir nicht unter.

    Und dann – mitten im Gegenwind – der leise Trost:
    Du bist nicht allein.

  • Besitz

    Gedanken von Ambrosius von Mailand aus dem 4. Jhdt.

    Zum Evangelium vom 18. Sonntag im Jahreskreis, C, Lk 12, 13–21
    Ganz richtig weist er die irdischen Angelegenheiten zur Seite, da er doch um der göttlichen Dinge willen vom Himmel gekommen ist. Er lässt sich nicht dazu herbei, Richter in Streitsachen und Schlichter in Geldangelegenheiten zu sein, er, der Richter sein wird über die Lebenden und Toten und über alle Verdienste. … Dieser Bruder verdiente die Zurückweisung, weil er den Spender himmlischer Gaben für vergängliche Dinge in Anspruch nehmen wollte. Denn unter Brüdern sollte nicht ein Schiedsrichter das väterliche Erbe teilen, sondern die vermittelnde Bruderliebe; das Erbe der Unsterblichkeit, nicht Geld, sollen die Menschen erhoffen.

    Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 683, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012, Quelle: Magnificat – das Stundenbuch


    Gedanken von P. Johannes Paul Abrahamowicz, OSB
    zum 18. Sonntag im Jahreskreis, C

    Der Sinn der Besitzverwaltung in drei Sätzen

    Kostet dich die Verwaltung deines Besitzes übermäßig viel Zeit und Nerven, dann ist es besser, du lässt die Finger davon, stellst jemanden an, der es für dich erledigt,
    bewahrst aber unbedingt den Überblick.

    Zahlt sich der Aufwand der Verwaltung deines Besitzes aus, dann häufe nicht mehr an,
    sondern danke Gott für das tägliche Brot.

    Tust du absolut gar nichts, um deinen Besitz zu verwalten, und bringt er dir dennoch viel ein, dann lebst du wohl auf Kosten eines anderen Verwalters,
    den du hoffentlich dafür entschädigst.


    Lebenshingabe aus Liebe

    „So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist. Bei Gott ist man reich, in diesem Fall, wenn man auch für andere Schätze sammelt. Das ist mehr oder weniger die Zusammenfassung von allen drei Lesungen, allen drei Schriftlesungen, die wir gehört haben. Es geht also darum, dass wir wohl oder übel alle einen Besitz haben. Und wenn du verantwortlich bist, dann weißt du, wie das nach deinem Tod weitergeht mit diesem Besitz. Und da wird einem dann plötzlich ganz klar: Verantwortung hat mit Nächstenliebe zu tun. Wie werden meine Nachfolger diesen Besitz bekommen? Es ist so schwer, wenn das die Eltern nicht rechtzeitig mit ihren Kindern besprechen. Und dann gibt es die Erbschaftsstreitigkeiten in den besten Familien. Die Verantwortung hat also mit Nächstenliebe zu tun. Und das Schönste ist, dass wir heute feiern, wie Jesus mit seinem Besitz umgeht. Sein Besitz ist er selbst. Und er gibt sich uns hin und macht es dann auch noch so, dass wir Messe für Messe ihn empfangen können – seinen Leib, sein Blut. Und das ist seine Lebenshingabe aus Liebe. Und wenn wir uns davon ernähren, wirkt diese Liebe in uns ansteckend. Amen.“

    Evangelium und Predigt im Originalton

    Quelle: https://www.abrahamowicz.org/johannes.paul/index.html

  • Auferstehung der Toten

    Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.

    1 Kor 15, 20–22

  • Stark wie der Tod ist die Liebe

    Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, nur verachten würde man ihn.

    Hld 8, 6b–7

    Diese Worte stammen aus einem der ältesten Liebeslieder der Bibel – entstanden rund 300 Jahre, bevor Paulus seine berühmte Hymne schrieb: „Die Liebe hört niemals auf.“ (1 Kor 13)

    Das Hohelied sagt es mit Bildern:
    Feuer. Glut. Wasser, das sie nicht löschen kann.

    Die Liebe bleibt – auch über den Tod hinaus.
    Wer sie gespürt hat, weiß das.

  • Dunkelheiten in uns

    In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg.
    Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
    Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!


    Mt 13, 24–30


    Impuls zum Evangelium

    Ein reifer und liebesfähiger Mensch werden, also ein Mensch nach Gottes Herzen, wie geht das? Gewiss nicht, indem wir, volle Kraft voraus, für uns und für alle Welt Fehlerlosigkeit und Vollkommenheit ansteuern. Dies führt wohl unweigerlich zu Verhärtung und Heuchelei, zu Selbstgerechtigkeit. Zu einer Art von Leistungsspiritualität, die Gottes heiligem Geist, seiner bewegenden Geistkraft, der biblischen Ruach, misstraut.

