Als christlicher Trauerredner erlebe ich manchmal, dass Gleichaltrige – ich bin Jahrgang 1963 – mich um die Gestaltung eines würdevollen Abschieds für ihre Eltern bitten. Oft hatten sie seit mehr als drei Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. Paradoxe Fragen können helfen.

In einem liebevollen, aufrichtigen Gespräch arbeiten wir dann gemeinsam heraus, was diesen Kontakt körperlich, seelisch oder mental so unmöglich gemacht hat. Meist stoßen wir auf eine lange Entfremdung – und auf ein Schlüsselerlebnis, das sie geprägt hat.
Die paradoxe Frage „Und wovor hat Sie der Kontaktabbruch geschützt? Was war aus heutiger Sicht sinnvoll und richtig daran?“ öffnet oft einen neuen Blick: Sie hilft, die Erinnerung an die guten und schönen gemeinsamen Zeiten wieder in den Vordergrund zu rücken.
Für gläubige Christen entsteht daraus die Hoffnung auf ein Wiedersehen – in Gottes Zeit. Für eher rational denkende Menschen führt sie zu einem versöhnten Abschied: einem Loslassen ohne Schmerz und ohne Blockaden.
Wolfgang Schmidbauer hat mich mit seinem Gastkommentar in der ZEIT inspiriert. Ich habe ihn für Sie gelesen, exzerpiert und verlinkt:
👉 Kontaktabbruch zu den Eltern: Sie tun es, um sich zu schützen
Schlüsselgedanken aus dem Artikel
- Kinder brechen den Kontakt zu Eltern oft ab, um sich vor starren Erwartungen, psychischem Druck oder „pädagogischer“ Liebesentziehung zu schützen.
- Eine unsichtbare Dankesschuld kann Beziehungen belasten und echte Dankbarkeit verhindern.
- Humor, Wärme und Akzeptanz des Andersseins sind Schlüssel zur Heilung.
- Versöhnung beginnt oft dort, wo Verständnis größer wird als der Schmerz.