Schlagwort: Weisheit

  • Bitten

    Du unser Gott. Ehe wir lieben können, liebst du uns. Ehe wir erkennen, hast du uns erkannt. Wir bitten dich:

    A: Berühre unser Herz.

    – Dass wir uns gesehen fühlen.

    – Dass wir dein Bild in uns entfalten.

    – Dass wir aus deiner Weisheit leben.

    A: Berühre unser Herz.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 18.9.2025

  • Gelassenheitsgebet

    Gott, gib uns die Gnade, mit Gelassenheit hinzunehmen,
    was nicht geändert werden kann,

    den Mut, zu ändern, was geändert werden soll,

    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

    Reinhold Niebuhr (1892–1971)


    Englisches Original (Reinhold Niebuhr, 1943):

    God, give us grace to accept with serenity the things that cannot be changed,

    Courage to change the things which should be changed,

    and the Wisdom to distinguish the one from the other.

    Autor:

    Reinhold Niebuhr (1892–1971), US-amerikanischer protestantischer Theologe.

    Erstmals verwendet in einem Gottesdienst in Heath, Massachusetts (1943).

    Quellen:

    • Elisabeth Sifton: The Serenity Prayer. Faith and Politics in Times of Peace and War. Norton, New York 2003.
    • Fred R. Shapiro: Who Wrote the Serenity Prayer?, Yale Alumni Magazine, Juli/August 2008.
    • de.wikipedia.org/wiki/Gelassenheitsgebet
  • Der zerbrechliche Körper

    „Dieser zerbrechliche Körper ist Matrix für Geist und Seele.“

    Wir können es uns nicht leisten, unseren Körper zu vernachlässigen – auch wenn er nicht unser wahres Selbst ist. Unser Leib ist das Gefäß, das uns trägt, solange wir hier auf Erden sind. Wenn wir ihn achten, gesund bleiben und frei von Schmerzen leben, finden wir leichter Zugang zu unserem inneren Selbst.

    Gerade in der Trauer erfahren wir, wie zerbrechlich der Körper ist – und zugleich, wie unzerstörbar Seele und Geist bleiben. Der Leib darf weder abgelehnt noch verachtet werden. Er ist heilig, weil er für eine Zeitlang die Wohnung unseres Geistes war.

    Als Christ finde ich in den Worten des Apostels Paulus Trost und Orientierung:

    „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?“
    (1 Kor 6,19)

    Der Weise pflegt seinen Körper auch aus Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüber Gott, der nach dem Tod seine Seele bei sich aufnimmt.


    Originaltext aus 365 Tao

    Dieser zerbrechliche Körper
    Ist Matrix
    Für Geist und Seele.

    Wir können es uns nicht leisten, unseren Körper zu vernachlässigen, auch wenn wir erkennen, dass wir uns nicht ausschließlich mit ihm identifizieren dürfen. Auf unserer Suche nach unserem wahren Selbst ist unsere körperliche Existenz der beste Ausgangspunkt. Wir können unser Leben durch die Art und Weise verändern, wie wir essen und uns bewegen und wir können unsere Suche beschleunigen, indem wir gesund bleiben. Wenn wir frei von körperlichen Blockaden und Schmerzen sind, können wir unser inneres Selbst viel besser identifizieren.

    Auf der Suche nach dem Geist und der Seele ist es weise zu verstehen, dass der Körper zwar nicht das wahre Selbst ist, man ihn aber trotzdem pflegen sollte. Das Fleisch darf weder abgelehnt noch kasteit werden. Aber nur der Weise ist in der Lage, den Körper zu pflegen und gleichzeitig über ihn hinauszuschauen.

    Quelle

    Deng Ming-Dao: 365 Tao. Meditationen für jeden Tag des Jahres.

    Übers. Kimiko Leibnitz. 1. Auflage, München 2023, FinanzBuch Verlag (Münchner Verlagsgruppe). ISBN 978-3-95972-658-0. Englische Originalausgabe: 365 Tao: Daily Meditations. Harper San Francisco (HarperCollins Publishers), New York 1992.

  • Sonnenwende

    Tag 172. Wenn das wahre Licht erscheint, wendet sich der ganze Planet ihm zu. Die Sommersonnenwende ist die Zeit des stärksten Lichts. Sie ist ein enorm kraftvoller Tag. Der ganze Planet wendet sich dem Strahlen der Sonne zu.

    Diese mächtige Kulmination ist weder statisch noch dauerhaft. Die Sonnenwende als Zeit der Kulmination ist tatsächlich ein kaum wahrnehmbarer Punkt. Die Sonne scheint stillzustehen. Ihre tägliche Bewegung scheint beinahe anzuhalten. Gestern war sie noch auf dem Weg zu diesem Punkt; morgen wird sie eine neue Phase ihres Zyklus beginnen.

    Jene, die Tao folgen, feiern diesen Tag, um sich an die Zyklen der Existenz zu erinnern. Sie erinnern sich daran, dass alle Zyklen ein Links und ein Rechts haben, ein Oben und ein Unten, einen Höhepunkt und einen Tiefpunkt.

    Heute überwiegt der Tag die Nacht und trotzdem wird sich die Nacht langsam durchsetzen. Alles Leben verläuft in Zyklen. Alles Leben ist Harmonie. Deshalb sollten wir feiern, aber nicht hochmütig sein. Denn immer, wenn man einen großen Erfolg feiert, nähert sich auch die Antithese.

    Genauso gilt, nicht in Trauer zu verfallen, wenn man im Unglück ist. Denn wenn man trauert, nähert sich die Antithese ebenso. Jene, die wissen, wie man den Höhepunkt eines jeden Zyklus erreicht und sein Strahlen bewahrt, sind die Weisesten von allen.

    Inspiration: Deng, Ming-Dao. 365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres