Schlagwort: Hoffnung

  • Psalm 31 – In der Bedrängnis

    Wie groß ist deine Güte, Herr,
    die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren;
    du erweist sie allen, die sich vor den Menschen zu dir flüchten.
    Du beschirmst sie im Schutz deines Angesichts
    vor dem Toben der Menschen.
    Wie unter einem Dach bewahrst du sie
    vor dem Gezänk der Zungen.

    Gepriesen sei der Herr, der wunderbar an mir gehandelt
    und mir seine Güte erwiesen hat zur Zeit der Bedrängnis.
    Ich aber dachte in meiner Angst:
    Ich bin aus deiner Nähe verstoßen.
    Doch du hast mein lautes Flehen gehört,
    als ich zu dir um Hilfe rief.

    Psalm 31,   Verse 20–25

    Impuls

    Wie oft glauben wir in der Not, Gott habe uns vergessen.
    Doch später – manchmal erst viel später – erkennen wir:
    Er war da, auch im Schweigen, auch in der Angst.
    Dankbarkeit wächst aus dieser Rückschau:
    „Du hast mein lautes Flehen gehört.“

  • Meine Hoffnung und meine Freude

    Meine Hoffnung und meine Freude,
    meine Stärke, mein Licht.
    Christus, meine Zuversicht,
    auf dich vertrau ich
    und fürcht mich nicht,
    auf dich vertrau ich
    und fürcht mich nicht.

    Taizé nach Jes 12,2 – GL 365

    Impuls

    Manchmal reicht ein einziger Satz, um uns innerlich zu halten:
    „Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“
    Dieser einfache Vers aus Taizé ist wie ein Atemgebet – ein leises Ja zu Gott mitten in der Angst.
    Er erinnert uns: Vertrauen ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung.
    Und wer sie trifft, spürt: Es trägt.

  • Tod – Motor des Lebens, Trauer – Tochter der Liebe

    Wenn wir vom Tod sprechen, sprechen wir immer auch vom Leben. Diese Einsicht zieht sich wie ein stiller Faden durch das Denken Viktor E. Frankls – und durch den Vortrag des Biochemikers und Logotherapeuten Edgar Falkner-Groier, den er unter dem Titel „Tod: Motor des Lebens – Trauer: Tochter der Liebe“  beim Viktor Frankl Zentrum Wien regelmäßig hält.

    Der Mensch, so Falkner-Groier, ist sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst – und genau darin liegt seine Würde. Seit der „Vertreibung aus dem Paradies“, diesem großen biblischen Bild für die Erkenntnis von Gut und Böse, weiß der Mensch, dass sein Leben endlich ist. Doch gerade diese Erkenntnis treibt ihn dazu an, Sinn zu verwirklichen. Der Tod wird damit – paradoxerweise – zum Motor des Lebens.

    Frankl nannte die Vergangenheit den „Raum des Unvergänglichen“. Denn alles, was wir getan, geliebt, erlitten oder geschenkt haben, bleibt dort aufgehoben – „unverlierbar“, wie er sagte. Unsere Lebensgeschichte ist keine Linie, die in den Tod läuft, sondern eine Scheune voller gelebter Bedeutung. In dieser Sichtweise verliert der Tod seinen Stachel. Er zwingt uns, verantwortlich zu leben – und das Leben zu lieben, gerade weil es vergeht.

    Trauer als verwandte Form der Liebe

    Im zweiten Teil seines Vortrags spricht Falkner-Groier von der Trauer – und nennt sie „Tochter der Liebe“. Denn nur wer liebt, kann trauern. Und jede echte Trauer enthält die Möglichkeit, zur Liebe zurückzufinden.

    Frühere psychologische Ansätze verstanden Trauerarbeit als ein „Loslassen“ – als Abschluss, nach dem das „normale Leben“ weitergehen sollte. Heute wissen wir: Wer loslässt, darf zugleich halten. Der geliebte Mensch verschwindet nicht aus der Beziehung, er verändert nur die Art, in der er da ist. Frankl formulierte es so: „Bei-Sein ist nicht auf Da-Sein angewiesen.“

    Trauer wird so zur Bewegung zwischen Loslassen und Halten, zwischen Schmerz und Liebe. Mit der Zeit wandelt sich die verzweifelte Trauer zur „liebenden Trauer“ – einer neuen Form der Beziehung, die den Verstorbenen ehrt und im Herzen bewahrt.

