Nachruf auf Felix?

Als christlicher Trauerredner hätte ich auch auf Felix Baumgartner einen Nachruf gesprochen, der den Hinterbliebenen Hoffnung und Trost spendet. Nach ausführlichen Gesprächen mit den Trauernden und einigen Stunden des aufmerksamen Zuhörens war das bisher immer möglich. Die aufrichtige Anteilnahme ist meinem Glauben und meiner Profession geschuldet. Gott verurteilt Taten, die der Liebe widersprechen aber er liebt alle Menschen – bedingungslos und aus reiner Gnade.

Felix Baumgartner kam am 17. Juli ums Leben.imago/ZUMA Press Wire / Kyle Gustafson

Persönlich interessiert mich die Frage: „Welche Werte haben wir als Gesellschaft geopfert? Warum schauen sich Menschen einen Sprung aus dem Weltall überhaupt an? Was fasziniert uns, wenn Grenzgänger gegen hohe Gagen den Tod herausfordern?“ Das ist für mich keine moralische Frage. Ich frage ganz utilitaristisch. Welche andere Befriedigung, welchen Genuß haben wir verlernt, wenn wir uns daran berauschen können?

Eine romantische Operette von Emmerich Kálmán, ein gelungenes Risotto mit Shrimps, Liebe machen mit meiner Frau, ein Spaziergang beim Morgenaufgang oder eine gute Predigt in einer Messe im Stephansdom geben mir mehr als der Sprung eines Stuntman in Überschallgeschwindigkeit.

Den letzten meiner zehn Geschenklinks für Juli teile ich gerne für diesen sprachlich und inhaltlich großartigen „Nachruf“ von Sebastian Stier in der ZEIT.