Kategorie: Gebete

  • Abba – Vater


    Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.


    1 Joh 3, la.2


    Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Jesus von Nazareth vor etwa zweitausend Jahren diese Worte genau so gesagt hat. Wir spüren aber, dass die meisten Eltern ihre Kinder lieben. Auch heute noch. Und wir sagen zu GOTT: „Abba – Vater“.

  • Salve regina

    Salve, Regina, mater misericordiae;
    vita, dulcedo et spes nostra, salve.
    Ad te clamamus, exsules filii Evae.
    Ad te suspiramus, gementes et flentes
    in hac lacrimarum valle.

    Eia ergo, advocata nostra,
    illos tuos misericordes oculos
    ad nos converte.
    Et Iesum, benedictum fructum ventris tui,
    nobis post hoc exsilium ostende.
    O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria.

    Sei gegrüßt, o Königin,
    Mutter der Barmherzigkeit;
    unser Leben, unsre Wonne
    und unsre Hoffnung, sei gegrüßt!
    Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas;
    zu dir seufzen wir
    trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.

    Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
    wende deine barmherzigen Augen uns zu
    und nach diesem Elend zeige uns Jesus,
    die gebenedeite Frucht deines Leibes!
    O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!

  • Edith Steins stille Mystik

    Manchmal begegnet mir ein Text, der einfach bleibt.
    So ist es oft bei Edith Stein.
    Ihre Mystik spricht leise – und trifft trotzdem tief.
    Mehr kann ich gar nicht erklären.
    Ich staune einfach.


    Es bleibt das Band

    Du senkst voll Liebe deinen Blick in meinen
    und neigst dein Ohr zu meinen leisen Worten
    und füllst mit Frieden tief das Herz.
    Doch deine Liebe findet kein Genügen
    in diesem Austausch, der noch Trennung lässt:
    Das Herz verlangt nach mehr.

    Du kommst als Frühmahl zu mir jeden Morgen,
    dein Fleisch und Blut wird mir zu Trank und Speise
    und Wunderbares wird gewirkt.
    Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen,
    und deine Seele eint sich mit der meinen:
    Ich bin nicht mehr, was einst ich war.

    Du kommst und gehst, doch bleibt zurück die Saat,
    die du gesät zu künft’ger Herrlichkeit,
    verborgen in dem Leib von Staub.
    Es bleibt ein Glanz des Himmels in der Seele,
    es bleibt ein tiefes Leuchten in den Augen,
    ein Schweben in der Stimme Klang.

    Es bleibt das Band, das Herz mit Herz verbindet,
    der Lebensstrom, der aus dem deinen quillt
    und jedes Glied belebt.

    Edith Stein (1891–1942)


    Edith Stein war jüdische Philosophin, konvertierte Christin und Karmelitin. Sie gehört zu den bedeutenden geistlichen Stimmen des 20. Jahrhunderts.
    Dieser Hymnus stammt aus ihrer frühen Zeit im Karmel und wurde in das Gotteslob – GL 980 (Anhang Hamburg, Hildesheim, Osnabrück) aufgenommen.

  • Der heiligste Adventkalender

    Wie alles begann

    Mein Freund P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB, Priester-Mönch im Stift Göttweig, hat vor einigen Jahren eine kleine WhatsApp-Gruppe gegründet. Sie heißt Vox Populi.

    Dort können wir Laien Fragen zum Evangelium des kommenden Sonntags stellen.
    Johannes Paul antwortet entweder direkt in der Gruppe – oder greift unsere Fragen in seiner Predigt auf. Manchmal sind es auch einfach Fragen, die gar keine Antwort brauchen
    Am jeweiligen Sonntag schickt er dann seine Predigt als Audio-Datei in den Chat.

    Für mich ist das zu einem liebgewordenen Ritual geworden:
    Am Sonntagnachmittag höre ich diese Predigt, oft mehrmals.
    Manchmal schreibe ich sie ab und veröffentliche sie auf meiner Seite, um sie mit anderen zu teilen, die nach dem Evangelium des Lebens fragen.


    Der Gedanke des „heiligsten Adventkalenders“

    Am Allerheiligentag 2025 sprach Johannes Paul in seiner Predigt vom „heiligsten Adventkalender“.
    Dieser Ausdruck blieb in mir – einfach, leuchtend, klar.

