Schlagwort: Tod

  • Festmahl mit feinsten Speisen

    Jes 25, 6–10a


    Impuls zur Lesung

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 3.12.2025

  • Frei gemacht

    Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christus Jesus, hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes.

    Röm 8, 1–2

  • Gesundheit und Tod – neu gedacht

    »Der besondere Wert von Gesundheit wird uns meist erst dann schmerzlich bewusst, wenn sie fehlt.«

    — Barbara Schmitz

    Impuls
    Gesundheit ist nicht einfach das Fehlen von Krankheit, sondern ein empfindliches Gleichgewicht, das erst im Bruch seine Tiefe offenbart. Barbara Schmitz erinnert uns daran, dass Krankheit nicht nur Verlust, sondern auch Erkenntnisquelle sein kann – ein Riss, durch den neues Licht ins Leben fällt.

    Vielleicht gilt das Gleiche auch für den Tod: Er zwingt die Lebenden, neu zu beginnen, die Grenzen des Selbst zu überschreiten und Freiheit zu finden inmitten des Endlichen. So wird aus der Verwundung ein Zugang zur Wahrheit des Menschseins – verletzlich, aber wach.


    Barbara Schmitz (*1968) ist eine deutsche Philosophin. Sie lehrt und forscht an der Universität Basel, wo sie sich mit Fragen des guten und lebenswerten Lebens, mit Gerechtigkeit, Behinderung und den ethischen Dimensionen menschlicher Existenz auseinandersetzt. In ihrer Arbeit verbindet sie theoretische Schärfe mit einer lebensnahen Perspektive, die Philosophie als praktische Orientierung im Alltag begreift.

  • Tod für die Sünde

    Sind wir mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.

    Röm 6, 8–11

  • Tod und Vergehen

    Tod und Vergehen waltet in allem,
    steht über Menschen, Pflanzen und Tieren,
    Sternbild und Zeit.

    Du hast ins Leben alles gerufen.
    Herr, deine Schöpfung neigt sich zum Tode:
    Hole sie heim.

    Schenke im Ende auch die Vollendung.
    Nicht in die Leere falle die Vielfalt
    irdischen Seins.

    Herr, deine Pläne bleiben uns dunkel.
    Doch singen Lob wir dir, dem dreieinen,
    ewigen Gott.

    P. Polykarp Ühlein OSB, 1978 – Melodie: GL 656

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, Abendgebet am 2.11.2025

  • Tod – Motor des Lebens, Trauer – Tochter der Liebe

    Wenn wir vom Tod sprechen, sprechen wir immer auch vom Leben. Diese Einsicht zieht sich wie ein stiller Faden durch das Denken Viktor E. Frankls – und durch den Vortrag des Biochemikers und Logotherapeuten Edgar Falkner-Groier, den er unter dem Titel „Tod: Motor des Lebens – Trauer: Tochter der Liebe“  beim Viktor Frankl Zentrum Wien regelmäßig hält.

    Der Mensch, so Falkner-Groier, ist sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst – und genau darin liegt seine Würde. Seit der „Vertreibung aus dem Paradies“, diesem großen biblischen Bild für die Erkenntnis von Gut und Böse, weiß der Mensch, dass sein Leben endlich ist. Doch gerade diese Erkenntnis treibt ihn dazu an, Sinn zu verwirklichen. Der Tod wird damit – paradoxerweise – zum Motor des Lebens.

    Frankl nannte die Vergangenheit den „Raum des Unvergänglichen“. Denn alles, was wir getan, geliebt, erlitten oder geschenkt haben, bleibt dort aufgehoben – „unverlierbar“, wie er sagte. Unsere Lebensgeschichte ist keine Linie, die in den Tod läuft, sondern eine Scheune voller gelebter Bedeutung. In dieser Sichtweise verliert der Tod seinen Stachel. Er zwingt uns, verantwortlich zu leben – und das Leben zu lieben, gerade weil es vergeht.

    Trauer als verwandte Form der Liebe

    Im zweiten Teil seines Vortrags spricht Falkner-Groier von der Trauer – und nennt sie „Tochter der Liebe“. Denn nur wer liebt, kann trauern. Und jede echte Trauer enthält die Möglichkeit, zur Liebe zurückzufinden.

    Frühere psychologische Ansätze verstanden Trauerarbeit als ein „Loslassen“ – als Abschluss, nach dem das „normale Leben“ weitergehen sollte. Heute wissen wir: Wer loslässt, darf zugleich halten. Der geliebte Mensch verschwindet nicht aus der Beziehung, er verändert nur die Art, in der er da ist. Frankl formulierte es so: „Bei-Sein ist nicht auf Da-Sein angewiesen.“

    Trauer wird so zur Bewegung zwischen Loslassen und Halten, zwischen Schmerz und Liebe. Mit der Zeit wandelt sich die verzweifelte Trauer zur „liebenden Trauer“ – einer neuen Form der Beziehung, die den Verstorbenen ehrt und im Herzen bewahrt.

