
Abschied naht
Tod kommt
Trauer wandelt
Hoffnung keimt
Freude blüht
Liebe bleibt
Abschied naht
Tod kommt
Trauer wandelt
Hoffnung keimt
Freude blüht
Liebe bleibt
Im Jubel ernten, die mit Tränen säen.
Im Lichte stehen, die noch trauernd sind.
Wie Träumende werden wir sein,
als Menschen füreinander
Wege suchen, Wege wagen
ins neue Land.
Wie Träumende werden wir sein,
als Menschen zueinander
Schritte finden, Schritte gehen
ins neue Land.
Wie Träumende werden wir sein,
als Menschen miteinander
Hoffnung schöpfen, Hoffnung schenken
im neuen Land.
Im Jubel ernten, die mit Tränen säen.
Im Lichte stehen, die noch trauernd sind.
Text: Thomas Laubach (nach Ps 126);
Musik: Thomas Quast,
aus: Das Schweigen bricht, 1987,
alle Rechte im tvd-Verlag Düsseldorf
Geist des ewigen Gottes, der du die Trauernden tröstest und das Getrennte zusammenführst, wir rufen zu dir:
A: Besuche die Herzen deiner Kinder.
– Fege unsere Vorurteile und Beschränktheiten hinweg wie ein Sturmwind.
– Lindere die Not der Verzagten mit deiner Sanftmut.
– Atme in uns, damit wir ganz in dir leben.
A: Besuche die Herzen deiner Kinder.
Gott, du Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohne dich ist nichts gesund und nichts heilig. Führe uns in deinem Erbarmen den rechten Weg und hilf uns, die vergänglichen Güter so zu gebrauchen, dass wir die ewigen nicht verlieren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Gnade und unvergängliches Leben sei mit allen, die Jesus Christus, unseren Herrn, lieben.
Eph 6, 24
Quelle: Magnificat – das Stundenbuch am 27.7.2025, dem Tag der Großeltern
Tag 172. Wenn das wahre Licht erscheint, wendet sich der ganze Planet ihm zu. Die Sommersonnenwende ist die Zeit des stärksten Lichts. Sie ist ein enorm kraftvoller Tag. Der ganze Planet wendet sich dem Strahlen der Sonne zu.
Diese mächtige Kulmination ist weder statisch noch dauerhaft. Die Sonnenwende als Zeit der Kulmination ist tatsächlich ein kaum wahrnehmbarer Punkt. Die Sonne scheint stillzustehen. Ihre tägliche Bewegung scheint beinahe anzuhalten. Gestern war sie noch auf dem Weg zu diesem Punkt; morgen wird sie eine neue Phase ihres Zyklus beginnen.
Jene, die Tao folgen, feiern diesen Tag, um sich an die Zyklen der Existenz zu erinnern. Sie erinnern sich daran, dass alle Zyklen ein Links und ein Rechts haben, ein Oben und ein Unten, einen Höhepunkt und einen Tiefpunkt.
Heute überwiegt der Tag die Nacht und trotzdem wird sich die Nacht langsam durchsetzen. Alles Leben verläuft in Zyklen. Alles Leben ist Harmonie. Deshalb sollten wir feiern, aber nicht hochmütig sein. Denn immer, wenn man einen großen Erfolg feiert, nähert sich auch die Antithese.
Genauso gilt, nicht in Trauer zu verfallen, wenn man im Unglück ist. Denn wenn man trauert, nähert sich die Antithese ebenso. Jene, die wissen, wie man den Höhepunkt eines jeden Zyklus erreicht und sein Strahlen bewahrt, sind die Weisesten von allen.
Inspiration: Deng, Ming-Dao. 365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres
Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, scheint es oft, als sei alles zu Ende. Doch dieser Text aus dem 2. Korintherbrief erinnert uns an eine große Hoffnung: Christus ist nicht nur gestorben – er ist auch auferweckt worden. Nicht, um uns zu verlassen, sondern um bei uns zu bleiben – in Liebe, in Fürsprache, in Verbundenheit.
Wer liebt, lebt nicht mehr für sich allein. Wer geliebt hat – lebt weiter in der Liebe.
In der Trauer können wir uns von der Liebe Christi getragen wissen. Sie „drängt“ uns, nicht zu verzweifeln, sondern zu vertrauen: auf ein Wiedersehen, auf Sinn trotz des Schmerzes, auf einen Weg, der weiterführt – mit Christus, der beim Vater für uns eintritt, für Dich und für die, die Du liebst.
Und vielleicht geschieht gerade in der Stunde des Abschieds etwas Neues: Wir lernen, nicht mehr nur für uns selbst zu leben, sondern – wie Christus – in Liebe für andere. Amor vincit. Die Liebe siegt. Auch über den Tod.
Warum JJ’s Eurovision-Song „Wasted Love“ eine tiefere Wahrheit über das Wesen der Liebe offenbart
Ein Essay von Harald R. Preyer
Wien, am Sonntag, dem 18. Mai 2025
Es ist ein bewegender Moment im Finale des Eurovision Song Contests 2025. Ein junger Mann mit heller Stimme, fast engelsgleich, steht in schimmerndem Licht. Der österreichische Countertenor JJ singt sich mit „Wasted Love“ in die Herzen Europas – und gewinnt.
