„Hoffentlich“ – ein Wort, das wir oft sagen. Vor einer Operation, vor einem Gespräch, in Zeiten der Unsicherheit. Manchmal mischt sich Angst hinein, manchmal die Erinnerung an Enttäuschungen.
Und doch gibt es eine Hoffnung, die weiter trägt. Eine Hoffnung, die größer ist als Sorgen und stärker als der Tod. Sie sagt: Alles, was an Liebe, Güte und Menschlichkeit gelebt wurde, bleibt. Es geht nicht verloren.
„Auferstehung“ bedeutet: Der letzte Satz unserer Geschichte heißt nicht „Ende“, sondern „Weiter“. Diese Hoffnung ist ein Geschenk. Sie schenkt Geborgenheit, Sinn und Perspektive – schon heute.
Darum dürfen wir sagen: Unsere Verbindung bleibt. Die Liebe bleibt. Und das Wiedersehen kommt – in einer Wirklichkeit, in der wir einander wieder in die Arme schließen.
2. Lesung am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel
Schwestern und Brüder! Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.
Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen.
Friedrich bohrt mit seiner radikal reduzierten Bildsprache: kein Tiefenraum, kein Begehbarkeit – nur Horizont, Himmel, Meer, Mönch. Der Klassiker zeigt nicht die Welt – er zeigt unser innerstes Sehnen und Zweifeln. In seiner Leere liegt das Dialogische: Der Betrachter ist nicht eingeladen, sondern eins mit dem Gemalten.
Ein Bild wie ein Gebet in Farbe – es stellt die Frage nach Gottes Nähe, nach Trost in Stille und Weite, nach der Antwort auf unsere existentielle Einsamkeit.
„Daran also sollten wir denken auf unserem nächsten einsamen Strandspaziergang an der Ostsee: dass wir den Mut haben, nach oben zu schauen, auch wenn wir alle Hoffnung haben fahren lassen. Oder wie es Marcel Proust, der große Kenner Friedrichs, einmal ausgedrückt hat: Halten Sie stets ein kleines Stückchen Himmel über Ihrem Leben frei.“
Florian Illies beschreibt in DIE ZEIT Nr. 34/2025 das „kühneste Gemälde des 19. Jahrhunderts in Deutschland“: Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“, entstanden zwischen 1808 und 1810. Der Mönch – einsam, verloren, im tiefen Zweifel – blickt aufs Meer, während Natur und Unendlichkeit aufs Innerste treffen.
Geschenk-Link zum ZEIT‑Artikel: „Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich – Was denkt sich wohl der Mönch am Meer? (ZEIT Magazin Nr. 34/2025, 8. August 2025)
Denn bei IHM ist niemand verloren. Jeder Mensch ist ein Gedanke Gottes, jede Seele verzeichnet im Himmel – selbst wenn kein Grabstein den Namen trägt.
Am Rande des Wiener Hafens, versteckt hinter Bäumen und Bahngleisen, liegt ein Ort, der leise vom Leben erzählt: der Friedhof der Namenlosen.
Hier ruhen Menschen, die einst von der Donau an Land gespült wurden – ohne Namen, ohne Angehörige, ohne Abschied. Und doch nicht vergessen.
Es ist berührend, dass die Stadt Wien diesen Ort bewahrt und ihn bewusst wild belässt. Das Gras darf wachsen, die Blumen blühen, die Natur darf erzählen.
Denn dieser Ort erinnert: an die Vergänglichkeit des Lebens, an die stille Macht des Wassers, und an die Hoffnung, dass am Ende die Liebe bleibt.
Der ursprüngliche Friedhof der Namenlosen wurde längst vom Auwald zurückgenommen. Auch das ist eine Wahrheit: Die Natur holt sich alles zurück – nur nicht die Liebe.
Christophorus – der Christusträger – Träger der Liebe – Tor zum Paradies?
Am 24. Juli feiern viele Christoph in Österreich ihren Namenstag. Das geht auf den Heiligen Christophorus zurück.
