Kategorie: Predigten

  • Aus Liebe

    Ursprünglich hätte es heute bei uns eine TK-Pizza geben sollen. Ich kam nach der Mittagsmesse im Stephansdom nach Hause, hörte diese Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz und habe mich dazu entschlossen, für meine geliebte Yuliya und mich Penne al arrabiatta mit frischen Tomaten, Knoblauch und Kräutern zu zaubern. Yuliya hat den Parmesan gerieben. Alles aus Liebe.

    Alles, was du tust, machst du deshalb schön, machst du deshalb gut, machst du deshalb vorsichtig, weil die Liebe zu diesem Menschen dich zu ihm bindet. Schon allein, was du wählst, was du heute kochen wirst, wie du das machst, wie du es zubereitest, was du aufdeckst.

    Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz

    Wir haben es heute römisch-katholisch gemacht und haben beide Lesungen genommen, wie es vorgeschrieben ist. Und es hätte zum Evangelium auch eine Kurzform gegeben. Und ich denke mal, es ist vielleicht besser, wir lassen dem Wort Gottes die lange Version und dafür im Menschenwort die Kurzform. Deswegen werde ich mich jetzt kurz halten.

    Worum geht es? Im Grunde genommen geht es in allen drei Schriftlesungen, die wir gehört haben, um die Bereitschaft – um die Bereitschaft, Gott zu erwarten, um die Bereitschaft, mit Gott zusammenzukommen, ihm zu begegnen.

    Aber wehe uns, wenn wir glauben, dass wir das machen müssen. Dann haben wir es schon verfehlt. Sondern wir wollen das machengetrieben von der Liebe Gottes. Das ist der Punkt von heute. Es ist ungefähr so, wie wenn du sagst: Da kommt ein ganz, ganz lieber Gast zu mir heute. Jemand, den du wirklich gerne hast. Und dann bereitest du dich vor, getrieben von einer Liebe zu diesem Menschen, weil du weißt, dass dieser Mensch dich liebt. Alles, was du tust, machst du deshalb schön, machst du deshalb gut, machst du deshalb vorsichtig, weil die Liebe zu diesem Menschen dich zu ihm bindet. Schon allein, was du wählst, was du heute kochen wirst, wie du das machst, wie du es zubereitest, was du aufdeckst.

    Und so ähnlich ist es auch zum Beispiel in dieser Kirche – in jeder Kirche. Wenn das Altartuch sauber ist, wenn die ganze Kirche sauber ist, wenn die Kerzen angezündet werden, wenn Blumen gebracht werden, wenn wir sagen, wir drehen auch noch die Lichter alle an und spielen auf der Orgel und singen.

    Und wenn du liest und wenn du singst – schade, wenn du sagst: „Ich mache heute das Beste, was ich kochen kann, weil ich das machen muss.“ Schön, wenn du sagst: „Ich koche heute das Beste, was ich kochen kann, weil ich den Menschen liebe, der da kommt.“

    Genauso ist es schade, wenn du sagst: „Ich zünde die Kerzen an, weil ich das machen muss.“ Oder womöglich: „Das haben wir immer schon so gemacht.“ Passt schon, das haben wir immer schon so gemacht. Aber wir haben es immer schon so gemacht, weil wir von der Liebe Gottes dazu getrieben wurden.

    Wie macht es der, der vorsingt oder davor liest? Der übt sich auch ein. Wie übt man sich ein? Auch indem man zum Beispiel sagt: Wie klinge ich denn? Der nimmt sich auf – das geht heute mit den Handies ganz locker. Wie klinge ich zu Hause? Wie klinge ich beim Mikrofon? Wie klinge ich in einer Kirche? Und wenn es nötig ist, frage ich eben jemanden: Kannst du mir helfen? Kannst du mir sagen, ob ich deutlich genug bin?

    Dasselbe beim Singen. Beim Singen ist es noch mehr, dass man vielleicht eine Schulung, eine professionelle Schulung holt. Aber nicht, weil man muss. Nicht, weil es der Pfarrer sagt, sondern weil ich vom Herrn geliebt bin. Und ich spüre das – und das drängt mich dazu, die Sache ordentlich zu machen. Das heißt: die Worte Gottes zu feiern, durch das Vortragen zu feiern, durch das Vorsingen zu feiern.