    Ich schickte ihm den Link zur Transkription seiner Predigt.
    Er antwortete mit einer kurzen Nachricht, ohne Kommentar oder Zusatz – nur mit einem Text, der alles enthielt.
    So entstand der Adventkalender, den ich heuer leben möchte.


    Der Originaltext von Johannes Paul

    1. 4. / 7. / 10. / 13. / 16. / 19. / 22. Dezember

    Mt 5,5

    Μακάριοι οἱ πραεῖς.

    Makárioi hoi pra e is.

    Glückselig, die mild handeln.

    Falls du heute mild denkst, schaust, sprichst oder handelst,
    dann wird dich heute Jesus für diesen Augenblick heilig sprechen.

    2. 5. / 8. / 11. / 14. / 17. / 20. / 23. Dezember

    Mt 5,7

    Μακάριοι οἱ ἐλεήμονες.

    Makárioi hoi ele emones.

    Glückselig, die barmherzig handeln.

    Falls du heute mit jemandem im Herzen Erbarmen hast und ihm hilfst,
    jemandem ein Vergehen verzeihst,
    jemandem Barmherzigkeit erweist,
    dann wird dich heute Jesus für diesen Augenblick heilig sprechen.

    3. 6. / 9. / 12. / 15. / 18. / 21. / 24. Dezember

    Mt 5,9

    Μακάριοι οἱ εἰρηνοποιοί.

    Makárioi hoi eirenopoioi.

    Glückselig, die Frieden stiften.

    Falls du heute trotz einer brenzligen Situation Frieden im Herzen hast und bewahrst,
    friedlich reagierst, Frieden stiftest
    und dein Herzensfrieden durch Taten sichtbar wird,
    dann wird dich heute Jesus für diesen Augenblick heilig sprechen.


    Warum ich diese Form der Advent-Vorbereitung gewählt habe

    Ich wollte heuer keinen Advent voller Aufgaben, sondern einen, der mich stiller macht.
    Ich habe für mich beschlossen, diesen Text in den Rhythmus des Angelusläutens einzubetten.

    Die Kirche gegenüber – St. Benedikt am Leberberg – läutet um 6:00, 12:00 und 18:00 Uhr.
    Zu diesen Stunden will ich mich erinnern lassen:

    • Morgens – Milde:
      Heute darf ich sanft sein – mit mir selbst und mit anderen.
    • Mittags – Barmherzigkeit:
      Heute will ich verzeihen und helfen, wo mein Herz gerührt ist.
    • Abends – Frieden:
      Heute darf ich den Tag in Frieden loslassen.

    Dreimal am Tag ein kurzer Moment, eine bewusste Pause –
    und jedes Mal dieselbe Zusage:

    „Dann wird dich heute Jesus für diesen Augenblick heilig sprechen.“


    Wie man diesen Adventkalender leben kann

    Dieser Adventkalender will nicht geöffnet, sondern gelebt werden.
    Er besteht nicht aus Schokolade, sondern aus Erinnerung.

    Es gibt verschiedene Weisen, ihn zu gestalten. Hier sind nur drei davon.

    • Die JP-Variante:
      Folge den Tagen, wie Johannes Paul sie angelegt hat –
      die drei Seligpreisungen wechseln sich alle drei Tage ab.
      So entsteht ein stiller Dreiklang aus Milde, Barmherzigkeit und Frieden.
    • Die HRP-Variante:
      Verbinde die drei Haltungen mit dem Läuten des Angelus
      um sechs, um zwölf und um sechs.
      Wenn die Glocken erklingen, halte kurz inne, atme, erinnere dich.
    • Eine dritte Möglichkeit:
      Verbinde jedes Kreuzzeichen im Advent mit diesen drei Worten.
      Beim Segnen, beim Entzünden einer Kerze, beim Gebet,
      beim Abschiednehmen:
      „Milde.“ – „Barmherzigkeit.“ – „Frieden.“

    So wird selbst die kleinste Geste zum Adventfenster, das sich nach innen öffnet.


    Ein Advent der kleinen Heiligkeit

    Vielleicht ist das der Sinn dieses heiligsten Adventkalenders:
    nicht mehr zu tun, sondern anders zu sein.
    Nicht auf Weihnachten zuzulaufen, sondern es einzuatmen.

    Heiligkeit ist kein Zustand,
    sie geschieht für einen Augenblick –
    wenn wir mild, barmherzig oder friedlich sind.

