Schlagwort: Vertrauen

  • Was ist Erfolg?

    Erfolg beginnt für mich mit Freude –
    der Freude darüber, dass ich leben darf und dass mir Zeit und Menschen geschenkt sind.

    Aus Freude wächst Dankbarkeit,
    Dankbarkeit für alles, was gelingt, und für das, was mich lehrt.

    Wo Dankbarkeit ist, entsteht Vertrauen –
    in mich selbst, in andere und vor allem in Gott.

    Und aus der Fülle dieses Vertrauens wächst Liebe –
    Liebe, die nicht besitzen will, sondern freigibt.
    Die segnet, statt zu bewerten.
    Die Frieden sucht, nicht Sieg.

    Lieben zu können aus der Fülle des Vertrauens in Gott – das ist Erfolg.

    Nicht Erfolg, den man sich erarbeitet,
    sondern Erfolg aus Gnade.

    „Bleibt in meiner Liebe – dann bringt ihr reiche Frucht.“ (Joh 15,9–11)

  • Wer nur den lieben Gott lässt walten

    Wer nur den lieben Gott lässt walten
    und hoffet auf ihn allezeit,
    den wird er wunderbar erhalten
    in aller Not und Traurigkeit.
    Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
    der hat auf keinen Sand gebaut.

    Was helfen uns die schweren Sorgen,
    was hilft uns unser Weh und Ach?
    Was hilft es, dass wir alle Morgen
    beseufzen unser Ungemach?
    Wir machen unser Kreuz und Leid
    nur größer durch die Traurigkeit.

    Man halte nur ein wenig stille
    und sei doch in sich selbst vergnügt,
    wie unsers Gottes Gnadenwille,
    wie sein Allwissenheit es fügt;
    Gott, der uns sich hat auserwählt,
    der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

    Es sind ja Gott sehr leichte Sachen
    und ist dem Höchsten alles gleich:
    den Reichen klein und arm zu machen,
    den Armen aber groß und reich.
    Gott ist der rechte Wundermann,
    der bald erhöhn, bald stürzen kann.

    Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
    verricht das Deine nur getreu
    und trau des Himmels reichem Segen,
    so wird er bei dir werden neu.
    Denn welcher seine Zuversicht
    auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

    Georg Neumark (1641) 1657
    GL 424 · GL 1975 295 · KG 541 · EG 369

  • Loslassen lernen

    Ein schräges Evangelium

    Der ungerechte Verwalter – ein Mann, der das Vermögen seines Herrn verschleudert, Schuldscheine manipuliert und am Ende von Jesus gelobt wird. (Lk 16,1–13). Kaum ein Evangelium irritiert so sehr wie dieses. Ist Betrug plötzlich vorbildlich? Jahrelang habe ich das nicht verstanden. Heute ahne ich die Botschaft: Es geht nicht um Betrug, sondern um das Loslassen – und um die Freiheit, die daraus entsteht.


    Beziehungen statt Besitz

    Papst Franziskus hat dieses Evangelium als Einladung zur Klugheit gedeutet. Nicht die Unehrlichkeit sei das Vorbild, sondern der Mut, das Leben nüchtern zu sehen und entschlossen zu handeln. Geld, so Franziskus, ist „Mist des Teufels“. Doch es kann Werkzeug sein: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon“. Besitz hat nur dann Sinn, wenn er verwandelt wird – in Beziehungen.


    Gabe statt Sicherheit

    Papst Leo XIV griff das Thema heute in Rom auf. Er erinnerte daran, dass wir Rechenschaft ablegen müssen: wie wir mit uns selbst, mit unseren Gütern und den Ressourcen der Erde umgehen. Besitz sei kein Garant für Sicherheit, sondern Geschenk – anvertraut, um Netzwerke von Solidarität zu schaffen. Das Evangelium zwingt zur Entscheidung: Gott oder Mammon, Hingabe oder Egoismus.


    Gott und das liebe Geld

    Kardinal Schönborn schreibt in seinen Gedanken zum Evangelium: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Geld sei nicht neutral. Es verspreche Sicherheit, aber es schenke keine Freundschaft. „Zum Geld können wir keine Beziehung haben, zu Gott schon.“ Loslassen bedeutet: das Geld nicht zum Herrn werden zu lassen, sondern es als Mittel einzusetzen – zuverlässig, ehrlich, auch in den kleinen Dingen.


    Verantwortung statt Fixierung

    Markus Beranek, Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien, hob heute hervor: Besitz und Fähigkeiten sind Mittel, um Gemeinschaft zu gestalten. Entscheidend sei eine Kultur des Miteinanders, nicht das ängstliche Klammern an Status und Ansehen. Loslassen heißt: Verantwortung übernehmen, Fähigkeiten teilen, das Reich Gottes wachsen lassen – mitten in dieser Welt.