    Lasst uns in diesem Sinn weiter feiern – mit all dem, was wir jetzt singen, was wir beten, was wir hören. Und das Wichtige, was wir hören, ist, dass der Auferstandene selbst sagt: „Nehmt es, ernährt euch von meiner Liebe.“

    Amen.


    Evangelium und Predigt im Originalton

    Texte der Messe vom 10. August 2025

    Hier findest Du die Texte zu den beiden Lesungen und zum Evangelium von heute.

  • Besitz

    Gedanken von Ambrosius von Mailand aus dem 4. Jhdt.

    Zum Evangelium vom 18. Sonntag im Jahreskreis, C, Lk 12, 13–21
    Ganz richtig weist er die irdischen Angelegenheiten zur Seite, da er doch um der göttlichen Dinge willen vom Himmel gekommen ist. Er lässt sich nicht dazu herbei, Richter in Streitsachen und Schlichter in Geldangelegenheiten zu sein, er, der Richter sein wird über die Lebenden und Toten und über alle Verdienste. … Dieser Bruder verdiente die Zurückweisung, weil er den Spender himmlischer Gaben für vergängliche Dinge in Anspruch nehmen wollte. Denn unter Brüdern sollte nicht ein Schiedsrichter das väterliche Erbe teilen, sondern die vermittelnde Bruderliebe; das Erbe der Unsterblichkeit, nicht Geld, sollen die Menschen erhoffen.

    Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 683, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012, Quelle: Magnificat – das Stundenbuch


    Gedanken von P. Johannes Paul Abrahamowicz, OSB
    zum 18. Sonntag im Jahreskreis, C

    Der Sinn der Besitzverwaltung in drei Sätzen

    Kostet dich die Verwaltung deines Besitzes übermäßig viel Zeit und Nerven, dann ist es besser, du lässt die Finger davon, stellst jemanden an, der es für dich erledigt,
    bewahrst aber unbedingt den Überblick.

    Zahlt sich der Aufwand der Verwaltung deines Besitzes aus, dann häufe nicht mehr an,
    sondern danke Gott für das tägliche Brot.

    Tust du absolut gar nichts, um deinen Besitz zu verwalten, und bringt er dir dennoch viel ein, dann lebst du wohl auf Kosten eines anderen Verwalters,
    den du hoffentlich dafür entschädigst.


    Lebenshingabe aus Liebe

    „So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist. Bei Gott ist man reich, in diesem Fall, wenn man auch für andere Schätze sammelt. Das ist mehr oder weniger die Zusammenfassung von allen drei Lesungen, allen drei Schriftlesungen, die wir gehört haben. Es geht also darum, dass wir wohl oder übel alle einen Besitz haben. Und wenn du verantwortlich bist, dann weißt du, wie das nach deinem Tod weitergeht mit diesem Besitz. Und da wird einem dann plötzlich ganz klar: Verantwortung hat mit Nächstenliebe zu tun. Wie werden meine Nachfolger diesen Besitz bekommen? Es ist so schwer, wenn das die Eltern nicht rechtzeitig mit ihren Kindern besprechen. Und dann gibt es die Erbschaftsstreitigkeiten in den besten Familien. Die Verantwortung hat also mit Nächstenliebe zu tun. Und das Schönste ist, dass wir heute feiern, wie Jesus mit seinem Besitz umgeht. Sein Besitz ist er selbst. Und er gibt sich uns hin und macht es dann auch noch so, dass wir Messe für Messe ihn empfangen können – seinen Leib, sein Blut. Und das ist seine Lebenshingabe aus Liebe. Und wenn wir uns davon ernähren, wirkt diese Liebe in uns ansteckend. Amen.“

    Evangelium und Predigt im Originalton

    Quelle: https://www.abrahamowicz.org/johannes.paul/index.html

  • Marta, Marta…

    „Was hat Marta falsch gemacht?“ – das hätte ich Jesus auch gerne gefragt. P. Johannes Paul Abrahamowicz gibt darauf heute eine klare Antwort.

    Aus dem hl. Evangelium nach Lukas    

    In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
    Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!
    Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

    Lk 10, 38–42

    Predigt im Originalton

  • Petrus und der Papst

    Du darfst nie über den Glauben anderer urteilen! Bist du gläubig, so danke Gott dafür, der dir das ohne dein Verdienst geschenkt hat.

    Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 29. Juni, 2025 (Matthäus 16,13-19).

    Selten war so viel die Rede vom Papst wie in den letzten Wochen. Der Tod von Papst Franziskus am Tag nach Ostern, nach seinem letzten Segen „Urbi et orbi“, für die Stadt Rom und den ganzen Erdkreis. Am 8. Mai die Wahl von Leo XIV., dem ersten US-Amerikaner auf den Bischofsstuhl von Rom. Heute, am 29. Juni, wird das Fest der Apostel Petrus und Paulus gefeiert. Sie gelten als die Säulen der Kirche Roms. Mit ihnen hat alles begonnen, was heute noch Rom zum Zentrum der katholischen Kirche macht. Die beiden gehören untrennbar zusammen, auch wenn sie sehr verschieden waren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie beide wegen ihres Glaubens an Christus im Jahr 67 den Märtyrertod gestorben sind, Paulus durch Enthauptung, Petrus durch Kreuzigung im Zirkus des Nero, dort, wo heute der Petersdom steht. Ich kann allen Romreisenden nur wärmstens empfehlen, die Ausgrabungen unter dem Petersdom zu besuchen. Eindrücklicher kann man nicht erahnen, wo und wie das bescheidene Grab des Petrus war, am Ende einer Gräberstraße, genau dort, wo sich heute, über diesem Grab, die gewaltige Kuppel des Petersdoms erhebt. Es gibt wohl wenige Orte auf der Welt, an denen man zweitausend Jahre ununterbrochener Geschichte als Gegenwart erleben kann, kein Museum, sondern lebendiges Heute.

    Wie hat alles angefangen? Davon spricht das heutige Evangelium. Es entschlüsselt auch das, was man das Geheimnis von Petrus und Paulus bezeichnen kann. Matthäus, der ehemalige Zöllner, den Jesus berufen hat, war Augenzeuge. Ganz im Norden von Galiläa, wo Jesus mit seinen Jüngern alleine ist, stellt er ihnen die ganz persönliche Frage: „Wer sagt ihr, dass ich bin?“ (so die wörtliche Übersetzung). Die Antwort des Simon Petrus ist bis heute die Grundaussage des Christentums: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Sie ist Grundstein und Stein des Anstoßes zugleich. Wegen dieses Bekenntnisses ist Petrus gekreuzigt worden. Wegen ihm ist er der Fels, auf dem Christus seine Kirche zu bauen versprochen hat.

    Die Heiligen Petrus und Paulus auf dem Altarblatt des Steinmetz Altars im nördlichen Langhaus des Wiener Stephansdoms *.

    Doch sehen wir uns das genauer an, um Missverständnisse zu vermeiden. Auf die Antwort des Petrus gibt Jesus ihm drei Verheißungen. Sind sie eingetreten? Haben sie sich bewahrheitet? Die erste Verheißung ist die wichtigste: „Selig bist du, Simon Barjona, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Was für Petrus gilt, gilt bis heute: An Jesus zu glauben, ihn als Christus, als Sohn Gottes zu erkennen, ist nicht Ergebnis unserer eigenen Überlegungen. Der Glaube ist Geschenk Gottes. Daraus folgt: Du darfst nie über den Glauben anderer urteilen! Bist du gläubig, so danke Gott dafür, der dir das ohne dein Verdienst geschenkt hat.

    Die zweite Verheißung ist eine ebenso wichtige Klarstellung: „Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist nicht deine Kirche, lieber Petrus, sondern meine, sagt Jesus überdeutlich. Nicht du wirst sie bauen, sondern ich selber! Wo immer wir „Kirchenleute“ das vergessen und so tun, als wäre sie unsere eigene „Firma“, verraten wir das Wesen der Kirche.

    Daher der große Trost der dritten Verheißung: „Die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Unzerstörbar ist sie nicht wegen ihres „Bodenpersonals“, sondern weil Christus sie immer von innen her erneuert durch seinen Geist. Die zweitausendjährige Geschichte der Kirche und der Päpste lebt aus dieser Kraft der Erneuerung, die von Christus ausgeht. Dem Petrus hat Jesus die Schlüssel des Himmelreichs nur anvertraut. Es sind nämlich die Schlüssel Jesu.

