Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, scheint es oft, als sei alles zu Ende. Doch dieser Text aus dem 2. Korintherbrief erinnert uns an eine große Hoffnung: Christus ist nicht nur gestorben – er ist auch auferweckt worden. Nicht, um uns zu verlassen, sondern um bei uns zu bleiben – in Liebe, in Fürsprache, in Verbundenheit.
Wer liebt, lebt nicht mehr für sich allein. Wer geliebt hat – lebt weiter in der Liebe.
In der Trauer können wir uns von der Liebe Christi getragen wissen. Sie „drängt“ uns, nicht zu verzweifeln, sondern zu vertrauen: auf ein Wiedersehen, auf Sinn trotz des Schmerzes, auf einen Weg, der weiterführt – mit Christus, der beim Vater für uns eintritt, für Dich und für die, die Du liebst.
Und vielleicht geschieht gerade in der Stunde des Abschieds etwas Neues: Wir lernen, nicht mehr nur für uns selbst zu leben, sondern – wie Christus – in Liebe für andere. Amor vincit. Die Liebe siegt. Auch über den Tod.
🕊 Transkription der Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit2025 Gehalten von P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB in Mautern
Im Originalton sind Evangelium und Predigt (ab 02:33) hier nachhörbar.
Wir haben hier am siebten Sonntag in der Osterzeit ein bisschen, man möchte fast sagen, Feiermüdigkeit. Wir sind jetzt sieben Wochen nach Ostern. Wie ist denn so die Stimmung unter den Gläubigen? Sind sie voller Leben wegen der Auferstehung Jesu? Oder sind wir eher in der Haltung: „Ja, ja, ist schon recht, Jesus ist auferstanden. Jetzt ist bald Pfingsten, und dann haben wir endlich wieder Ruhe. Dann beginnt wieder die Zeit im Jahreskreis.“
Ein bisschen klingen die Lesungen heute auch so, dass man sich nicht ganz auskennt.
Plötzlich haben wir den Stephanus. Wir kennen ihn sonst vor allem nach Weihnachten, am 26. Dezember. Hier in Mautern feiert man da das Patrozinium, nicht? Die ganze Pfarrgemeinde ist dem heiligen Stephanus geweiht.
Dann hören wir aus der Offenbarung des Johannes, wo die Kirche als Braut dargestellt wird, die zum Bräutigam ruft: „Komm!“ – also: „Es ist Zeit, dass du zurückkommst auf die Erde.“
Und im Evangelium hören wir ein Drittel eines langen Gebets, das Jesus an den Vater richtet – das sogenannte hohepriesterliche Gebet. Ganz ehrlich: Haben Sie da ein Wort verstanden? „Dass ich in dir bin und du in mir bist, dass die Jünger in mir sind und ich in ihnen …Und dass du mich gesandt hast … damit ich verstehe, dass sie verstanden haben …“ Es geht da hin und her. Typische johanneische Theologie.
Aber Vorsicht: Wenn man das so schnell abtut, wie ich es jetzt gerade getan habe, dann ist das so, als würde man auf einer Bananenschale ausrutschen.
Denn der Sukkus, der Hauptgedanke ist: Liebe verbindet.
Ich möchte heute einmal antworten auf die Frage, was heißt denn das eigentlich, dass Jesus auferstanden ist?
Theologisch wissen wir es. Katechetisch wissen wir es. Es ist das Abzeichen.
Aber genügt es, dass wir das sagen?
Genügt es Ihnen, wenn Sie heute heimgehen mit dem Gedanken: „Das Zeichen, dass ich Christ bin, ist, dass ich daran glaube, dass Jesus auferstanden ist“?
Oder gehen Sie nicht eher heim mit der Last: „Ich muss glauben, dass Jesus auferstanden ist, sonst bin ich kein Christ.“?
Und wenn dich jemand fragt: „Ja, was heißt denn das, dass Jesus auferstanden ist?“ Dann kommt vielleicht: „Na ja, dass er halt wieder lebt.“ Aber das ist zu wenig. Das darf uns nicht genügen. Wir dürfen uns nicht einfach gewöhnen an das, woran wir uns so leicht gewöhnen: „Ja, ja, Jesus ist auferstanden.“ Punkt.
Was heißt das in der Praxis?
In der Theorie heißt es: „Wir werden alle sterben und am Jüngsten Tag leiblich auferstehen“, wie wir es auch im Glaubensbekenntnis bekennen.
Ist damit unser Bekenntnis vollendet?
Ich glaube, hier in Mautern, können Sie auf den heiligen Stephanus schauen – den Patron Ihrer Gemeinde. Von ihm heißt es ausdrücklich, kurz vor Pfingsten: Er war erfüllt vom Heiligen Geist.
Und dieser Stephanus schafft es sterbend, weil er getötet wird, für seine Mörder zu beten. Er vergibt ihnen. Das ist die Praxis der Auferstehung. Da ist einer schon auferstanden – innerlich. Und ja, Stephanus wird am Jüngsten Tag leiblich auferstehen. Aber er war es schon damals: auferstanden durch seine Fähigkeit zur Vergebung.
Jetzt möchte ich noch eine Lanze brechen für den Evangelisten Johannes, den ich zuerst fast ein wenig kompliziert dargestellt habe.
Während die anderen Evangelisten schreiben, dass Jesus „den Geist aufgab“, schreibt Johannes: Jesus gab seinen Geist hin.