    Ars moriendi

    Domkurat Johannes J. Kreier schließlich sprach im Stephansdom von der ars moriendi, der Kunst zu sterben. Das Leben nicht bis zum Letzten auspressen, sondern rechtzeitig gute Investitionen tun: in Freundschaft, in Liebe, in Hingabe. Die Frage lautet: Will ich Kind der Welt sein, das festhält – oder Kind des Lichts, das loslässt?


    Mein Gedanke

    Loslassen scheint mir umso leichter, je mehr ich spüre, dass die Liebe Gottes mich trägt. Wer dankbar auf sein Leben zurückblickt, erkennt: Ich musste nicht alles festhalten. Vieles wurde mir geschenkt. Und was bleibt, ist nicht das, was ich angehäuft habe, sondern das, was ich weitergegeben habe – die Liebe, die Freundschaften, die Spuren, die in Ewigkeit tragen.


    Quellen

    1. Papst Franziskus: Angelus, 22. September 2019, Vatikan. Link
    2. Papst Leo XIV: Predigt, Sant’Anna, 21. September 2025. Link
    3. Kardinal Christoph Schönborn: Gott und das liebe Geld, Gedanken zum Evangelium, 21. September 2025. Link
    4. Markus Beranek: Predigtgedanken (Facebook-Posting), 21. September 2025.
    5. Johannes J. Kreier: Predigt im Stephansdom, 21. September 2025, 12:00 Uhr (mündliche Quelle, Text liegt bei Harald Preyer vor).

  • Mach uns bereit für Dich

    Erhabener Gott, uns bleibst du unerreichbar, doch kommst du selbst uns nahe. Vor dich bringen wir unsere Bitten:
     A: Mach uns bereit für dich.
     – Wenn wir Erfolg haben, lass uns erkennen, wie viel wir davon nicht uns selbst verdanken.
     – Bewahre uns vor Hochmut und Herablassung und lass uns stets zu unseren Mitmenschen finden.
     – Gib, dass wir auf dein verborgenes Wirken vertrauen und das Kleine und Unscheinbare wertschätzen.
     A: Mach uns bereit für dich.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, 31. August 2025


    Die Bereitschaft, auf Gott zu vertrauen, gibt Zuversicht und spendet Trost. Daher verwende ich Bilder wie diese gerne bei ganz persönlichen Abschiedsfeiern als christlicher Trauerredner. Im Mittelpunkt steht das ausführliche liebevolle Erinnern an all das, was den verstorbenen Menschen ausgemacht hat.

  • Werft alle eure Sorge auf ihn

    Begegnet einander in Demut. Denn Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade. Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist. Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch.

    1 Petr 5, 5b–7

    Ich habe ganz selten bei Begräbnissen stolze Menschen gesehen.
    Die meisten kommen traurig und gehen getröstet wieder nach Hause, weil sie im Kreis lieber Menschen ihre Sorgen auf den Herrn werfen konnten.

  • Führ uns ins Licht

    Nimm gnädig, guter Herr und Gott,
    uns diese Nacht in deine Hut;
    lass uns in dir geborgen sein:
    In deinem Frieden ruht sich’s gut.

    Dieweil die müden Glieder ruhn,
    bleib unser Herz dir zugewandt.
    Wir sind dein Volk, das dir vertraut:
    Beschütze uns mit starker Hand.

    Dir sei, Gott Vater, Sohn und Geist,
    die Ruhe dieser Nacht geweiht.
    Umfängt uns einst des Todes Nacht,
    führ uns ins Licht der Herrlichkeit. Amen.

    Nach: Christe, qui lux es et dies (Christe, qui splendor et dies); 5.–6. Jahrhundert – Melodie: GL 663 · GL 1975 696 · KG 284 – alternative Melodie: EG 469

  • Dein Wille geschehe

    Gütiger Vater, dein Sohn hat uns die frohe Botschaft vom Anbruch deiner Herrschaft gebracht. Deiner Weisung öffnen wir uns und bitten:
    A: Dein Wille geschehe.

    Wer vor deinem Angesicht lebt, braucht kein Gut zu entbehren;
    – öffne uns und allen Menschen die Sinne für deine Gegenwart.

    Du willst das Glück aller Menschen;
    – hilf uns erkennen, dass wir zur wahren Freiheit gelangen, wenn wir in deinem Geiste handeln.

    Viele haben nie gelernt, unter den vielen Geräuschen deine leise Stimme zu vernehmen;
    – hilf allen, die in der Seelsorge tätig sind, mit den Menschen deine Sprache zu lernen.