    Und wer glaubt, darf diesen Wandel noch weiter deuten: In einem „Akt des gläubigen Urvertrauens“, sagt Falkner-Groier, können wir auch das Unbegreifliche einem größeren Sinn übergeben – einem „Über-Sinn“, wie Viktor Frankl ihn nannte. Die Liebe, die bleibt, überwindet den Tod.

    Der Liedermacher Hubert von Goisern fasst es schlicht: „Liebe kennt nicht den Tod.“

    Ein persönlicher Nachklang

    In vielen Begegnungen mit Trauernden erlebe ich genau das: Wie Liebe und Verlust keine Gegensätze sind, sondern zwei Seiten derselben Erfahrung. Wenn ein Vater seiner verstorbenen Tochter schreibt, er werde sie im Himmel wiedersehen; wenn eine Witwe beim Kerzenlicht sagt, sie spüre ihren Mann noch immer an ihrer Seite – dann geschieht das, was Falkner-Groier beschreibt: Die Trauer verwandelt sich in Liebe.

    Es ist die Liebe, die den Tod überdauert, und der Tod, der uns lehrt, zu lieben.


    Quelle:
    DI Dr. Edgar Falkner-Groier, Tod: Motor des Lebens – Trauer: Tochter der Liebe, Vortrag im Viktor Frankl Zentrum Wien, 2025.
    Verwendete Literatur: Viktor E. Frankl, Logotherapie und Existenzanalyse (Beltz, 2002); R. Kachler, Meine Trauer wird dich finden (Herder, 2017); E. Lukas, In der Trauer lebt die Liebe weiter (Butzon & Bercker, 2019).

    Autor
    Harald R. Preyer ist ehrenamtlich Lektor im Wiener Stephansdom, christlicher Begräbnisleiter und Trauerredner. Auf Basis seiner Erfahrung als systemischer Coach und geistlicher Begleiter gestaltet er Begräbnisse und Urnenfeiern als Perlen von Glaube, Hoffnung und Liebe. Seine Auftraggeber sind oft der Kirche fernstehende und ausgetretene Personen, die dennoch Gläubige sind. Persönliche Begegnungen mit Viktor Frankl ab 1983 haben sein Leben mit geprägt.

  • Die Stunde lieb ich

    Die Stunde lieb ich, wenn das Licht verglühte,
    der Himmel weiß wird wie Holunderblüte
    und das Geschiedne wieder Frieden schließt,
    als habe Kampf und Zwietracht keinen Sinn.

    Am braunen Hang die Dörfer nun verschwimmen,
    erloschen sind des Tages grelle Stimmen,
    und das Gebirge wird ein Meer und fließt
    in dunklen Wogen still gewaltig hin.

    Ricarda Huch (1864–1947)

    Ricarda Octavia HuchPseudonymRichard Hugo, (* 18. Juli 1864 in Braunschweig; † 17. November 1947 in Kronberg im Taunus) war eine deutsche SchriftstellerinPhilosophin und Historikerin, die als eine der ersten Frauen im deutschsprachigen Raum im Fach Geschichtepromoviert wurde. Sie schrieb Romane und historische Werke, die durch einen konservativen und gleichzeitig unkonventionellen Stil geprägt sind.

    Quelle: Wikipedia Eintrag abgerufen am 21.10.2025

  • Trauer als heilige Katharsis

    Zum Gedenktag des hl. Ignatius von Antiochia
    – Freitag, 17. Oktober 2025

    (Welttag gegen Armut und Ausgrenzung)

    Lesung aus dem Morgengebet: 1 Petr 1, 6–9

    Ihr seid voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst.
    Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist.
    So wird eurem Glauben Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi.
    Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht;
    aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude,
    da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.


    Das Feuer, das reinigt

    Manchmal führt das Leben uns durch ein Feuer.
    Wir verlieren Menschen, Sicherheiten, Träume. Und mitten in der Trauer fragen wir: Warum muss das so weh tun?

    Die alten Griechen nannten dieses Durchgehen durch Schmerz Katharsis – Reinigung, Läuterung. In ihren Dramen war das Erleben von Leid kein Selbstzweck, sondern der Weg zu neuer Klarheit, zu Menschlichkeit. Erst wer Tränen zulässt, kann sich verwandeln.

    Auch die Bibel spricht in diesem Sinn:
    Der Glaube ist wie Gold, das im Feuer geprüft wird. Nicht das Feuer zerstört ihn, sondern es bringt seine Reinheit zum Vorschein.