Und in Johannes ist es auch Jesus selbst, der den Jüngern am selben Tag der Auferstehung den Heiligen Geist gibt. Er sagt: „Empfangt den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.“
Wie verkündet man diese Vergebung?
Indem man verzeiht. Und wie kannst du verzeihen?
Wenn du an Jesus, den Auferstandenen, glaubst.
Denn Jesus wurde – wie Stephanus – getötet, aus Hass, wegen Machtspielen, wegen Verleumdung.
Und was macht Jesus?
Er geht durch den Tod hindurch. Und er zeigt als Erstes seine Wunden – bei Johannes ausdrücklich als Zeichen der Vergebung. Die Wundmale sind verheilt. Was ihr mir angetan habt – es ist gut. Es ist vergeben.
Wann bin ich auferstanden?
Wenn ich vergeben habe.
Wer ist auferstanden?
Der, der vergibt.
Wer zeigt, dass er an die Auferstehung glaubt?
Der, der vergeben kann – weil er weiß: Die Liebe ist stärker als der Tod.
Das ist jene Liebe, mit der der Vater den Sohn auferweckt hat – den Sohn, der aus Hass getötet wurde.
Diese göttliche Liebe ist größer als jeder Hass.
Und dort, wo die Liebe stärker ist als die Verletzung, die dir ein Mensch angetan hat, dort bist du auferstanden.
Jetzt könnten Sie sagen: „Na ja, das klingt alles sehr schön, aber das ist doch schwieriger als einfach nur zu sagen: Ich glaube, dass Christus auferstanden ist.“
Ja – das schönere ist oft das schwierigere.
Du bist auferstanden, wenn du vergeben hast.
Nimm dir alle deine Feinde mit hinein in diese Eucharistiefeier.
Lass dir von Jesus sagen: „Für euch und für alle vergossen – mein Blut, mein Leben.“
Lass dich mit dem Herrn auferwecken, zur Fähigkeit der Vergebung.
Wir sind nicht allein. Der Beistand ist schon da. Der Heilige Geist ist nicht bloß ein Symbol für Kraft oder Trost – er ist Beziehung. Ein Teil Gottes. Und Gott ist die Liebe.
In dieser Miniatur, entstanden um 1200, strömen dreizehn Feuerzungen über die Köpfe der Urgemeinde. Maria sitzt in der Mitte, gekrönt, mit einem blauen Buch in den Händen – der Kirche gleich, empfängt sie das Geschenk von oben. Über allem: Christus, der Herr, der segnet und sendet.
Es ist kein ferner Mythos. Es ist eine Einladung:
Der Geist des Herrn fällt nicht vom Himmel – er ist schon da. Wir können ihm vertrauen. Der Gegenwart Gottes in uns. (Heinz Detlef Stäps)
Wer geliebt hat, weiß: Die Liebe bleibt. Wer trauert, ahnt: Der Geist weht, wenn alles still steht. Wer betet, spürt: In der Zärtlichkeit Gottes lebt auch die Kraft, die uns aufrichtet.
Lassen wir uns stärken. Lassen wir uns senden. Lassen wir uns lieben.
Das Bild ist die Titelseite von Magnificat – das Stundenbuch vom Juni 2025.
Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es.
Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
Großer, heiliger Tag, der du uns Freude bringst und mit heiterem Lied unsere Herzen füllst, du sahst Christus, den Herrn, wie er zum Throne schritt hoch im Reich seiner neuen Macht.
Jubelnd in seiner Kraft steigt er zum Himmelszelt, und das heilige Volk rühmt den Erstandenen, mit den Engeln im Chor stimmt es ein Preislied an auf des herrlichen Siegers Huld.
Der auf steigender Bahn Fessel in Fesseln schlug und der irdischen Schar reiche Geschenke ließ, kehrt als Richter zurück, streng in Gerechtigkeit, er, der strahlend jetzt aufwärts fuhr.
Herr, wir flehen zu dir, der du als König herrschst, nimm in gnädigen Schutz deine Getreuen auf. Wenn als Richter du kommst, Heimliches offenbarst, lass des Lohnes uns würdig sein.
Vater, Schöpfer des Alls, dir gebührt Lobgesang und dem Sohne, der jetzt zu deiner Rechten thront, auch dem Geiste, dem Band, das euch in Liebe eint, Preis und Ehre in Ewigkeit. Amen.
Nach: Festum nunc celebre magnaque gaudia; Hrabanus Maurus, † 856
Der junge Hrabanus Maurus (links), unterstützt von seinem Lehrer Alkuin, dem Abt des Stifts St. Martin zu Tours(Mitte), überreicht dem Heiligen Martin, Erzbischof von Tours, sein Werk De laudibus sanctae crucis. Darstellung in einem Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)
Größer als alle Bedrängnis ist deine Treue. Du sprengtest unser Gefängnis, du bringst uns das Neue: Dein Leben will singen aus Tod und Misslingen. Lobt Gott, halleluja!
Größer als unser Versagen ist deine Treue. Du hast es ans Kreuz getragen, du bringst uns das Neue: Dein Leben will brechen aus unseren Schwächen. Lobt Gott, halleluja!
Groß wie du selbst ist geblieben, Herr, deine Treue. Ewige Liebe muss lieben, du bringst uns das Neue: Dein Herz will sich geben uns selber zum Leben. Lobt Gott, halleluja!