    Quelle: Predigten von Kardinal Schönborn auf der Homepage der EDW

    * Der „Steinmetzaltar“ gehört zu den ältesten barocken Altären des Domes. Er wurde 1677 von den bürgerlichen Steinmetzen beauftragt und ist der einzige Barockaltar, der nicht aus Stein, sondern aus Holz angefertigt wurde; die täuschende Wirkung ist nur gemalt.

    Das Hauptbild stammt von Tobias Pockh, ein Maler aus Konstanz, der 1647 nach Wien berufen wurde, um gemeinsam mit seinem Bruder Johann den Hochaltar von St. Stephan zu errichten. Das Altarblatt zeigt die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus, die von einem Engel gekrönt werden.

    Die rahmenden Heiligen, Leopold III. von Österreich und Kaiser Heinrich II., waren Gründer und Bauherren zahlreicher Kirchen und damit für die Bauleute von großer Bedeutung.

    Quelle: „Unser Stephansdom“ – Verein zur Erhaltung des Stephansdoms, Nr. 136 / Juni 2022

  • Was bedeutet Auferstehung?

    🕊 Transkription der Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit 2025
    Gehalten von P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB in Mautern

    Im Originalton sind Evangelium und Predigt (ab 02:33) hier nachhörbar.


    Wir haben hier am siebten Sonntag in der Osterzeit ein bisschen, man möchte fast sagen, Feiermüdigkeit. Wir sind jetzt sieben Wochen nach Ostern. Wie ist denn so die Stimmung unter den Gläubigen? Sind sie voller Leben wegen der Auferstehung Jesu? Oder sind wir eher in der Haltung: „Ja, ja, ist schon recht, Jesus ist auferstanden. Jetzt ist bald Pfingsten, und dann haben wir endlich wieder Ruhe. Dann beginnt wieder die Zeit im Jahreskreis.“

    Ein bisschen klingen die Lesungen heute auch so, dass man sich nicht ganz auskennt.

    Plötzlich haben wir den Stephanus. Wir kennen ihn sonst vor allem nach Weihnachten, am 26. Dezember. Hier in Mautern feiert man da das Patrozinium, nicht? Die ganze Pfarrgemeinde ist dem heiligen Stephanus geweiht.

    Dann hören wir aus der Offenbarung des Johannes, wo die Kirche als Braut dargestellt wird, die zum Bräutigam ruft: „Komm!“ – also: „Es ist Zeit, dass du zurückkommst auf die Erde.“

    Und im Evangelium hören wir ein Drittel eines langen Gebets, das Jesus an den Vater richtet – das sogenannte hohepriesterliche Gebet. Ganz ehrlich: Haben Sie da ein Wort verstanden?
    „Dass ich in dir bin und du in mir bist, dass die Jünger in mir sind und ich in ihnen …Und dass du mich gesandt hast … damit ich verstehe, dass sie verstanden haben …“ Es geht da hin und her. Typische johanneische Theologie.

    Aber Vorsicht: Wenn man das so schnell abtut, wie ich es jetzt gerade getan habe, dann ist das so, als würde man auf einer Bananenschale ausrutschen.

    Denn der Sukkus, der Hauptgedanke ist:
    Liebe verbindet.

    Ich möchte heute einmal antworten auf die Frage, was heißt denn das eigentlich, dass Jesus auferstanden ist?

    Theologisch wissen wir es.
    Katechetisch wissen wir es.
    Es ist das Abzeichen.

    Aber genügt es, dass wir das sagen?

    Genügt es Ihnen, wenn Sie heute heimgehen mit dem Gedanken:
    „Das Zeichen, dass ich Christ bin, ist, dass ich daran glaube, dass Jesus auferstanden ist“?

    Oder gehen Sie nicht eher heim mit der Last:
    „Ich muss glauben, dass Jesus auferstanden ist, sonst bin ich kein Christ.“?

    Und wenn dich jemand fragt:
    „Ja, was heißt denn das, dass Jesus auferstanden ist?“
    Dann kommt vielleicht:
    „Na ja, dass er halt wieder lebt.“
    Aber das ist zu wenig.
    Das darf uns nicht genügen.
    Wir dürfen uns nicht einfach gewöhnen an das, woran wir uns so leicht gewöhnen:
    „Ja, ja, Jesus ist auferstanden.“ Punkt.

