Schlagwort: Vater

  • Der letzte Tag

    Seht, golden steigt das Licht empor –
    da schwindet hin die dunkle Nacht,
    die unsren richtungslosen Schritt
    hart an des Abgrunds Rand gebracht.

    Des neuen Tages heit’res Licht
    dringt tief in unsre Seele ein
    und macht, von Arglist ungetrübt,
    des Herzens Streben klar und rein.

    Von Aug’ und Zunge, Mund und Hand
    bleib jede böse Regung fern;
    so führe uns der neue Tag
    aus Finsternis zum Licht des Herrn.

    Ein Auge schaut auf uns herab,
    das über unsrem Leben wacht:
    Es sieht voll Güte unser Tun
    vom frühen Morgen bis zur Nacht.

    Und jener letzte Morgen einst,
    den wir erseh’n voll Zuversicht,
    er finde wachend uns beim Lob
    und überströme uns mit Licht.

    Gott Vater, dir und deinem Sohn
    sei Lob und Dank und Herrlichkeit,
    und auch dem Geist, der bei uns ist,
    jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

    Nach Lux ecce surgit aurea 
    (Aurelius Prudentius Clemens, † nach 405),
    deutsche Fassung nach dem Stundenbuch.

  • Amor vincit

    Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, scheint es oft, als sei alles zu Ende. Doch dieser Text aus dem 2. Korintherbrief erinnert uns an eine große Hoffnung: Christus ist nicht nur gestorben – er ist auch auferweckt worden. Nicht, um uns zu verlassen, sondern um bei uns zu bleiben – in Liebe, in Fürsprache, in Verbundenheit.

    Wer liebt, lebt nicht mehr für sich allein. Wer geliebt hat – lebt weiter in der Liebe.

    In der Trauer können wir uns von der Liebe Christi getragen wissen. Sie „drängt“ uns, nicht zu verzweifeln, sondern zu vertrauen: auf ein Wiedersehen, auf Sinn trotz des Schmerzes, auf einen Weg, der weiterführt – mit Christus, der beim Vater für uns eintritt, für Dich und für die, die Du liebst.

    Und vielleicht geschieht gerade in der Stunde des Abschieds etwas Neues: Wir lernen, nicht mehr nur für uns selbst zu leben, sondern – wie Christus – in Liebe für andere. Amor vincit. Die Liebe siegt. Auch über den Tod.