    Und wer glaubt, darf diesen Wandel noch weiter deuten: In einem „Akt des gläubigen Urvertrauens“, sagt Falkner-Groier, können wir auch das Unbegreifliche einem größeren Sinn übergeben – einem „Über-Sinn“, wie Viktor Frankl ihn nannte. Die Liebe, die bleibt, überwindet den Tod.

    Der Liedermacher Hubert von Goisern fasst es schlicht: „Liebe kennt nicht den Tod.“

    Ein persönlicher Nachklang

    In vielen Begegnungen mit Trauernden erlebe ich genau das: Wie Liebe und Verlust keine Gegensätze sind, sondern zwei Seiten derselben Erfahrung. Wenn ein Vater seiner verstorbenen Tochter schreibt, er werde sie im Himmel wiedersehen; wenn eine Witwe beim Kerzenlicht sagt, sie spüre ihren Mann noch immer an ihrer Seite – dann geschieht das, was Falkner-Groier beschreibt: Die Trauer verwandelt sich in Liebe.

    Es ist die Liebe, die den Tod überdauert, und der Tod, der uns lehrt, zu lieben.


    Quelle:
    DI Dr. Edgar Falkner-Groier, Tod: Motor des Lebens – Trauer: Tochter der Liebe, Vortrag im Viktor Frankl Zentrum Wien, 2025.
    Verwendete Literatur: Viktor E. Frankl, Logotherapie und Existenzanalyse (Beltz, 2002); R. Kachler, Meine Trauer wird dich finden (Herder, 2017); E. Lukas, In der Trauer lebt die Liebe weiter (Butzon & Bercker, 2019).

    Autor
    Harald R. Preyer ist ehrenamtlich Lektor im Wiener Stephansdom, christlicher Begräbnisleiter und Trauerredner. Auf Basis seiner Erfahrung als systemischer Coach und geistlicher Begleiter gestaltet er Begräbnisse und Urnenfeiern als Perlen von Glaube, Hoffnung und Liebe. Seine Auftraggeber sind oft der Kirche fernstehende und ausgetretene Personen, die dennoch Gläubige sind. Persönliche Begegnungen mit Viktor Frankl ab 1983 haben sein Leben mit geprägt.

  • Trauer als heilige Katharsis

    Zum Gedenktag des hl. Ignatius von Antiochia
    – Freitag, 17. Oktober 2025

    (Welttag gegen Armut und Ausgrenzung)

    Lesung aus dem Morgengebet: 1 Petr 1, 6–9

    Ihr seid voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst.
    Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist.
    So wird eurem Glauben Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi.
    Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht;
    aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude,
    da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.


    Das Feuer, das reinigt

    Manchmal führt das Leben uns durch ein Feuer.
    Wir verlieren Menschen, Sicherheiten, Träume. Und mitten in der Trauer fragen wir: Warum muss das so weh tun?

    Die alten Griechen nannten dieses Durchgehen durch Schmerz Katharsis – Reinigung, Läuterung. In ihren Dramen war das Erleben von Leid kein Selbstzweck, sondern der Weg zu neuer Klarheit, zu Menschlichkeit. Erst wer Tränen zulässt, kann sich verwandeln.

    Auch die Bibel spricht in diesem Sinn:
    Der Glaube ist wie Gold, das im Feuer geprüft wird. Nicht das Feuer zerstört ihn, sondern es bringt seine Reinheit zum Vorschein.

    Ignatius – der Gottesträger

    Am heutigen Tag erinnert uns die Kirche an Ignatius von Antiochia, einen der ersten Zeugen des Glaubens. Auf seiner schweren Reise in die Gefangenschaft schrieb er Briefe voller Zuversicht. Er nannte sich selbst Theophoros, den „Gottesträger“.
    Er wusste: Gott verlässt uns nicht im Leid – er trägt uns hindurch.

    Trost, der verwandelt

    Trauer kann zu einer heiligen Katharsis werden.
    Nicht, weil der Schmerz an sich gut wäre, sondern weil er das Herz öffnet.
    Er macht uns empfänglich für das, was bleibt: Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit, Tiefe.

    Wenn wir den Mut haben, durch die Trauer zu gehen, anstatt sie zu umgehen, dann geschieht etwas leise Wunderbares:
    Aus Tränen wächst Frieden. Aus Verlust wächst Liebe.
    Und aus der Dunkelheit wächst neues Leben.

    Trost heißt nicht, den Schmerz zu leugnen – sondern in ihm Gott zu begegnen. Denn Gott ist Liebe. Und Liebe siegt immer.

  • Im Schatten des Todes

    „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
    um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“
    (Lk 1,78–79)

    Das Benedictus – ein Gebet der aufgehenden Sonne

    Jeden Morgen betet die Kirche das sogenannte Benedictus, den Lobgesang des Zacharias (Lk 1, 68–79). Es ist eines der drei großen Tagesgebete der Kirche – neben dem Magnificat am Abend und dem Nunc dimittis zur Nacht. Seit Jahrhunderten begleitet dieses Morgengebet Mönche, Priester und Laien durch den Beginn des Tages.