    Was heißt das in der Praxis?

    In der Theorie heißt es:
    „Wir werden alle sterben und am Jüngsten Tag leiblich auferstehen“, wie wir es auch im Glaubensbekenntnis bekennen.

    Ist damit unser Bekenntnis vollendet?

    Ich glaube, hier in Mautern, können Sie auf den heiligen Stephanus schauen – den Patron Ihrer Gemeinde.
    Von ihm heißt es ausdrücklich, kurz vor Pfingsten:
    Er war erfüllt vom Heiligen Geist.

    Und dieser Stephanus schafft es sterbend, weil er getötet wird, für seine Mörder zu beten.
    Er vergibt ihnen.
    Das ist die Praxis der Auferstehung.
    Da ist einer schon auferstanden – innerlich.
    Und ja, Stephanus wird am Jüngsten Tag leiblich auferstehen.
    Aber er war es schon damals: auferstanden durch seine Fähigkeit zur Vergebung.

    Jetzt möchte ich noch eine Lanze brechen für den Evangelisten Johannes, den ich zuerst fast ein wenig kompliziert dargestellt habe.

    Während die anderen Evangelisten schreiben, dass Jesus „den Geist aufgab“, schreibt Johannes: Jesus gab seinen Geist hin.

    Und in Johannes ist es auch Jesus selbst, der den Jüngern am selben Tag der Auferstehung den Heiligen Geist gibt.
    Er sagt: „Empfangt den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.“

    Wie verkündet man diese Vergebung?

    Indem man verzeiht.
    Und wie kannst du verzeihen?

    Wenn du an Jesus, den Auferstandenen, glaubst.

    Denn Jesus wurde – wie Stephanus – getötet, aus Hass, wegen Machtspielen, wegen Verleumdung.

    Und was macht Jesus?

    Er geht durch den Tod hindurch.
    Und er zeigt als Erstes seine Wunden – bei Johannes ausdrücklich als Zeichen der Vergebung. Die Wundmale sind verheilt.
    Was ihr mir angetan habt – es ist gut.
    Es ist vergeben.

    Wann bin ich auferstanden?

    Wenn ich vergeben habe.

    Wer ist auferstanden?

    Der, der vergibt.

    Wer zeigt, dass er an die Auferstehung glaubt?

    Der, der vergeben kann – weil er weiß:
    Die Liebe ist stärker als der Tod.

    Das ist jene Liebe, mit der der Vater den Sohn auferweckt hat –
    den Sohn, der aus Hass getötet wurde.

    Diese göttliche Liebe ist größer als jeder Hass.

    Und dort, wo die Liebe stärker ist als die Verletzung, die dir ein Mensch angetan hat, dort bist du auferstanden.

    Jetzt könnten Sie sagen:
    „Na ja, das klingt alles sehr schön, aber das ist doch schwieriger als einfach nur zu sagen: Ich glaube, dass Christus auferstanden ist.“

    Ja – das schönere ist oft das schwierigere.

    Du bist auferstanden, wenn du vergeben hast.

    Nimm dir alle deine Feinde mit hinein in diese Eucharistiefeier.

    Lass dir von Jesus sagen:
    „Für euch und für alle vergossen – mein Blut, mein Leben.“

    Lass dich mit dem Herrn auferwecken,
    zur Fähigkeit der Vergebung.

    Amen.


    Die Lesungen und das Evangelium zur Predigt sind hier nachlesbar:
    https://www.vaticannews.va/de/tagesevangelium-und-tagesliturgie/2025/06/01.html

    Das angesprochene hohepriesterliche Gebet Jesu findet sich in Johannes 17,1–26.

    Die jeweils aktuellen Impulse zu seiner nächsten Predig stellt P. Johannes Paul immer am Donnerstag hier zur Verfügung:
    https://www.abrahamowicz.org



  • Requiem

    In der wunderbaren Servitenkirche durfte ich im Mai 2025 die Trauerrede für eine verstorbene Tirolerin halten, die uns im 92. Lebensjahr vorausgegangen ist.

    Ursprünglich wollte ich über den Heiligen Augustinus – den heutigen Tagesheiligen – eine schöne Brücke zur Verstorbenen finden. Dann kam ich eine Stunde vor Beginn des Requiems in die Kirche und betete still vor dem Sarg den Angelus. Es war noch niemand da und es war so schön, an diesem Sarg zu stehen und das Bild dieser liebevollen segnenden Mutter zu meditieren.

