Schlagwort: Gemeinschaft

  • Weihetag der Lateranbasilika

    Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB am 9.11.2025


    Kirchweihfest

    Am 9. November, ganz gleich, auf welchen Wochentag dieses Datum fällt, feiern wir das Kirchweihfest der Lateranbasilika.
    Diese Kirche in Rom ist der eigentliche Bischofssitz des Papstes. Viele glauben, der Petersdom sei die Hauptkirche des Papstes – aber das stimmt nicht. Der Petersdom ist sozusagen die Hauskapelle des Papstes, sein eigentlicher Sitz, seine Kathedra, befindet sich in der Lateranbasilika. Auf ihrer Fassade steht in großen Buchstaben:
    „Mater et Caput, Urbis et Orbis“ – Mutter und Haupt der Stadt und des Erdkreises.
    Darum feiern wir Christen auf der ganzen Welt jedes Jahr am 9. November das Weihefest dieser Kirche, die uns an die Einheit der Kirche erinnert.

    Wenn wir an Kirchweih denken, meinen wir natürlich nicht nur ein Gebäude aus Ziegeln. In der ersten Lesung haben wir vom Tempel gehört – einem Bau aus Steinen. Das Schöne an dieser Lesung ist das Bild, wie aus dem Tempel ein Strom von lebendigem Wasser fließt. An einer anderen Stelle im Alten Testament fließt ein solcher Strom nach Jerusalem hinein. Es gibt also beides – und beides sind schöne Bilder, die auf etwas Tieferes hinweisen.
    Das lebendige Wasser bedeutet Frieden und Leben.
    Wenn wir den Tempel als Bild für die Gemeinschaft der Glaubenden verstehen, heißt das: Aus jeder echten Gemeinschaft fließt Leben, fließt Frieden. So ähnlich haben wir das auch in der zweiten Lesung aus dem ersten Korintherbrief gehört.

    Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, dass wir Tempel Gottes sind. Damit meint er nicht nur die Gemeinschaft insgesamt, sondern jeden Einzelnen. Gott wohnt in dir. Wir Katholiken kennen dieses Verständnis von der Gegenwart Gottes im Allerheiligsten Sakrament.
    Im Alten Testament war die Bundeslade Zeichen der Gegenwart Gottes, ebenso der Weihrauch, der an die Rauchsäule erinnert, die Israel durch die Wüste führte. Darum geht in unseren Prozessionen der Weihrauch vor dem Kreuz – als Symbol dieser Wolkensäule, die das Volk in das verheißene Land führte.

    Als Salomo den Tempel einweihte, wurde er vom Rauch erfüllt – so stark, dass man nichts mehr sehen konnte. Diese Erfüllung mit der Gegenwart Gottes ist bis heute ein starkes Bild, das wir in der Liturgie bewahren. Zum Beispiel bei einem Begräbnis: Wenn der Priester den Sarg mit Weihrauch beweihräuchert, spricht er:
    „Dein Leib war Gottes Tempel.“
    Das bedeutet: Dein Leib war erfüllt von der Gegenwart Gottes – so wie einst der Tempel. Und so kann man weiterbeten:
    „Der Herr erfülle dich jetzt mit seiner Gegenwart von ewiger Freude.“

    So zeigt sich: Es geht im Glauben nicht um das Äußere, sondern um das Innere. Wenn wir Tempel Gottes sind, beherbergen wir Christus selbst. Jeder Einzelne und wir alle gemeinsam sind eine Gemeinschaft, aus der Frieden und Leben fließen.
    Das geschieht durch die Liebe zu Gott und zum Nächsten.
    Klingt leicht – ist aber nicht leicht. Niemand verlangt, dass wir darin perfekt sind, aber wir spüren: Es tut uns gut, wenn es uns gelingt. Darum tragen wir die Sehnsucht in uns, es immer wieder zu versuchen.
    In diesen Tagen haben wir den heiligen Martin und die heilige Elisabeth als Vorbilder, Heilige der Nächstenliebe.