    Der Schöpfer Geist und die Botschaft Jesu lehren etwas anderes. Da geht es nicht um Abtötung, Aburteilung und Ausmerzung von Schwäche oder gar der Schwachen, sondern darum: Nimm erst einmal wahr und versuche zu erkennen, was die Schwäche dir zu sagen hat. Geduld! Verändern können wir nur, was wir annehmen, auch das Schwere und Dunkle.

    Die Dunkelheiten in uns. Das ist Gottes Geduld. Das ist Gottes Huld.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 26.7.2025

  • Marta, Marta…

    „Was hat Marta falsch gemacht?“ – das hätte ich Jesus auch gerne gefragt. P. Johannes Paul Abrahamowicz gibt darauf heute eine klare Antwort.

    Aus dem hl. Evangelium nach Lukas    

    In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
    Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!
    Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

    Lk 10, 38–42

    Predigt im Originalton

  • Wer bist Du Gott?

    .13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen? 14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt. 15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht. 16 Geh, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut. 

    Die Bibel, Exodus 3,13 -16

    Ex 3, 13
Ich bin der ich bin da

    Impuls zur Lesung

    Wer bist du, Gott? Wie heißt du? Sind Namen Schall und Rauch? Im Alten Israel gewiss nicht. Name, Namengebung und Namenänderungen spielen eine große Rolle. Nach altorientalischer Vorstellung wird im Namen Wesen und Wirken des Benannten offenbar. Im Paradies durfte der Mensch den Tieren Namen geben und sie so seinem Lebensbereich eingliedern. Aus Liebe gibt Gott seinen eigenen Namen dem Mose bekannt. „Der Gott eurer Väter“ ist kein neidischer Dämon, kein Rumpelstilzchen, das seinen Namen eifersüchtig geheim halten müsste, um ja nichts von seiner Wirkmacht zu verlieren. Aber wie im Märchen ist auch hier der Name ein Schlüssel-Wort. Es ist ein Schlüssel, der vom Namensträger bewusst in die Hand eines anderen, eines Menschen, eines bedrängten Volkes gelegt wird. Der Name des Herrn ist wirklich, er ist mächtig, er ist wirkmächtig. Nun ist es öffentlich: Ich bin der Ich bin da. Ich komme dir entgegen. Ich hole dich aus dem Verließ, aus deiner Verlassenheit. Ich lasse dich nicht allein: Das ist mein Name für immer.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, 17.7.2025, Verlag Butzon & Berker, Kevelaer

  • Wer wird mir zum Nächsten?

    Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter hast du sicher schon oft gehört. Meist wird es so verstanden:
    „Du musst helfen. Du musst der Samariter sein.“

    In der Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz zu diesem Evangelium wurde mir heute ein anderer Blick geschenkt, den ich gern mit dir teile:

    Du hast selbst einen Nächsten. Einen, der mit dir leidet. Und das ist Jesus.

    Er sieht dich, wenn du verletzt bist, wenn du liegst, wenn du nicht mehr kannst.
    Er bleibt stehen.
    Er hebt dich auf.
    Er trägt dich – durch dein Leid hindurch bis ins Leben.

    Gerade als Trauerredner und geistlicher Begleiter bin ich immer wieder mit fremdem Leid konfrontiert. Ich weiß, wie schwer es ist, mitleidend da zu sein, ohne selbst unterzugehen.

    Diese Predigt erinnert mich daran:
    Ich darf begleiten, trösten, zuhören – aber ich muss nicht alle Schmerzen selbst tragen.

    Der eigentliche Samariter, der unser aller Leid auf sich nimmt, ist Christus selbst. Er leidet mit uns – bis zur Auferstehung.

    Das ist der Trost, den dieses Evangelium heute für mich hat. Was ist für Dich an dieser Predigt hilfreich, entlastend?

    Evangelium und Predigt im Originalton.

    Der barmherzige Samariter als Beispiel

    25 Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? 26 Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. 28 Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben! 29 Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? 30 Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. 31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. 32 Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, 34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. 35 Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? 37 Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso! 

    Lk 10, 25–37

    Auslegung zum Evangelium
    Von Basilius von Caesarea

    Dies ist also das erste und wichtigste Gebot der göttlichen Liebe; ein zweites aber ergänzt das erste und ist von ihm erfüllt, in dem wir ermahnt werden, den Nächsten zu lieben; daher folgt: „und den Nächsten wie dich selbst“. Wir bekommen von Gott die Fähigkeit, dieses Gebot zu erfüllen. Wer wüsste nicht, dass der Mensch ein Wesen ist, das auf Liebe und Gemeinschaft und nicht auf Isolation und Härte angelegt ist? Nichts ist nämlich für die menschliche Natur so typisch, wie der Austausch miteinander, das Angewiesensein aufeinander und die Liebe zum Verwandten. Wovon der gütige Herr uns die Samen anvertraut hat, davon verlangt er konsequenterweise die Früchte.

    Von Basilius von Caesarea („der Große“, Bischof, Kirchenlehrer, um 330–379), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 669–670, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012