Schlagwort: Auferstehung

  • Jerusalem

    Jerusalem, du neue Stadt,
    gib deinen Liedern neuen Klang,
    in reiner Freude darfst du jetzt
    der Ostern hohes Fest begehn.

    Des Todes Drache unterliegt,
    der Held aus Juda siegt mit Macht,
    da seiner Stimme heller Schall
    die Toten aus den Gräbern ruft.

    Was mit Gewalt der Tod geraubt,
    gibt jetzt die Unterwelt zurück.
    Befreit aus der Gefangenschaft,
    folgt Jesus die erlöste Schar.

    Er triumphiert in Herrlichkeit,
    und weithin spannt sich seine Macht,
    er eint den Himmel und die Welt
    zum Reich, in dem er ewig herrscht.

    Dem Herrn sei Preis und Herrlichkeit,
    der aus dem Grabe auferstand,
    dem Vater und dem Geist zugleich
    durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.


    Nach: Chorus novae Ierusalem; Fulbert von Chartres, † 1029

  • Ostertag


    Frühmorgens, da die Sonn aufgeht,
    mein Heiland Christus aufersteht.
    Vertrieben ist der Sünden Nacht,
    Licht, Heil und Leben wiederbracht.
    Halleluja.


    Wenn ich des Nachts oft lieg in Not,
    verschlossen, gleich als wär ich tot,
    lässt du mir früh die Gnadensonn
    aufgehn: nach Trauern Freud und Wonn.
    Halleluja.

    Nicht mehr als nur drei Tage lang
    mein Heiland bleibt ins Todes Zwang;
    am dritten Tag durchs Grab er dringt,
    mit Ehr sein Siegesfähnlein schwingt.
    Halleluja.

    Jetzt ist der Tag, da mich die Welt
    mit Schmach am Kreuz gefangen hält;
    drauf folgt der Sabbat in dem Grab,
    darin ich Ruh und Frieden hab.
    Halleluja.

    In kurzem wach ich fröhlich auf,
    mein Ostertag ist schon im Lauf;
    ich wach auf durch des Herren Stimm,
    veracht den Tod mit seinem Grimm.
    Halleluja.

    Johann Heermann, 1630

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, 29.4.2025, Hymnus zum Morgengebet

  • Auferstehung bei -40°

    Friedhofsspaziergänge haben auch etwas Philosophisches

    Tatjana Kuschtewskaja ist eine russische Schriftstellerin, die in Deutschland lebt.
    Sie wurde international bekannt durch ihr Buch „Hier liegt Freund Puschkin. Spaziergänge auf russischen Friedhöfen“.

    Darin beschreibt sie unter anderem die russische Trauer- und Friedhofskultur – auch aus philosophischer Perspektive.

    „Jetzt kann er ganz gewiss auferstehen“

    Die russisch-religiöse Philosophie des 19. Jahrhunderts um Vladimir Solovjov (1853–1900) formulierte den Anspruch, dass Tote überall so begraben werden sollten, dass sie jederzeit – in Analogie zu Jesus – wiederauferstehen können.

    Ein Mann konnte im hohen Norden bei minus 40 Grad lediglich eine Grabstelle von einem Meter Tiefe ausheben. Deshalb schlug ein Freund des Verstorbenen vor, Sprengstoff zu Hilfe zu nehmen, und so wurde Dynamit zur Explosion gebracht. Dann glättete man den Boden im Grab und bestattete den Leichnam.

    Als die Grube bereits zugeschüttet war, fiel einem Anwesenden ein, dass sie vergessen hatten, die Füße des Verstorbenen loszubinden. „Wie soll er da auferstehen?“, beklagten sich einige Trauergäste. „Die Bänder werden ihn im ewigen Eis festhalten.“

    Auf dem Friedhof war es so bitterkalt, dass selbst das Atmen schmerzte. Trotzdem wurde das Grab wieder geöffnet. Man löste die Bänder des Verstorbenen – und schloss das Grab erneut.

    Trotz der Kälte bekreuzigten sich alle Anwesenden erleichtert und murmelten:
    „Jetzt kann er ganz gewiss auferstehen.“