Gedanken zum 33. Sonntag im Jahreskreis (C)
Welttag der Armen
Heute wurde Yuliya und mir wieder einmal sehr deutlich, wie dankbar und glücklich wir sind. Die Gedanken von Papst Leo auf Radio Vatikan, die Predigt von Caritaspräsident Michael Landau auf Radio Klassik Stephansdom und die Begenung mit ihm heute in der Sakristei, das Mitfeiern der Orgel-Messe im Stephansdom um 12:00 und dann abends das Transkribieren der Predigt meines Freundes P. Johannes Paul OSB – all das macht das Herz weit und macht es uns leicht, Menschen froh und liebevoll zu begegnen und sie im Stillen zu segnen.
Papst Leo XIV. –
Botschaft zum Welttag der Armen (2025)
Papst Leo XIV. eröffnet seine Botschaft mit dem Ruf des Psalmisten: „Du bist meine Hoffnung, Herr und Gott“ (Ps 71,5). Gerade der Arme, dessen Leben von „Entbehrungen, Gebrechlichkeit und Ausgrenzung“ geprägt ist, kann zum Zeugen einer starken und verlässlichen Hoffnung werden. Seine Hoffnung ruht nicht auf Besitz oder Macht, sondern auf Gott.
Der Papst betont eine zentrale Wahrheit:
„Die schlimmste Armut ist, Gott nicht zu kennen.“
Reichtum ohne Gott mache leer; menschliche Sicherheiten seien täuschend. Hoffnung hingegen ist für Leo XIV. ein Anker, der im Versprechen Christi wurzelt.
Entscheidend ist die Verbindung von Hoffnung und Verantwortung:
Armut hat strukturelle Ursachen, die bekämpft werden müssen. Den Armen zu helfen ist „zuerst eine Frage der Gerechtigkeit, dann der Nächstenliebe“. Die Armen seien die „am meisten geliebten Brüder und Schwestern“ der Kirche – nicht Objekte, sondern Subjekte der Evangelisierung.
Der Welttag der Armen ruft die ganze Kirche dazu auf, die Armen in das Zentrum von Liturgie, Verkündigung und Caritas zu stellen. Das Heilige Jahr 2025 solle Initiativen hervorbringen, die Menschen dauerhaft aus Armut führen: durch Arbeit, Wohnung, Bildung, Gesundheit – nicht durch Waffen oder Abschottung.
Am Ende erinnert der Papst an den uralten Lobgesang des Vertrauens:
„In Te, Domine, speravi – Auf dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.“
Michael Landau –
Predigt zum Welttag der Armen
(Domkustos & europäischer Caritas-Präsident)
Michael Landau beschreibt die Gegenwart als Zeit eines „Einbruchs der Wirklichkeit“: Kriege, Klimakrise, soziale Verwerfungen, digitale Überforderung. Doch er widerspricht jeder Angstlogik:
„Hoffnung ist ein Muskel.“
Sie wächst, wenn wir sie üben und unsere Aufmerksamkeit auf Chancen statt Gefahren richten.
Über Österreich spricht Landau in einem Satz, der hängen bleibt:
„Wir haben in der Geburtsortslotterie einen Haupttreffer gezogen.“
Dankbarkeit verpflichtet. Der „hohe Grundwasserspiegel der Solidarität“ sei ein Schatz, den es politisch und gesellschaftlich zu schützen gelte. Sparmaßnahmen müssten „sozial gerecht“ bleiben und das „soziale Augenmaß“ wahren.
Im Zentrum seiner Predigt steht die Theologie der Armen:
„Die Armen sind keine Zusatzbeschäftigung der Kirche.“
Caritas ist Wesensausdruck der Kirche.
Die steigende Zahl von Menschen, die in Wien Lebensmittelhilfe benötigen, zeigt die Dringlichkeit. Doch Landau sieht dort auch Hoffnung – dank Freiwilligen, Engagierten und Spendern.
Für ihn verbindet sich die Erwartung Christi nicht mit Weltflucht, sondern mit Verantwortung:
Diese Zeit ist uns anvertraut.
Christlicher Glaube zeigt sich im Einsatz für Gerechtigkeit und im Mut zur Solidarität.
🎧 Predigt Michael Landau
Domkustos von St. Stephan & europäischer Caritas-Präsident
P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB –
Predigt zum 33. Sonntag im Jahreskreis
(Priestermönch im Stift Göttweig)
P. Johannes Paul (JP) stellt klar: Die Bibeltexte dieses Sonntags wollen nicht Angst erzeugen. Angst entsteht dort, wo man nur die dunklen Verse liest. Doch das Evangelium spricht von Hoffnung:
„Für euch aber, die ihr mich liebt, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.“
JP kritisiert die „Angstmacher“, die nur Drohverse zitieren. Die Botschaft Jesu sei jedoch eine der Gelassenheit: „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“
Standhaftigkeit entsteht für JP nicht durch Selbstdisziplin, sondern durch Beziehung.
Jesus sagt: „Ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben“ – aber nur, wenn man im Alltag mit ihm verbunden bleibt.
Der Vergleich, den JP wählt, ist alltäglich und tief:
Die Beziehung zu Gott ist wie die Liebe zu einem vertrauten Menschen, den man oft im Herzen trägt – so sehr, dass man manchmal spürt, wenn er anruft.
Wer so mit Gott verbunden ist, fürchtet sich nicht, verliert nicht die Fassung und bleibt handlungsfähig.
JP schließt: Es geht nicht um Angst. Es geht um Beziehung.
Wer die Liebe Gottes annimmt, kann auch sich selbst annehmen – und frei leben.
🎧 Predigt P. Johannes Paul Abrahamowicz
Priestermönch in Göttweig