    Und dann schweifte mein Blick zum Hochaltar und dort verkündet der Engel Maria genau das, was ich gerade gebetet habe: Dass sie ein Kind gebären wird vom Heiligen Geist. Und Sie sagte einfach „Ja“ zu diesem Gnadengeschenk.

    Und genau dieses JA hat auch die Verstorbene zu ihrem Leben gesagt, das sie so aufopfernd und liebevoll für Ihre Kinder, vor allem für ihre behinderte Tochter gelebt hat. Noch im hohen Alter war sie fit, mit dem Rechen im Garten unterwegs und immer für alle Menschen da, die sie gebraucht haben.

    Genau mit diesem Blick zum Hochaltar habe ich dann auch diese hoffnungsfrohe Trauerrede begonnen, die mit Genehmigung der Hinterbliebenen hier nachhörbar ist und am Ende in großen Dank mündet.

    In mehreren langen Gesprächen hat mir ihr Sohn viel über seine Mutter erzählt. Und als gebürtiger Tiroler konnte ich auch sehr genau beschreiben, wo sie gelebt hat, was sie in ihrer Jugend erlebt hat und dass sie vielleicht sogar beim Debütantenball in Innsbruck mit meinem Vater getanzt hat. Die beiden waren nahezu gleich alt und sind nicht weit entfernt voneinander aufgewachsen.

    Der Sohn hat in seiner Jugend beim Chor gesungen und so haben ausgezeichnete Sänger die Messe liebevoll und romantisch gestaltet.

    Eine halbe Stunde vor Beginn des Requiems hat der Chor noch geprobt. Ich haben einen Teil des bekannten SANCTUS von Schubert mit dem handy aufgenommen. Leider nicht ganz von Anfang an.

    Die beiden Söhne haben sich vor Jahren zerstritten. Heute ging beim Friedensgruß der Jüngere auf den Älteren zu und hat ihm die Hand gegeben. Eine große Geste aus tiefem Herzen. So hat diese großartige Frau noch über den Tod hinaus einen kräftigen Impuls für Frieden, Liebe und Vergebung gesendet. Die Ehefrau meines Auftraggebers hat Psalm 139 als Lesung würdig und liebevoll vorgetragen und die Familie hat die Fürbitten berührend gelesen, in denen auch diese Aussöhnung eine Bitte war. Herr erbarme Dich unser!

    Danke lieber P. Giovanni für Dein ruhiges würdevolles Feiern des Requiems. Danke lieber Matthias für Deinen umsichtigen und hoch professionellen Dienst. Ich habe mich mit Freude an unsere Begegnungen in Göttweig erinnert.

    PS: Gut, dass ich auf Maria gehört habe. Den Hl. Augustinus, dessen Mutter die Hl. Monika ist, feiern wir nämlich erst am 27./28. August. Und natürlich sind die Wiltener Chorherren Prämonstratenser.

  • Wohngemeinschaft mit Gott

    Wolln wir zusammenziehen?“

    Wer fragt da wen?
    Niemand. Gott bestimmt einfach, dass er unter uns wohnen will.

    Das hat er schon vor ewigen Zeiten dem alten Mose gesagt:
    Sein Wort an ihn: „Die Israeliten sollen mir ein Heiligtum machen!
    Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen“ (Ex 25,8).

    Sein Wort an seine eigene Weisheit: „In Jakob (Enkel Abrahams) schlag dein Zelt auf und in Israel (zweiter Name Jakobs) sei dein Erbteil!“
    (Sir 24,8).

    Dieses Wort Gottes über seine Wohnung ergeht auch an David und an Salomo.
    Letzterer baut ihm in Jerusalem den Tempel – als „Wohnstätte“.

    Schließlich ist das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

    Es geht Gott einfach ums Beisammensein,
    ob er bei uns auf der Erde oder wir bei ihm im Himmel:
    „Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.“

    Schließlich erblickt der Seher Johannes
    die Wohngemeinschaft von Gott mit den Menschen (Zweite Lesung).

    Wolln wir zusammenziehen?

    (Gedanken zum 5. Sonntag der Osterzeit C)

    Quelle: P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB

    Predigt im Originalton.