In der wunderbaren Servitenkirche durfte ich im Mai 2025 die Trauerrede für eine verstorbene Tirolerin halten, die uns im 92. Lebensjahr vorausgegangen ist.
Ursprünglich wollte ich über den Heiligen Augustinus – den heutigen Tagesheiligen – eine schöne Brücke zur Verstorbenen finden. Dann kam ich eine Stunde vor Beginn des Requiems in die Kirche und betete still vor dem Sarg den Angelus. Es war noch niemand da und es war so schön, an diesem Sarg zu stehen und das Bild dieser liebevollen segnenden Mutter zu meditieren.



Und dann schweifte mein Blick zum Hochaltar und dort verkündet der Engel Maria genau das, was ich gerade gebetet habe: Dass sie ein Kind gebären wird vom Heiligen Geist. Und Sie sagte einfach „Ja“ zu diesem Gnadengeschenk.
Und genau dieses JA hat auch die Verstorbene zu ihrem Leben gesagt, das sie so aufopfernd und liebevoll für Ihre Kinder, vor allem für ihre behinderte Tochter gelebt hat. Noch im hohen Alter war sie fit, mit dem Rechen im Garten unterwegs und immer für alle Menschen da, die sie gebraucht haben.
Genau mit diesem Blick zum Hochaltar habe ich dann auch diese hoffnungsfrohe Trauerrede begonnen, die mit Genehmigung der Hinterbliebenen hier nachhörbar ist und am Ende in großen Dank mündet.
In mehreren langen Gesprächen hat mir ihr Sohn viel über seine Mutter erzählt. Und als gebürtiger Tiroler konnte ich auch sehr genau beschreiben, wo sie gelebt hat, was sie in ihrer Jugend erlebt hat und dass sie vielleicht sogar beim Debütantenball in Innsbruck mit meinem Vater getanzt hat. Die beiden waren nahezu gleich alt und sind nicht weit entfernt voneinander aufgewachsen.
Der Sohn hat in seiner Jugend beim Chor gesungen und so haben ausgezeichnete Sänger die Messe liebevoll und romantisch gestaltet.
Eine halbe Stunde vor Beginn des Requiems hat der Chor noch geprobt. Ich haben einen Teil des bekannten SANCTUS von Schubert mit dem handy aufgenommen. Leider nicht ganz von Anfang an.
Die beiden Söhne haben sich vor Jahren zerstritten. Heute ging beim Friedensgruß der Jüngere auf den Älteren zu und hat ihm die Hand gegeben. Eine große Geste aus tiefem Herzen. So hat diese großartige Frau noch über den Tod hinaus einen kräftigen Impuls für Frieden, Liebe und Vergebung gesendet. Die Ehefrau meines Auftraggebers hat Psalm 139 als Lesung würdig und liebevoll vorgetragen und die Familie hat die Fürbitten berührend gelesen, in denen auch diese Aussöhnung eine Bitte war. Herr erbarme Dich unser!


Danke lieber P. Giovanni für Dein ruhiges würdevolles Feiern des Requiems. Danke lieber Matthias für Deinen umsichtigen und hoch professionellen Dienst. Ich habe mich mit Freude an unsere Begegnungen in Göttweig erinnert.
PS: Gut, dass ich auf Maria gehört habe. Den Hl. Augustinus, dessen Mutter die Hl. Monika ist, feiern wir nämlich erst am 27./28. August. Und natürlich sind die Wiltener Chorherren Prämonstratenser.