    „Dann wird dich heute Jesus für diesen Augenblick heilig sprechen.“

  • Tod und Vergehen

    Tod und Vergehen waltet in allem,
    steht über Menschen, Pflanzen und Tieren,
    Sternbild und Zeit.

    Du hast ins Leben alles gerufen.
    Herr, deine Schöpfung neigt sich zum Tode:
    Hole sie heim.

    Schenke im Ende auch die Vollendung.
    Nicht in die Leere falle die Vielfalt
    irdischen Seins.

    Herr, deine Pläne bleiben uns dunkel.
    Doch singen Lob wir dir, dem dreieinen,
    ewigen Gott.

    P. Polykarp Ühlein OSB, 1978 – Melodie: GL 656

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, Abendgebet am 2.11.2025

  • Meine Hoffnung und meine Freude

    Meine Hoffnung und meine Freude,
    meine Stärke, mein Licht.
    Christus, meine Zuversicht,
    auf dich vertrau ich
    und fürcht mich nicht,
    auf dich vertrau ich
    und fürcht mich nicht.

    Taizé nach Jes 12,2 – GL 365

    Impuls

    Manchmal reicht ein einziger Satz, um uns innerlich zu halten:
    „Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“
    Dieser einfache Vers aus Taizé ist wie ein Atemgebet – ein leises Ja zu Gott mitten in der Angst.
    Er erinnert uns: Vertrauen ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung.
    Und wer sie trifft, spürt: Es trägt.

  • In Christus verbunden

    Seit 1995 ist „Magnificat – das Stundenbuch“ mein täglicher Begleiter. Die drei Gebetszeiten mit den Texten der römisch katholischen Kirche zu jedem Tag tun mir einfach gut.

    Es ist ein wunderbares Gefühl in einer Gebetsgemeinschaft geborgen zu sein, die geschätzte 40 Millionen Menschen umfasst. Das sind die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der römisch katholischen Kirche weltweit.

    Wir alle beten in unseren Zeitzonen und Sprachen jeden Tag ähnliche Gebete und lesen die gleichen Texte – seit bald 2000 Jahren.

    Und selbst mit den christlichen Familienmitgliedern, die sich im Laufe der Jahrhunderte von Rom entfernt haben, sind wir bis heute durch die gleichen Gebete zum selben Gott verbunden.

    Unser Gott ist Liebe.

  • Bitten eines Trauerredners

    Gelobt sei Jesus Christus, der uns zu seinen Zeugen berufen hat.

    Ihn lasst uns bitten:

    A: Jesus, komm uns zu Hilfe.

    – Dass wir zur Ruhe kommen und deine Stimme in uns hören.

    – Dass wir unseren Mitmenschen freundlich und aufrichtig begegnen.

    – Dass wir dort, wo es nottut, die richtigen Worte finden.

    A: Jesus, komm uns zu Hilfe.

    nach Magnificat – das Stundenbuch
    Morgengebet vom 13.10.2025

  • Sei gegrüsst, Du heilige Mutter

    Sei gegrüßt, die den König gebar,
    du heilige Mutter,
    ihn, der Himmel und Erde erhält
    im Wandel der Zeiten,
    dessen Walten das All umfasst
    mit ewigem Kreise,
    dessen Reich ohne Ende besteht:
    Dein seliger Leib hat
    Freuden der Mutter gepaart
    mit reiner Ehre der Jungfrau,
    dir, der keine je glich,
    wird keine fürderhin gleichen,
    denn vor allen Frauen erwählte dich,
    Einzige, Christus.

    Nach: Salve, sancta parens; Sedulius, † um 450

  • Fürbitten

    Lasst uns Jesus um Mut zum Aufbruch bitten:

    V: Jesus, unser Bruder, A: hilf uns dir folgen.

    Für die Jugendlichen,
    – dass sie ihre Begabungen erkennen und sie mit Freude entfalten.

    Für die Erwerbslosen,
    – dass sie neu zu Selbstvertrauen und Zuversicht finden.

    Für alle, die sich mit Macht, Geld oder Ansehen begnügen,
    – dass sie den Reichtum menschlicher Begegnungen entdecken.

    Für die Kranken und Sterbenden,
    – dass sie sich ganz der Liebe und Treue des Vaters anvertrauen können.

    V: Jesus, unser Bruder, A: hilf uns dir folgen.

    Quelle: aus dem Abendgebet in Magnificat – das Stundenbuch vom 6. Oktober 2025