Im Mittelchor des Stephansdoms blickt uns seine eindrucksvolle Statue entgegen: Ein kraftvoller Mann, das Kind auf der Schulter. Mit jedem Schritt trägt er nicht nur ein Kind – sondern das Gewicht der ganzen Welt.
Die Legende erzählt: Christophorus wollte nur dem Mächtigsten dienen. Er diente Königen, dem Teufel – bis er schließlich Christus fand. Als Fährmann trug er den Knaben durch einen reißenden Fluss. Das Kind wurde immer schwerer. Bis Christophorus erkannte:
Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das Gottes besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. Einst wart ihr nicht sein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk; einst gab es für euch kein Erbarmen, jetzt aber habt ihr Erbarmen gefunden.
1 Petr 2, 9–10
Wir leben in einer Welt, die oft dunkel wirkt. Doch Du bist nicht namenlos im Strom der Zeit.
Du bist gerufen. Gehalten. Geliebt. Du bist Teil eines Volkes, das Licht in die Welt trägt.
Du musst nicht perfekt sein. Du darfst Erbarmen empfangen – und weitergeben.
Dein Leben ist wertvoll, weil Du es mit Hoffnung füllst, durch Zuhören, Helfen, Danken, Vergeben.
Heute. Jetzt. Und auch morgen.
Denn wir sind nicht Zuschauer, sondern Zeugen der Liebe Gottes, die stärker ist als Dunkelheit und Tod.
Gesegnet der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn die Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte.
Jer 17, 7–8
Wir beten zu Christus, der uns heute nahe sein will:
A: Erhöre uns, Christus. – Lass uns ein Segen sein für alle, denen wir heute begegnen. – Mache unser Leben zu einem Loblied deiner Gegenwart. – Lenke unsere Schritte auf dem Weg des Friedens. A: Erhöre uns, Christus.
Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 23.6.2025
Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Stellen Sie sich vor, dass Sie zur Bestattung eines langjährigen Freundes eingeladen sind. Er starb viel zu früh – wie geliebte Menschen immer zu früh sterben.
Sie wissen nicht, was sie erwartet. Einige andere Freunde sind schon da.
Man begrüßt sich leise, pietätvoll, mit diesem traurigen Blick, der eine Mischung aus „Es tut mir leid. Ich fühle mit. Ich bin da. Ich vermisse Peter auch sehr.“ signalisiert.
Der Trauerredner begrüßt die Gäste angemessen, unaufdringlich, warmherzig.
Dann sprichst Peter selbst.
Sie hören ihn glasklar. Ganz so als würde er neben Ihnen sitzen. Seine Stimme klingt warm, liebevoll – sein gewohnter Erzählton unter Freunden. Es ist alles wie es immer war, wenn sie Peter getroffen haben. Es sind nur mehr Menschen da als sonst im Freundeskreis. Und es ist alles irgendwie feierlicher. Aber es ist kein Zweifel: Das ist Peter’s Stimme. Das ist keine KI, keine Computerstimme.
Peter erzählt Episoden aus seinem Leben und es sind gute Geschichten. Auch Sie selbst kommen einmal kurz vor. Das berührt Sie – die Geschichte damals am Gardasee bei ihrer Wanderung auf den Monte Baldo als sie einander gegenseitig fotografiert haben – weit im Hintergrund das tiefe Blau des Sees.
Und Peter sagt auch Botschaften, die nachdenklich machen. Vom Leben im Jetzt, von der Dankbarkeit, die zum Glück führt, von der Verantwortung, von einer guten Welt, von der Liebe und von seiner Hoffnung.
Die Stimmung ist gelöst. Dankbarkeit und Hoffnung erfüllen den Raum und nehmen die Trauer an der Hand.
Making of
Möglich wurde diese neue Form des eigenen Nachrufs durch eine besondere Vorbereitung. Peter hat mich drei Monate vor seinem Tod angerufen und gefragt, ob wir seine Trauerrede gemeinsam vorbereiten können.