    Das Licht fällt in die obere Sakristei im Wiener Stephansdom

    Das Licht fällt in die obere Sakristei im Wiener Stephansdom

    Der alte Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, stimmt dieses Lied an, als sein Sohn geboren wird. Er erkennt darin, dass Gott sein Volk nicht verlässt, sondern mit „aufstrahlendem Licht“ aus der Höhe kommt – eine frühe Ankündigung von Jesus, dem kommenden Retter. Die zitierten Zeilen beenden das Benedictus.

    Ein Licht im Schatten des Todes

    Gerade in Zeiten der Trauer klingt dieser Text wie ein Versprechen: Auch wenn wir im „Schatten des Todes“ sitzen, bricht das Licht Gottes durch. Das Bild erinnert an einen Sonnenaufgang: Zuerst ist es noch dunkel, doch langsam legt sich ein Schimmer über die Erde, bis der Tag leuchtet.

    Für Trauernde kann dieser Gedanke ein Trost sein. Denn das Benedictus sagt: Die Finsternis bleibt nicht das Letzte. Der Tod ist nicht Endstation. Das Licht kommt uns entgegen, und es will unsere Schritte auf den Weg des Friedens lenken – auch dann, wenn wir uns verloren fühlen.

    Impuls

    Für mich ist das Benedictus nicht nur Teil meines Morgengebetes, sondern vor allem beim Schreiben sehr persönlicher Trauerreden ein inspirierender Begleiter geworden. Wenn wir einen geliebten Menschen verabschieden, sind wir oft sprachlos. Was soll man sagen, wenn ein Leben zu Ende geht? Das Benedictus schenkt uns eine Sprache: Wir dürfen hoffen, dass das Licht Gottes uns und den Verstorbenen umfängt.

    Vielleicht können wir uns das so vorstellen: Die Schritte, die jetzt schwerfallen, weil ein Mensch fehlt, werden doch getragen. Das Licht aus der Höhe führt uns – nicht zurück ins alte Leben, sondern weiter, auf einen Weg, der Frieden verheißt.

    So bleibt die Zusage: Gottes Barmherzigkeit wird uns besuchen. Nicht irgendwann, sondern schon jetzt – mitten in der Dunkelheit.

  • Zartes Hoffen

    Abschied naht
    Tod kommt
    Trauer wandelt
    Hoffnung keimt
    Freude blüht
    Liebe bleibt

  • Der zerbrechliche Körper

    „Dieser zerbrechliche Körper ist Matrix für Geist und Seele.“

    Wir können es uns nicht leisten, unseren Körper zu vernachlässigen – auch wenn er nicht unser wahres Selbst ist. Unser Leib ist das Gefäß, das uns trägt, solange wir hier auf Erden sind. Wenn wir ihn achten, gesund bleiben und frei von Schmerzen leben, finden wir leichter Zugang zu unserem inneren Selbst.

    Gerade in der Trauer erfahren wir, wie zerbrechlich der Körper ist – und zugleich, wie unzerstörbar Seele und Geist bleiben. Der Leib darf weder abgelehnt noch verachtet werden. Er ist heilig, weil er für eine Zeitlang die Wohnung unseres Geistes war.

    Als Christ finde ich in den Worten des Apostels Paulus Trost und Orientierung:

    „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?“
    (1 Kor 6,19)

    Der Weise pflegt seinen Körper auch aus Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüber Gott, der nach dem Tod seine Seele bei sich aufnimmt.


    Originaltext aus 365 Tao

    Dieser zerbrechliche Körper
    Ist Matrix
    Für Geist und Seele.

    Wir können es uns nicht leisten, unseren Körper zu vernachlässigen, auch wenn wir erkennen, dass wir uns nicht ausschließlich mit ihm identifizieren dürfen. Auf unserer Suche nach unserem wahren Selbst ist unsere körperliche Existenz der beste Ausgangspunkt. Wir können unser Leben durch die Art und Weise verändern, wie wir essen und uns bewegen und wir können unsere Suche beschleunigen, indem wir gesund bleiben. Wenn wir frei von körperlichen Blockaden und Schmerzen sind, können wir unser inneres Selbst viel besser identifizieren.

    Auf der Suche nach dem Geist und der Seele ist es weise zu verstehen, dass der Körper zwar nicht das wahre Selbst ist, man ihn aber trotzdem pflegen sollte. Das Fleisch darf weder abgelehnt noch kasteit werden. Aber nur der Weise ist in der Lage, den Körper zu pflegen und gleichzeitig über ihn hinauszuschauen.

    Quelle

    Deng Ming-Dao: 365 Tao. Meditationen für jeden Tag des Jahres.

    Übers. Kimiko Leibnitz. 1. Auflage, München 2023, FinanzBuch Verlag (Münchner Verlagsgruppe). ISBN 978-3-95972-658-0. Englische Originalausgabe: 365 Tao: Daily Meditations. Harper San Francisco (HarperCollins Publishers), New York 1992.