    Ein Wort noch zum Ausdruck „Mutterkirche“: Dieses Bild wird auch heute in der Präfation, also kurz vor dem „Heilig“, erwähnt. Die Kirche ist Mutter, aber zugleich auch Braut. Da denken wir an Maria.

    Die Glaubenskongregation in Rom hat vor kurzem verkündet, dass man nicht mehr sagen soll, Maria sei „Miterlöserin“ – Co-Redemptrix. Das hat einige durcheinandergebracht. Im deutschen Sprachraum brauchen wir uns darüber keine Sorgen zu machen, denn bei uns bedeutet Miterlöserin nicht, dass Maria auf gleicher Ebene mit Christus steht.
    In den anderen Sprachen aber klingt das Wort „con“ – also con-Redemptrix – nach Gleichrangigkeit, und das musste klargestellt werden.

    Ein Beispiel: Ein Priester, der mit einem anderen konzelebriert, ist ein Konzelebrant – also gleichrangig. Das ist bei Maria nicht so. Sie ist nicht gleichrangig, sondern Miterlöserin, weil sie Mutter und Mitwissende ist.
    Sie wusste, was ihr Sohn erleiden würde, und sie hat zugestimmt.
    In diesem Sinn ist sie Miterlöserin durch Mittragen und Mitlieben.

    Darum: Keine Sorge über das vatikanische Dekret – in den anderen Sprachen ist es eine gute Klärung, dass Maria nicht identisch mit Jesus, sondern Teil seines Erlösungswerkes ist.

    Wir sind als Gemeinschaft Kirche – Mutterkirche.
    Die Mutter gebiert Kinder, deswegen gibt es Taufen.
    Und das ist alles, was wir heute feiern:
    Die Gemeinschaft der Gläubigen, aus der Friede ausströmt, weil sie Gott und den Nächsten lieben.

    Amen.


    2. Zusammenfassung

    P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB erklärt zum Weihetag der Lateranbasilika, dass diese Kirche der eigentliche Bischofssitz des Papstes ist und für alle Christen Symbol der Einheit der Kirche.
    Er deutet die biblischen Lesungen als Hinweis darauf, dass nicht Steine, sondern Menschen der wahre Tempel Gottes sind – aus deren Herzen wie aus dem Tempel Salomos das „lebendige Wasser“ des Friedens und der Liebe fließt.
    Der Weihrauch erinnert an die Gegenwart Gottes und an die Würde des menschlichen Leibes als Wohnort des Heiligen Geistes.
    Als Christen sind wir berufen, Träger dieses Friedens zu sein, indem wir Gott und den Nächsten lieben.
    Schließlich erläutert P. Johannes Paul die Entscheidung der Glaubenskongregation, Maria nicht mehr Co-Redemptrix zu nennen: Sie ist keine gleichrangige Erlöserin, sondern Miterlöserin durch Mittragen und Mitlieben.
    So wird die Kirche als „Mutter“ verstanden, aus der neues Leben strömt – sichtbar in der Taufe und in jeder Gemeinschaft, die aus Liebe lebt.

  • Christliche Bestattung – Nähe, Rituale, Hoffnung

    Oft höre ich: „Die Menschen wollen keine christlichen Begräbnisse mehr.“ Das stimmt so nicht. Wahr ist: Immer mehr Trauerfeiern werden weltlich gestaltet – weil Angehörige Kontakte zu Priestern verloren haben, die sich Zeit nehmen, zuhören und Rituale verständlich erklären. Dabei erlebe ich, dass viele Menschen gerade im Angesicht des Todes eine Sehnsucht nach Gebet, Trost und Sinn haben. Bedenken sollten wir, dass meist viele der Mitfeiernden keine regelmäßigen Messbesucher sind.

    Am Freitag durfte ich in Zwentendorf eine christliche Bestattung leiten. Über 250 Menschen – Familie, Freunde, Nachbarn, Kameradschaftsbund, Jäger, Kollegen – waren gekommen. Die kleine Barbara-Kapelle fasst nur rund zehn Personen, deshalb haben wir die Feier mit Lautsprechern auf den Platz vor dem Friedhof übertragen. So konnten alle mitbeten, zuhören und Anteil nehmen.

    Rituale, die tragen

    Besonders berührend war, wie die traditionellen Elemente bewusst erlebt wurden:

    • das Kyrie-Rufen„Herr, erbarme dich unser. Christus, erbarme dich unser. Herr, erbarme dich unser.“ – aus tiefem Brustton der meisten Mitfeiernden,
    • das Evangelium„Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Kor 13). Viele kennen diesen einen Satz von Hochzeiten – bei einer Verabschiedung passt er mindestens ebenso gut,
    • die Fürbitten, eindringlich beantwortet mit „Wir bitten dich, erhöre uns!“,
    • das Vaterunser, langsam, deutlich und gemeinsam gesprochen,
    • der Friedensgruß, bei dem sich Menschen umarmten und weinten,
    • die Einsegnung mit Weihwasser aus dem Stephansdom, Erde und einer roten Rose.

    Diese Rituale, in verständlicher Sprache ganz kurz erklärt, haben Herzen berührt und Trost geschenkt. Sie sind keine leeren Formen, sondern Zeichen der Liebe und Hoffnung.

    Nachklang

    Von meiner Abfahrt in Simmering um 12:00 Uhr bis nach Korneuburg regnete es. Dann hörte der Regen auf. Die Tragseile der Donaubrücke wiesen wie ein Pfeil in den Himmel. Von 12:45 an hielt der Himmel die Wolken zurück – und erst auf meiner Heimfahrt begann es wieder zu regnen.

    In radio klassik Stephansdom, das ich über Bluetooth-Internet im Auto hörte, erklang um 12:02 Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehungs-Symphonie“, 2. Satz (Andante moderato) mit den Wiener Philharmonikern unter Gilbert Kaplan. Es war, als ob Musik, Himmel und Erde gemeinsam den Weg begleiteten.

    Beim Schweinsbraten im Kreis der Angehörigen durfte ich erleben, wie sich Fragen in Dankbarkeit verwandelten.

    Meine Lern-Erfahrung

    Es stimmt nicht, dass die Menschen weniger religiös geworden sind. Aber sie holen sich Antworten oft außerhalb der Kirche. Ich selbst habe die entscheidenden Antworten auf Fragen nach Leid, Schuld, Vergebung und Liebe von priesterlichen Freunden empfangen – und spüre die Liebe Gottes am stärksten bei einer bewusst gefeierten Hl. Messe.

    Vielleicht lade ich deshalb meine Auftraggeber nach einer Bestattung so gerne in den Stephansdom ein – zur Mittagsmesse und anschließend zu meiner besonderen Führung:
    „Der Stephansdom – eine Liebesgeschichte.“

    Kommende Woche darf ich wieder eine Trauerfeier mit einem römisch katholischen Priester gemeinsam gestalten. Darauf freue ich mich sehr.

  • Einladen statt diskutieren

    Was halten wir davon, Außenstehende zum Mitfeiern in die Messe einzuladen statt mit ihnen über Kirche zu diskutieren?

    Menschen haben die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Orientierung und Angenommensein in Gemeinschaft. Genau das erleben Menschen zum Beispiel in der 12:00 Uhr Messe im Stephansdom jeden Tag. Ich habe schon viel Bekannte und Freunde dazu eingeladen. Einige kommen seither immer wieder und mit Freude. Andere sagen, das sei ihnen zu feierlich. (Und manche sehe ich dann irgendwann im stillen Gebet vor der Dienstboten Muttergottes sitzen oder eine Kerze vor dem Maria Pócs Altar anzünden). Und wieder andere sagen mir: Danke! Das war schön aber ich gehe doch lieber am Sonntag wandern. Alles fein. Gott ist dort, wo Menschen Liebe spüren.

