In Tiefen, die kein Trost erreicht, lass doch deine Treue mich erreichen. In den Nächten, wo der Glaube weicht, lass nicht deine Gnade von mir weichen.
Auf dem Weg, den keiner mit mir geht, wenn zum Beten die Gedanken schwinden, wenn mich kalt die Finsternis umweht, wollest du in meiner Not mich finden.
Wenn die Seele wie ein irres Licht flackert zwischen Werden und Vergehen, wenn es mir an Trost und Rat gebricht, wollest du an meiner Seite stehen.
Wenn ich deine Hand nicht fassen kann, nimm die meine du in deine Hände, nimm dich meiner Seele gnädig an, führe mich zu einem guten Ende.
Justus Delbrück (1902–1945) aus einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager
„Gehe den Pfad gemeinsam, solange du kannst, und wenn eine Trennung unvermeidlich ist, halte deinen Gefährten nie ab.“
Ein schöner Gedanke aus dem Taoismus: Abschied gehört zum Leben. Menschen begleiten uns eine Zeit lang auf unserem Weg – manchmal für viele Jahre, manchmal nur kurz. Und dann trennen sich die Wege. Oft bleibt bei uns eine Mischung aus Schmerz, Schuldgefühlen oder Fragen zurück.
Als christlicher Begleiter erkenne ich: Auch Jesus selbst hat diese Gefühle gekannt. Er hat getrauert, geliebt und losgelassen. Seine Menschlichkeit zeigt uns: Trauer ist kein Mangel an Glauben – sie ist ein Ausdruck unserer Liebe.
Doch wir dürfen zugleich Hoffnung aus unserem Glauben schöpfen, denn: „Christus hat dem Tod den Stachel gezogen.“ (vgl. 1 Kor 15,55–57)
Der Tod bleibt eine Wirklichkeit, aber er hat nicht mehr das letzte Wort. Die Auferstehung Jesu schenkt uns Zuversicht, dass das Leben weitergeht – in Gott.
Wir dürfen weinen und hoffen zugleich.
Was hat euch geholfen, in Zeiten des Abschieds Trost zu finden?
Was Trauerredner von Matthew Wong und Vincent van Gogh lernen können
Einführung
Die Ausstellung „Matthew Wong – Vincent van Gogh: Letzte Zuflucht Malerei“ in der Wiener Albertina (14. Februar – 19. Juni 2025) bringt zwei Künstler zusammen, deren Leben und Werk von innerer Zerrissenheit, Sehnsucht und der Suche nach Trost geprägt sind. Für meine Arbeit als Trauerredner bietet diese Gegenüberstellung wertvolle Impulse, um über Verlust, Hoffnung und die heilende Kraft der Kunst zu reflektieren.
Matthew Wong: Malerei als Therapie
Matthew Wong (1984–2019) war ein kanadischer Maler, der sich autodidaktisch der Kunst näherte. Geboren in Toronto und aufgewachsen in Hongkong, litt er an Autismus, Tourette-Syndrom und Depressionen. Er begann erst in seinen späten Zwanzigern zu malen, fand jedoch schnell Anerkennung für seine leuchtenden, melancholischen Landschaften.Wongs Werke, oft in intensiven Blau- und Orangetönen gehalten, spiegeln eine tiefe Sehnsucht nach Verbindung und Trost wider. Seine Malerei diente ihm als Zufluchtsort, ein Mittel, um seine inneren Kämpfe zu verarbeiten.Tragischerweise nahm er sich 2019 im Alter von 35 Jahren das Leben.
Vincent van Gogh: Die spirituelle Dimension der Kunst
Vincent van Gogh (1853–1890) ist einer der bekanntesten Post-Impressionisten. Geboren in den Niederlanden, begann er erst mit 27 Jahren zu malen. Seine Werke zeichnen sich durch kräftige Farben und expressive Pinselstriche aus. Van Gogh kämpfte zeitlebens mit psychischen Problemen und verbrachte Zeit in psychiatrischen Einrichtungen. Trotz seiner inneren Turbulenzen fand er in der Natur und der Malerei eine spirituelle Zuflucht. Seine berühmten Werke wie „Sternennacht“ und „Sonnenblumen“ zeugen von seiner tiefen Verbindung zur Welt um ihn herum.