Der Refrain brennt sich ein:
Now that you’re gone – all I have is wasted love.
Jetzt, da du fort bist, bleibt nur verschwendete Liebe.
Aber kann Liebe je verschwendet sein?
JJ – bürgerlich Johannes Jakob Pietsch – ist 24 Jahre alt, Sohn eines Österreichers und einer philippinischen Mutter. Aufgewachsen in Dubai, zurückgekehrt nach Wien, ausgebildet an der Musikuniversität, tritt er an der Volksoper ebenso auf wie in der U-Bahn oder auf der Bühne von Starmania.
Bis zum hohen Cis kommt Countertenor Johannes Pietsch alias JJ in seinem Song „Wasted Love“. APA/Helmut Fohringer
Sein Gesang ist keine Pose, sondern Ausdruck einer inneren Wahrheit. Als Countertenor sprengt er Rollenklischees – in der Stimme, in der Person, im Ausdruck. JJ steht für eine neue Generation von Künstlern, die sich nicht mehr zwischen Pop und Oper, zwischen queerer Identität und klassischer Schönheit entscheiden müssen.
„Wasted Love“ ist eine moderne Klage. Eine Stimme ruft aus dem Ozean der Gefühle nach jemandem, der Angst hat vor Nähe, vor Tiefe, vor Ertrinken. Die Musik beginnt fast nackt, intim, und wächst zu einem hymnischen Crescendo, das sich in technoiden Nebel auflöst.
Doch inmitten dieser Einsamkeit stellt sich eine größere Frage: Wenn Liebe nicht erwidert wird – war sie dann vergeblich?
Die christliche Theologie kennt diese Frage gut. Jesus selbst liebte, ohne zurückgeliebt zu werden. Er heilte, tröstete, weinte – oft vergeblich. Und doch sagt die Bibel:
„Die Liebe hört niemals auf.“
(1 Kor 13,8 )
Liebe, die gegeben wurde, ist nicht verloren. Sie bleibt – als Kraft, als Erinnerung, als Teil dessen, der liebt. Und darin liegt ein Trost: Selbst wenn sie auf taube Ohren trifft, hat sie gewirkt. In mir.
Die Wahl dieser ungewöhnlichen Stimmlage ist kein Effekt, sondern eine Haltung. Der Countertenor singt dort, wo andere schweigen. Er bringt das Verborgene an die Oberfläche. Seine Stimme schwebt über dem Alltäglichen und ruft: Auch das ist möglich. Auch so klingt Liebe.
JJ’s Stimme ist wie das Lied selbst: verletzlich, schön, mutig – und offen für Schmerz.
Dass JJ regelmäßig an der Wiener Volksoper singt, ist kein Zufall. Die Bühne hat ihn geprägt, aber sie hält ihn nicht zurück. Vielmehr ist sie ein Ort der Durchlässigkeit geworden – zwischen den Genres, den Generationen, den Welten. „Wasted Love“ klingt nach Mahler und nach Madonna, nach Verlust und Verheißung.
In einem Interview sagte JJ:
„Ich will zeigen, dass es okay ist, zu lieben – auch wenn man nichts zurückbekommt. Ich habe lange geglaubt, das sei Schwäche. Jetzt weiß ich: Es ist meine größte Kraft.“
Darin liegt der Zauber dieses Auftritts. Nicht die perfekte Inszenierung hat Europa überzeugt, sondern die nackte Wahrheit: Dass Liebe immer ein Wagnis ist. Dass sie sich schenkt – ohne Garantie. Und dass gerade darin ihre Schönheit liegt.
JJ bei seinem Auftritt in Basel. Foto: ORF
Vielleicht ist JJ’s Sieg ein kleiner Triumph für all jene, die lieben – mit offenen Armen, mit offenem Ausgang.
Und vielleicht, nur vielleicht, war keine Zeile des ESC passender als diese:
I’m an ocean of love – and you’re scared of water.
Aber Liebe fürchtet sich nicht. Sie schwimmt. Und manchmal – siegt sie. Amor vincit.
Harald R. Preyer ist systemischer Coach, geistlicher Begleiter und Lektor im Wiener Stephansdom. Er begleitet Menschen in Lebenswenden und gestaltet christliche Trauerfeiern für Ausgetretene. Seine Texte kreisen um die großen Themen: Liebe, Glaube, Abschied.
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Hinweis: Zitate aus „Wasted Love“ von JJ. Bibelzitate aus der Einheitsübersetzung 2016.
JJ’s ESC-Auftritt ist abrufbar unter: www.eurovision.tv
Darf ich fröhlich blicken, obwohl ich trauere?
Ja. Dein Lächeln im Herzen ist der Applaus der Seele, wenn sie sieht, dass das Leben siegt.
Auch der geliebte verstorbene Mensch freut sich bestimmt über Dein Herzens-Lachen.