    Über Formvorschriften, Zölibat, Liturgie, Statistik und ähnliche „Elfenbein-Themen“ können wir dann unter „Allfälliges“ reden, wenn uns nach vielen Gesprächen mit bisher fernstehenden Menschen noch Zeit dazu bleibt.

    Ist Österreich noch ein katholisches Land?

    Ist Österreich noch ein katholisches Land?

    Katholisches Österreich, das war einmal? Die soeben veröffentlichten Zahlen zeigen: Zum ersten Mal ist der Anteil der Katholiken in Österreich unter 50 Prozent gerutscht. Wen kümmert das?

    Mich als kleinen Lektor im Stephansdom kümmert das. Sehr sogar. Und deshalb habe ich zu diesem Artikel einen Kommentar geschrieben, der von der Online Reaktion auch hervorgehoben wurde. Artikel und Kommentar sind mit einem Geschenk-Link verknüpft.

  • noch zwei Monate

    eine leise Annäherung zur 1. Lesung vom 21.8.2025, Lesejahr C, Ri 11, 29–39a

    Heute habe ich eine Bibelstelle gelesen, die mich zunächst sprachlos machte. Sie erzählt von Jiftach, einem Heerführer Israels. Vor der Schlacht legt er ein Gelübde ab: Wenn er den Sieg erringt, will er Gott als Opfer darbringen, was ihm als Erstes beim Heimkommen entgegenkommt.

    Er siegt – und ausgerechnet seine einzige Tochter läuft ihm entgegen, voller Freude, mit Gesang und Tanz. Ein Schicksalsschlag. Jiftach erkennt, dass sein Gelübde sich nun gegen sein eigenes Kind richtet.

    Die junge Frau hört davon und wehrt sich nicht. Sie bittet nur um eines:

    „Nur das eine soll mir gewährt werden: Lass mir noch zwei Monate Zeit, damit ich in die Berge hinabgehe und zusammen mit meinen Freundinnen meine Jungfräulichkeit beweine.“ (Ri 11,37)

    Zwei Monate. Eine kurze Schonfrist. Zeit, um Abschied zu nehmen. Zeit, um das Unausgesprochene auszusprechen. Zeit, um mit Freundinnen zu weinen – nicht allein, sondern in Gemeinschaft.

    Genau das bewegt mich: Trauer wird leichter, wenn sie geteilt wird. Wenn andere mitgehen, zuhören, mitweinen. Gemeinschaft verwandelt Schmerz nicht in Freude, aber in etwas Tieferes: in Liebe, die bleibt.

    Ich denke dabei an Birgit, eine junge Mutter von zwei Kindern. Sie war erst 38 Jahre alt, als sie die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhielt. Die Ärzte gaben ihr noch zwei Monate. Zwei Monate – das klingt unerträglich kurz. Und doch wurden diese Wochen zu einer geschenkten Zeit: Sie konnte mit ihrer Familie lachen und weinen, sprechen und schweigen, das Wichtigste weitergeben. Sie war getragen – von Liebe, von Nähe, von Gemeinschaft.

    Das ist der tröstliche Impuls dieser Bibelgeschichte: Auch im Angesicht des Todes bleibt uns Würde. Gott schenkt uns Zeit, auch wenn sie kurz ist. Zeit, die gefüllt werden darf mit Liebe.

    Und wir Christen glauben: Es bleibt nicht bei der Erinnerung. Unsere Verstorbenen sind uns vorausgegangen – hin zu Gott. Dort werden wir einander wiedersehen, in verwandelter Wirklichkeit.

    Darum dürfen wir hoffen: Die Zeit war kurz. Aber die Liebe bleibt. Amor vincit.

  • Wer wird mir zum Nächsten?

    Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter hast du sicher schon oft gehört. Meist wird es so verstanden:
    „Du musst helfen. Du musst der Samariter sein.“

    In der Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz zu diesem Evangelium wurde mir heute ein anderer Blick geschenkt, den ich gern mit dir teile:

    Du hast selbst einen Nächsten. Einen, der mit dir leidet. Und das ist Jesus.

    Er sieht dich, wenn du verletzt bist, wenn du liegst, wenn du nicht mehr kannst.
    Er bleibt stehen.
    Er hebt dich auf.
    Er trägt dich – durch dein Leid hindurch bis ins Leben.

    Gerade als Trauerredner und geistlicher Begleiter bin ich immer wieder mit fremdem Leid konfrontiert. Ich weiß, wie schwer es ist, mitleidend da zu sein, ohne selbst unterzugehen.

    Diese Predigt erinnert mich daran:
    Ich darf begleiten, trösten, zuhören – aber ich muss nicht alle Schmerzen selbst tragen.

    Der eigentliche Samariter, der unser aller Leid auf sich nimmt, ist Christus selbst. Er leidet mit uns – bis zur Auferstehung.

    Das ist der Trost, den dieses Evangelium heute für mich hat. Was ist für Dich an dieser Predigt hilfreich, entlastend?

    Evangelium und Predigt im Originalton.

    Der barmherzige Samariter als Beispiel

    25 Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? 26 Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. 28 Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben! 29 Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? 30 Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. 31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. 32 Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, 34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. 35 Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? 37 Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso! 

    Lk 10, 25–37

    Auslegung zum Evangelium
    Von Basilius von Caesarea

    Dies ist also das erste und wichtigste Gebot der göttlichen Liebe; ein zweites aber ergänzt das erste und ist von ihm erfüllt, in dem wir ermahnt werden, den Nächsten zu lieben; daher folgt: „und den Nächsten wie dich selbst“. Wir bekommen von Gott die Fähigkeit, dieses Gebot zu erfüllen. Wer wüsste nicht, dass der Mensch ein Wesen ist, das auf Liebe und Gemeinschaft und nicht auf Isolation und Härte angelegt ist? Nichts ist nämlich für die menschliche Natur so typisch, wie der Austausch miteinander, das Angewiesensein aufeinander und die Liebe zum Verwandten. Wovon der gütige Herr uns die Samen anvertraut hat, davon verlangt er konsequenterweise die Früchte.

    Von Basilius von Caesarea („der Große“, Bischof, Kirchenlehrer, um 330–379), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 669–670, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012

  • Kirche

    Religionsgemeinschaften sind von jeher kompetente Begleiter in Zeiten der Trauer. Sie haben Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Woher komme ich? Wohin gehe ich? Werden wir uns wiedersehen?

    Viele Menschen haben in unserer Zeit allerdings den direkten Kontakt zu ihrer Kirche verloren. Sie kennen keinen Priester persönlich und stehen der Kirche distanziert gegenüber obwohl sie gläubige Menschen sind.

    Ich bin selbst ein gläubiger Katholik und ehrenamtlicher Lektor im Stephansdom. Mit dieser Erfahrung und Haltung begleite ich trauernde Menschen – in keiner offiziellen Funktion der Kirche aber voller Liebe.

    Abschiedsfeiern mit christlicher Prägung gestalte ich mit den Hinterbliebenen würdevoll, hoffnungsfroh und nach ihren Vorstellungen.

    In Heiligen Messen, beim Requiem oder einer Totenandacht werde ich von Priestern eingeladen, die Trauerrede eingepaßt in die liturgische Feier zu halten.

    Regelmäßig führe ich Trauernde nach Absprache mit dem Sakristeidirektor von St. Stephan im Dom hinauf zur Orgelempore wo wir in der Weite des gotischen Doms dem geliebten verstorbenen Menschen nahe sind.

    So wird Kirche als tröstender Raum und als liebevolle Gemeinschaft erlebbar.