Wir haben geplant, uns dreimal zu treffen. Beim ersten Treffen hat er mir in zwei Stunden sein Leben erzählt. Ich habe nur gut zugehört, manchmal nachgefragt, in meinen Worten gespiegelt, was er mir erzählt hat. Es waren zwei schöne Stunden auf seiner Terrasse. Nur er und ich, mein Notizblock und später auch mein Handy zum Aufnehmen seiner Erzählungen.
Dann habe ich Peter einige Gedanken geschickt. Fragen, Bilder und Ideen, die ihn inspiriert haben, seine Erzählung weiter auszuschmücken, zu fokussieren, Schwerpunkte zu setzen, einen roten Faden zu finden, mit allen Sinnen spürbar zu machen.
Ich habe Peter dann ein zweites Mal besucht und er hat seine eigene Trauerrede das erste Mal selbst gesprochen. Das habe ich aufgenommen – nicht in Studioqualität, sondern so wie es war. Knappe zehn Minuten – so wie meine eigenen Trauerreden. Allerdings mit leisen Hintergrundgeräuschen auf der Terrasse. Einmal hat Senta gebellt. Sogar in der Aufnahme hört man, wie sie voller Freude das Kommen der Enkel kurz gemeldet hat.
Wir haben dann noch länger darüber gesprochen, wie es ihm jetzt geht. Die Ärzte meinen, mit viel Glück wird er den Ferienbeginn von Klara und Franz noch erleben. Die Schmerzen sind erträglich. Ich erlebe Peter reflektiert, ruhiger als bei unserem ersten Gespräch, gefasster, manchmal tief berührt und dann auch zeitweise wie bereits in einer anderen schönen Welt, träumend, sinnierend, glücklich, erlöst. Ich habe ihn noch gebeten, mir ein Bild – ein gutes Foto – von ihm zu schicken. Damit er uns von der Staffelei in der Aufbahrungshalle auch ansieht, wenn wir seine letzten Wort hören.
Wir haben geplant, wann wir uns zum dritten Mal sehen, um die finale Version seiner eigenen Trauerrede professionell aufzunehmen… Vielleicht mit Video.
Dazu kam es nicht mehr. Eine Woche später hat mich Barbara angerufen und schlicht gesagt: „Peter ist tot. Er ist heute Nacht einfach eingeschlafen. Wir haben noch miteinander gekuschelt wie jeden Tag und er ist nicht mehr aufgewacht.“
Die erste Version von Peter’s selbstgesprochener Trauerrede und sein Bild auf der Staffelei haben Bekannte, Freunde und sogar Barbara vermutlich mehr berührt als es jede Erinnerung vermocht hätte.
Was bleibt? Erinnerungen, Bilder im Kopf, viel Liebe, Freude über das Erlebte, Erzählte und die warme Vorfreude auf das Wiedersehen. Irgendwann, irgendwie und sicher anders als hier. Und Senta’s leises Bellen.
Ein Artikel aus der ZEIT vom 23.4.2025 beschreibt authentisch und ehrlich Erfahrungen mit anderen modernen Methoden der Speicherung von Erinnerungen an Verstorbene.
Christus Jesus, du selbst bist unseren Tod gestorben. Wir bitten dich:
A: Herr, erbarme dich unser.
Wenn wir einen lieben Menschen verloren haben, – sende uns Menschen, die uns trösten.
Wenn in unserer Umgebung jemand dem Sterben entgegengeht, – lass uns ihn oder sie begleiten und in dieser Weggemeinschaft deine Gegenwart erfahren.
Wenn uns der eigene Tod ängstigt, – lass uns dies als Chance begreifen, bewusster zu leben, und stärke unser Vertrauen.
A: Herr, erbarme dich unser.
Vaterunser
Allmächtiger, ewiger Gott, dein eingeborener Sohn ist in das Reich des Todes hinabgestiegen und von den Toten glorreich auferstanden. Gib, dass deine Gläubigen, die durch die Taufe mit ihm begraben wurden, durch seine Auferstehung zum ewigen Leben gelangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
Vor Gott sind tausend Jahre wie der Tag, der gestern verging. Er möge an uns seine Geduld erweisen und uns nicht zugrunde gehen lassen. Er schenke uns sein Erbarmen in Christus Jesus, seinem Sohn