In seiner Predigt am 23. Sonntag im Jahreskreis C betont P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB , dass das heutige Evangelium (Lk 14,25–33) nicht wörtlich verstanden werden darf. Jesus fordert nicht, Eltern, Kinder oder Ehepartner „gering zu achten“. Vielmehr spricht Lukas von der Situation, dass Jesus nach Jerusalem geht, um verurteilt und getötet zu werden.
„Nachfolge“ in diesem Sinn heißt: Wer ihm bis dorthin folgen will, muss bereit sein, das Vergängliche loszulassen und sogar den Tod anzunehmen.

Die allgemeine christliche Berufung bleibt die Liebe – zum Vater, zur Schöpfung und zu den Mitmenschen. Nur im besonderen Fall von Verfolgung und Martyrium geht es um diese radikale Nachfolge.
Die Botschaft: Alles Vergängliche ist dem Unvergänglichen nachgeordnet. Aber unsere erste Aufgabe bleibt die Liebe.
Evangelium und Predigt im Originalton
07.09.2025 · Kardinal Christoph Schönborn · Gedanken zum Evangelium
„ERFOLGSREZEPT“ CHRISTENTUM
Jesus verlangt nicht, dass wir unsere Familie verachten. Er fordert uns heraus, alles Vergängliche dem Unvergänglichen unterzuordnen. Nachfolge heißt: bereit sein, Besitz, Sicherheit und sogar das eigene Leben hintanzustellen, wenn es um Christus geht.
Schon damals war das kein „Werbeprogramm“, sondern radikal. Und doch zog es Menschen an – weil es Befreiung von Zwängen bedeutete und Orientierung gab. Christenverfolgungen machten deutlich: Nachfolge kostet etwas, aber sie schenkt inneren Frieden und Hoffnung.
Christsein bleibt anspruchsvoll – aber gerade darin liegt seine Kraft.
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