Der rilkeische Einsegner

Nicht sprechen zuerst.
Still werden,
bis die Stimmen sich sammeln
wie Staub im späten Licht.

Dann hören:
was zwischen den Worten atmet,
was sich nicht sagen ließ
und dennoch blieb.

Der Schmerz will nicht fort.
Er will getragen werden,
wie man ein Kind trägt,
das müde ist vom Gehen.

Man erklärt ihm nichts.
Man bleibt.

Und mitten im Schweren
öffnet sich ein Raum –
nicht weil alles gut wäre,
sondern weil etwas hält.

Segen geschieht leise.
Nicht von oben.
Sondern dort,
wo Nähe standhält.

Niemand soll
auf der Schwelle
ohne Gegenwart bleiben.

Und Bleibendes
schafft
der Dichter.

Nicht alleine.

Geliebt.

Der Einsegner nach Rainer Maria Rilke