    Wer sich dir anvertraut, wird nicht enttäuscht;
    – vereine alle Verstorbenen in deiner ewigen Freude.
    A: Dein Wille geschehe.

    Quelle: Fürbitten aus dem Abendgebet in Magnificat – das Stundenbuch vom 20.8.2025

  • Bambus

    Wie hoch soll ich wachsen?

    Manchmal sieht niemand, wie sehr du dich bemühst.
    Jahre vergehen, ohne dass dein Traum sichtbar wird.

    So wie beim Bambus: Fünf Jahre lang wächst er nur im Verborgenen – unsichtbar für alle, tief in der Erde.

    Erst wenn seine Wurzeln stark genug sind, schießt er in wenigen Monaten zehn Meter in die Höhe.

    Auch deine verborgenen Jahre sind nicht verloren. Sie geben dir die Kraft, dein volles Maß zu erreichen.

    Sei dankbar für deine Wurzeln, für dein Wachsen, für alles, was du erlebt hast. Dann wirst du wachsen, solange es passt.

  • Geborgenheit

    Es gibt ein Wort in unserer Sprache, das sich nicht übersetzen lässt – weil es mehr meint als Schutz, mehr sagt als Sicherheit, und tiefer reicht als jedes greifbare Gefühl.

    Ein Wort wie ein warmer Mantel.
    Wie ein stilles Licht im Innersten.
    Es bedeutet:
    Ich bin gehalten –
    nicht, weil alles gut ist,
    sondern weil ich nicht allein bin.

    Geborgenheit spüren wir,
    wenn eine Hand unsere hält,
    wenn ein Blick sagt: Du darfst sein.
    Wenn der Tod uns trennt –
    und wir dennoch glauben dürfen,
    dass die Liebe nicht endet,
    sondern trägt.

    Geborgen ist,
    wer vertraut –
    in den Anderen,
    ins Leben,
    in Gott.

    Geborgen ist,
    wer nicht mehr kämpfen muss,
    weil er angekommen ist.

    Geborgen ist,
    wer liebt.
    Und wer sich lieben lässt.


    Zu diesem Text hat mich das Buch meines Freundes Carl Achleitner „Das Geheimnis eines guten Lebens“ inspiriert. Es erschien 2020 im Verlag edition a, Wien. Carl beschreibt in einer berührend authentischen Sprache seine eigene Kindheit und seine Erlebnisse als Trauerredner. „Geborgenheit“ ist das Gefühl, das die meisten Menschen im Angesicht des Todes ersehen.


    Ein zentrales Lebensgefühl

    Mit dem deutschen Wort „Geborgenheit“ meinen wir weit mehr als bloße Sicherheit: Es ist ein tiefes, emotionales Wohlgefühl – ein Zustand von Nähe, Wärme, innerer Ruhe und Frieden. Es meint, getragen zu sein, angenommen und geschützt – und es ist mehr als der Schutz vor Verletzung.

    Dieses Wort gilt als eines der schönsten deutschen Wörter – 2004 wurde es beim Wettbewerb von Deutschen Sprachrat und Goethe-Institut zum zweitschönsten Wort Deutschlands gekürt. Der Begriff war bewusst gewählt worden, weil in anderen Sprachen – etwa Englisch, Französisch oder Russisch – kein einzelner Begriff diese Tiefe erreicht. Im Niederländischen und Afrikaans existiert das Pendant „geborgenheid“, aber ansonsten bleibt es unübersetzbar.

    Psychologisch gesehen beschreibt Hans Mogel „Geborgenheit“ als ein zentrales Lebensgefühl, das Sicherheit, Wohlgefühl, Vertrauen, Zufriedenheit, Akzeptanz und Liebe durch andere verbindet. Gerade in der Kindheit ist eine solche Erfahrung Grundstein für eine stabile Persönlichkeit und kreatives, angstfreies Spiel.

  • Die Liebe trägt

    Die Liebe trägt – auch im Sturm

    Das Wasser steht oft für das Ungewisse. Für Tod und Neubeginn. Für Zeiten, in denen uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird – und wir nicht wissen, ob wir noch schwimmen oder schon untergehen.

    Eine alte Geschichte erzählt von einem Mann, der mitten im Sturm fast versinkt. Erst als er den Blick hebt – und der Liebe vertraut – wird er gehalten.

    Vielleicht ist das auch unsere Erfahrung:
    Nicht auf die Angst starren. Nicht auf das, was uns überrollt.
    Sondern auf das, was uns trägt.
    Auf die Liebe, die bleibt.

    Solange wir auf die Liebe schauen, gehen wir nicht unter.

    Und dann – mitten im Gegenwind – der leise Trost:
    Du bist nicht allein.