Der wahre Schatz des Schreins

Gedanken zu Fronleichnam

„Nicht der Ort ist das, was letztlich zählt;
was man spürt, ist das, was bleibt.“

(Taoistische Meditation, Tag 170 – Schrein)

Wenn wir an Fronleichnam das Allerheiligste in goldener Monstranz durch die Straßen tragen, dann ehren wir nicht einfach einen Schrein. Wir ehren eine Gegenwart, die uns innerlich berührt.

Wie im Taoismus der Schrein nicht bloß ein exotischer Ort ist, sondern ein Spiegel des Herzens, so ist auch Fronleichnam kein Spektakel, sondern eine Einladung: 

Gott wohnt unter uns. In uns.

Wurzel Jesse Monstranz, Dom Museum Wien

Ob du den Schrein im Tao oder das Allerheiligste in der katholischen Liturgie suchst – beide feiern das Heilige als Gegenwart. Was zählt, ist nicht, wohin du gehst, sondern wie du gehstMit offenem Herzen.

Alltagssorgen fallen auf den kristallenen Boden.
Buchstaben aus Feuer zeigen sich in der Luft.
Und erscheinen wieder in deinem Herzen.

Deng, Ming-Dao. 365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres

Dann geschieht Wandlung.
In der Trauer wie im Glauben gibt es heilige Orte.
Nicht, weil sie geweiht sind –
sondern weil sie uns verwandeln.