Die Ausstellung: Eine Begegnung zweier Seelen
Die Albertina präsentiert in dieser Ausstellung rund 44 Gemälde und 12 Arbeiten auf Papier von Matthew Wong, ergänzt durch ausgewählte Werke von Vincent van Gogh. Die Gegenüberstellung zeigt, wie beide Künstler die Malerei als letzten Zufluchtsort nutzten. Wongs Werke erinnern in ihrer Farbgebung und Thematik an Van Gogh, doch während Van Gogh in der Natur Trost fand, schuf Wong imaginäre Landschaften, die seine innere Welt widerspiegeln.
Die heilende Kraft der Kunst: Sowohl Wong als auch Van Gogh nutzten die Malerei, um ihre inneren Schmerzen zu verarbeiten. Dies zeigt, wie kreative Ausdrucksformen helfen können, mit Trauer und Verlust umzugehen.
Die Suche nach Verbindung: Wongs Werke spiegeln eine tiefe Sehnsucht nach Verbindung wider. In Trauerreden kann dies als Metapher für die menschliche Suche nach Nähe und Verständnis dienen.
Die spirituelle Dimension des Abschieds: Van Goghs Werke zeigen eine tiefe spirituelle Verbundenheit mit der Natur. Dies kann Trauernden helfen, Trost in der Welt um sie herum zu finden.
Die Bedeutung des Erinnerns: Beide Künstler wurden posthum für ihre Werke anerkannt. Dies unterstreicht die Bedeutung, das Leben und die Erinnerungen an Verstorbene zu bewahren und zu ehren.
Die Ausstellung „Letzte Zuflucht Malerei“ bietet nicht nur einen tiefen Einblick in das Schaffen zweier außergewöhnlicher Künstler, sondern auch wertvolle Impulse für Trauerredner. Sie zeigt, wie Kunst helfen kann, mit Verlust umzugehen, Trost zu finden und die Erinnerung an Verstorbene lebendig zu halten.
„Die Malerei ist für mich ein Mittel, um das Unsichtbare sichtbar zu machen.“ – Matthew Wong
Die Sonne scheint in der Mitte des Himmels. Alle Dinge wenden ihr Antlitz dem Licht zu.
Gerade in Zeiten des Abschieds verlieren wir leicht die Orientierung. Was gestern noch selbstverständlich war, fehlt plötzlich. Wo ist die Mitte?
Die Antwort liegt näher, als wir denken: Unsere Mitte entsteht nicht durch äußere Maßstäbe. Unsere Mitte ist dort, wo wir uns der Liebe zuwenden. Der Liebe, die uns hält. Der Liebe, die uns verbindet – über alles Sichtbare hinaus.
Wenn wir nach innen lauschen, spüren wir: Trost beginnt in uns. Die Mitte trägt uns. Und die Liebe zeigt uns den Weg – sanft, beständig, verlässlich.
(Inspiriert von „365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres“)
Christus Jesus, du selbst bist unseren Tod gestorben. Wir bitten dich:
A: Herr, erbarme dich unser.
Wenn wir einen lieben Menschen verloren haben, – sende uns Menschen, die uns trösten.
Wenn in unserer Umgebung jemand dem Sterben entgegengeht, – lass uns ihn oder sie begleiten und in dieser Weggemeinschaft deine Gegenwart erfahren.
Wenn uns der eigene Tod ängstigt, – lass uns dies als Chance begreifen, bewusster zu leben, und stärke unser Vertrauen.
A: Herr, erbarme dich unser.
Vaterunser
Allmächtiger, ewiger Gott, dein eingeborener Sohn ist in das Reich des Todes hinabgestiegen und von den Toten glorreich auferstanden. Gib, dass deine Gläubigen, die durch die Taufe mit ihm begraben wurden, durch seine Auferstehung zum ewigen Leben gelangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
Vor Gott sind tausend Jahre wie der Tag, der gestern verging. Er möge an uns seine Geduld erweisen und uns nicht zugrunde gehen lassen. Er schenke uns sein Erbarmen in Christus Jesus, seinem Sohn