Der Tod geht mit der Zeit

Auch knapp sieben Jahre nach seinem Erscheinen ist dieser Artikel eine Fundgrube für Vieles, das sich in Wien – und nicht nur hier – an der Bestattungskultur verändert hat.

Als christlicher Trauerredner spüre ich allerdings auch eine große Sehnsucht der Angehörigen nach bleibendem Trost. Es ist noch gar nicht lange her, dass kirchliche und weltliche „Verabschieder“ kurz vor dem letzten Weg die Angehörigen um eine nette Geschichte aus dem Leben des lieben verstorbenen Menschen gebeten haben und dann aus dem Zusammenhang gerissen, diese Geschichte in der Aufbahrungshalle in ihre Standardreden eingebaut haben.

Heute ist es bei guten Trauerredner üblich, die Angehörigen wenigstens ein paar Tage vor der Einsegnung zu besuchen und in einem einfühlsamen Gespräch zu spüren, was den lieben verstorbenen Menschen ausgemacht hat. Dann gelingt es auch, bei der Trauerrede die Zeit anzuhalten und ein letztes Mal den Toten in Gedanken lebendig zu erleben. Dieser großartige Mensch ist uns vorausgegangen und richtet schon eine Wohnung für uns her. Niemand weiß, wo diese neue Heimat sein wird und niemand weiß, wann und wie wir uns dort wiedersehen werden. Bis dahin können wir uns beim Friedensgruß nach dem Vater Unser umarmen und dürfen dankbar sein für die Freunde, die uns begleiten und für Gott, der uns liebt.

Und am Wiener Zentralfriedhof hören wir manchmal leise den Chor unserer Lieben singen: „Wir sind nicht tot. Wir sind bei Gott. Auf Wieder-Sehen!“