    Ignatius – der Gottesträger

    Am heutigen Tag erinnert uns die Kirche an Ignatius von Antiochia, einen der ersten Zeugen des Glaubens. Auf seiner schweren Reise in die Gefangenschaft schrieb er Briefe voller Zuversicht. Er nannte sich selbst Theophoros, den „Gottesträger“.
    Er wusste: Gott verlässt uns nicht im Leid – er trägt uns hindurch.

    Trost, der verwandelt

    Trauer kann zu einer heiligen Katharsis werden.
    Nicht, weil der Schmerz an sich gut wäre, sondern weil er das Herz öffnet.
    Er macht uns empfänglich für das, was bleibt: Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit, Tiefe.

    Wenn wir den Mut haben, durch die Trauer zu gehen, anstatt sie zu umgehen, dann geschieht etwas leise Wunderbares:
    Aus Tränen wächst Frieden. Aus Verlust wächst Liebe.
    Und aus der Dunkelheit wächst neues Leben.

    Trost heißt nicht, den Schmerz zu leugnen – sondern in ihm Gott zu begegnen. Denn Gott ist Liebe. Und Liebe siegt immer.

  • Wie Liebe Trauer verwandelt

    Gedanken von Harald R. Preyer nach der Generalaudienz von Papst Leo XIV., 15. Oktober 2025

    Papst Leo XIV. hat in seiner heutigen Katechese etwas ausgesprochen, das mich tief berührt:

    Der Auferstandene ist die Quelle, die niemals versiegt.

    Er sagt nicht: Wir sollen an die Auferstehung glauben – er sagt: Sie geschieht mitten unter uns. Christus ist nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart. Er ist das lebendige Wasser, das unseren Durst stillt, wenn das Leben uns austrocknet.

    Als ich diese Worte heute Mittag im Auto hörte, musste ich an die vielen Hinterbliebenen denken, die ich in den letzten Monaten besucht habe.

    Einige von ihnen freuen sich schon jetzt auf das Wiedersehen mit ihren vorausgegangenen Familienmitgliedern – an einem Ort, den keiner kennt und den noch nie ein Mensch gesehen hat.
    In solchen Gesprächen wandelt sich Trauer oft überraschend schnell in Dankbarkeit – und manchmal sogar in leise Freude.

    Andere hingegen tun sich schwer, auf meine Frage eine tröstende Antwort zu finden: „Was glauben Sie – wo ist der liebe Verstorbene jetzt?“

    Oft höre ich dann: „Er lebt in unseren Herzen weiter.“

    Das ist ehrlich, und es ist menschlich. Aber ich denke mir oft: Das wäre mir zu wenig. Denn wenn der letzte Mensch gestorben ist, der sich erinnert – ist der Verstorbene dann wirklich für immer verschwunden? „Mausetot“, wie es der Herzogenburger Probst Petrus Stockinger heuer im Frühjahr gesagt hat.

    In meinen Trauerreden bemühe ich mich deshalb, jene Hoffnung zu vermitteln, die uns Christen der Glaube an den auferstandenen Christus schenkt. Sie verwandelt die bloße Erinnerung unserer Herzen in die Vorfreude auf das Wiedersehen. Natürlich ändert das nichts am Schmerz, den Trauernde im Moment erleben. Aber diese Hoffnung ist ein Licht am Ende des Tunnels – ein Ziel, auf das wir zugehen können.

    Denn durch Christus dürfen wir glauben: Das Leben endet nicht im Vergessen, sondern wird vollendet in der Liebe Gottes – dort, wo keine Trennung mehr ist.

    Wo Liebe spürbar wird

    Erstaunlich ist für mich immer wieder, dass gerade Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, diese Botschaft mit großem Wohlwollen annehmen.

    Vielleicht, weil sie in dieser Form schon lange nicht mehr – oder vielleicht noch nie – über die Liebe nachgedacht haben.
    Und doch ist Gott genau das: die Liebe selbst.

    Mir erzählen Menschen immer wieder, warum sie aus der Kirche ausgetreten sind und einige Gründe kann ich nachvollziehen und verstehen. Ich habe aber noch nie einen (trauernden) Menschen erlebt, der sich gegen die Liebe ausgesprochen hat.

    Viele Angehörige nehmen gerne meine Einladung zu einer kleinen Führung „Der Stephansdom – eine Liebesgeschichte“ an. Ich bin kein Domführer – ich bin Lektor, Ministrant, und vor allem ein gläubiger Mensch, der diesen Ort liebt. Ich zeige ihnen Plätze, an denen ich selbst immer wieder die Gegenwart Gottes spüre – die stille, tröstende, zärtliche und manchmal überwältigende Liebe des Auferstandenen.

    Und die Trauernden sind mir danach dankbar.
    Nicht, weil sie eine kunsthistorische Führung erlebt hätten,
    sondern weil sie – mitten in der Stille, im Gebet, in einem Lichtstrahl, in einem Augenblick des Friedens – die Nähe des lieben Verstorbenen gespürt haben.

    Nicht im Kopf, sondern im Herzen.
    Nicht in Worten, sondern in der Liebe.

    Vielleicht ist genau das Auferstehung:
    Dass wir – mitten im Leben, mitten in der Trauer – wieder lernen zu spüren, wie Liebe das Letzte ist, was bleibt.
    Und das Erste, das neu beginnt.


    Harald R. Preyer ist systemischer Coach, geistlicher Begleiter und christlicher Trauerredner in Wien.

  • Christliche Bestattung – Nähe, Rituale, Hoffnung

    Oft höre ich: „Die Menschen wollen keine christlichen Begräbnisse mehr.“ Das stimmt so nicht. Wahr ist: Immer mehr Trauerfeiern werden weltlich gestaltet – weil Angehörige Kontakte zu Priestern verloren haben, die sich Zeit nehmen, zuhören und Rituale verständlich erklären. Dabei erlebe ich, dass viele Menschen gerade im Angesicht des Todes eine Sehnsucht nach Gebet, Trost und Sinn haben. Bedenken sollten wir, dass meist viele der Mitfeiernden keine regelmäßigen Messbesucher sind.

    Am Freitag durfte ich in Zwentendorf eine christliche Bestattung leiten. Über 250 Menschen – Familie, Freunde, Nachbarn, Kameradschaftsbund, Jäger, Kollegen – waren gekommen. Die kleine Barbara-Kapelle fasst nur rund zehn Personen, deshalb haben wir die Feier mit Lautsprechern auf den Platz vor dem Friedhof übertragen. So konnten alle mitbeten, zuhören und Anteil nehmen.

    Rituale, die tragen

    Besonders berührend war, wie die traditionellen Elemente bewusst erlebt wurden:

    • das Kyrie-Rufen„Herr, erbarme dich unser. Christus, erbarme dich unser. Herr, erbarme dich unser.“ – aus tiefem Brustton der meisten Mitfeiernden,
    • das Evangelium„Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Kor 13). Viele kennen diesen einen Satz von Hochzeiten – bei einer Verabschiedung passt er mindestens ebenso gut,
    • die Fürbitten, eindringlich beantwortet mit „Wir bitten dich, erhöre uns!“,
    • das Vaterunser, langsam, deutlich und gemeinsam gesprochen,
    • der Friedensgruß, bei dem sich Menschen umarmten und weinten,
    • die Einsegnung mit Weihwasser aus dem Stephansdom, Erde und einer roten Rose.

    Diese Rituale, in verständlicher Sprache ganz kurz erklärt, haben Herzen berührt und Trost geschenkt. Sie sind keine leeren Formen, sondern Zeichen der Liebe und Hoffnung.

    Nachklang

    Von meiner Abfahrt in Simmering um 12:00 Uhr bis nach Korneuburg regnete es. Dann hörte der Regen auf. Die Tragseile der Donaubrücke wiesen wie ein Pfeil in den Himmel. Von 12:45 an hielt der Himmel die Wolken zurück – und erst auf meiner Heimfahrt begann es wieder zu regnen.

    In radio klassik Stephansdom, das ich über Bluetooth-Internet im Auto hörte, erklang um 12:02 Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehungs-Symphonie“, 2. Satz (Andante moderato) mit den Wiener Philharmonikern unter Gilbert Kaplan. Es war, als ob Musik, Himmel und Erde gemeinsam den Weg begleiteten.

    Beim Schweinsbraten im Kreis der Angehörigen durfte ich erleben, wie sich Fragen in Dankbarkeit verwandelten.

    Meine Lern-Erfahrung

    Es stimmt nicht, dass die Menschen weniger religiös geworden sind. Aber sie holen sich Antworten oft außerhalb der Kirche. Ich selbst habe die entscheidenden Antworten auf Fragen nach Leid, Schuld, Vergebung und Liebe von priesterlichen Freunden empfangen – und spüre die Liebe Gottes am stärksten bei einer bewusst gefeierten Hl. Messe.

    Vielleicht lade ich deshalb meine Auftraggeber nach einer Bestattung so gerne in den Stephansdom ein – zur Mittagsmesse und anschließend zu meiner besonderen Führung:
    „Der Stephansdom – eine Liebesgeschichte.“

    Kommende Woche darf ich wieder eine Trauerfeier mit einem römisch katholischen Priester gemeinsam gestalten. Darauf freue ich mich sehr.

  • Zartes Hoffen

    Abschied naht
    Tod kommt
    Trauer wandelt
    Hoffnung keimt
    Freude blüht
    Liebe bleibt

  • Im Lichte stehen

    Im Jubel ernten, die mit Tränen säen.
    Im Lichte stehen, die noch trauernd sind.

    Wie Träumende werden wir sein,
    als Menschen füreinander
    Wege suchen, Wege wagen
    ins neue Land.

    Wie Träumende werden wir sein,
    als Menschen zueinander
    Schritte finden, Schritte gehen
    ins neue Land.

    Wie Träumende werden wir sein,
    als Menschen miteinander
    Hoffnung schöpfen, Hoffnung schenken
    im neuen Land.

    Im Jubel ernten, die mit Tränen säen.
    Im Lichte stehen, die noch trauernd sind.

    Text: Thomas Laubach (nach Ps 126);
    Musik: Thomas Quast,
    aus: Das Schweigen bricht, 1987,
    alle Rechte im tvd-Verlag Düsseldorf

  • Aus Trauer wird Segen

    Lesung aus dem Buch Rut (Rut 2, 1–3.8–11; 4, 13–17)

    Noomi hatte einen Verwandten von ihrem Mann her, einen einflussreichen Mann; er war aus dem Geschlecht Elimelechs und hieß Boas.

    Da sagte Rut, die Moabiterin, zu Noomi: Ich möchte aufs Feld gehen und Ähren lesen, wo es mir jemand erlaubt. Sie antwortete ihr: Geh, meine Tochter! Rut ging hin und las auf dem Feld hinter den Schnittern her. Dabei war sie auf ein Grundstück des Boas aus dem Geschlecht Elimelechs geraten.

    Boas sagte zu Rut: Höre wohl, meine Tochter, geh auf kein anderes Feld, um zu lesen; entferne dich nicht von hier, sondern halte dich an meine Mägde; behalte das Feld im Auge, wo sie ernten, und geh hinter ihnen her! Ich habe den Knechten befohlen, dich nicht anzurühren. Hast du Durst, so darfst du zu den Gefäßen gehen und von dem trinken, was die Knechte schöpfen.

    Sie sank nieder, beugte sich zur Erde und sagte zu ihm: Wie habe ich es verdient, dass du mich so achtest, da ich doch eine Fremde bin?

    Boas antwortete ihr: Mir wurde alles berichtet, was du nach dem Tod deines Mannes für deine Schwiegermutter getan hast, wie du deinen Vater und deine Mutter, dein Land und deine Verwandtschaft verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das dir zuvor unbekannt war.

    Boas nahm Rut zur Frau und ging zu ihr. Der HERR ließ sie schwanger werden und sie gebar einen Sohn.

    Da sagten die Frauen zu Noomi: Gepriesen sei der HERR, der es dir heute nicht an einem Löser hat fehlen lassen. Sein Name soll in Israel gerühmt werden. Du wirst jemand haben, der dein Herz erfreut und dich im Alter versorgt; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, sie, die für dich mehr wert ist als sieben Söhne.

    Noomi nahm das Kind, drückte es an ihre Brust und wurde seine Pflegemutter.

    Die Nachbarinnen rühmten ihn und sagten: Der Noomi ist ein Sohn geboren. Und sie gaben ihm den Namen Obed. Er ist der Vater Isais, des Vaters Davids.


    🌿 Impuls – als christlicher Trauerredner gelesen

    Diese Geschichte erzählt von Treue, Dankbarkeit und Hoffnung.
    Rut bleibt in einer ausweglos scheinenden Situation nicht bei ihrer Trauer stehen, sondern macht das Beste daraus: Sie verlässt ihre Heimat, schenkt ihrer Schwiegermutter Noomi Halt und begegnet dem Leben mit Mut und Vertrauen.

    Als christlicher Trauerredner höre ich oft ähnliche Erzählungen: von Menschen, die nicht verbittert wurden, sondern gerade in schweren Zeiten Liebe und Treue gezeigt haben.
    Solche Geschichten sind nicht nur Trost – sie sind kostbare Geschenke.

    ➡️ Sie erinnern uns daran, wie wertvoll Treue ist.
    ➡️ Sie zeigen, dass Liebe bleibt, auch wenn Wege schwer sind.
    ➡️ Sie lassen uns dankbar werden für das Leben, das wir teilen durften.

    Mit solcher Dankbarkeit können wir lernen: Aus dem Schweren wächst Segen.