Diese Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz zum heutigen Christkönigssonntag hat mich tief berührt. Ich habe zusammengefasst, was ich verstanden habe.
Der letzte Satz ist eigentlich ein alter Gruß, den wir heute selten hören. In dieser Predigt ist er viel mehr. Und klingt mit tiefer Ehrfurcht nach.
Am Christkönigssonntag hören wir, warum Gott wirklich König ist: weil niemand so lieben kann wie er.
Jesus hängt am Kreuz – verspottet von religiösen Führern, Soldaten und einem der Verbrecher. Er antwortet nicht mit Macht, nicht mit Stärke, nicht mit Selbstrettung. Er antwortet mit Liebe, die schweigt.
Sein Schweigen ist keine Ohnmacht, sondern die größte Würde. Es ist das Schweigen eines Königs, der sich nicht beweisen muss, weil seine Liebe stärker ist als jede Gewalt.
Und zu dem Verbrecher, der seine eigene Schuld bereut, sagt er nur einen Satz: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Gott ist König, weil er liebt – und weil seine Liebe uns verwandelt, selbst im allerletzten Augenblick.
Gestern habe ich als Vorbereitung für das heutige Fest der Kreuzerhöhung die beiden Lesungen und den Text des Evangeliums auf der Seite von Radio Vatikan studiert. Dort finden sich auch zu jedem Tag Aussagen der Päpste zu Bibelstellen des Tages.
„Brüder und Schwestern, das ist der Weg, der einzige Weg unserer Erlösung, unserer Wiedergeburt und Auferstehung: auf den gekreuzigten Jesus zu schauen. Von jener Höhe aus können wir unser Leben und die Geschichte unserer Völker auf eine neue Weise sehen. Denn vom Kreuz Christi lernen wir Liebe, nicht Hass; lernen wir Mitgefühl, nicht Gleichgültigkeit; lernen wir Vergebung, nicht Rache. Die ausgebreiteten Arme Jesu sind die zärtliche Umarmung, mit der Gott unser Leben annehmen will.“ (Papst Franziskus, Predigt in Nur-Sultan, 14. September 2022)
Heute habe ich am frühen Morgen die Predigt von Pastoralamtsleiter Markus Beranek nachgelesen. Er hat dann im Hochamt im Stephansdom unseren Blick auf das Lettnerkreuz im Mittelgang gerichtet und meinte: „Das Lettnerkreuz hier in der Mitte des Domes aktualisiert diesen Weg Jesu: aus den Trümmern des Dombrandes wurde das Haupt Christi geborgen, der Körper wurde nachgeschnitzt und das Kreuz hat wieder seinen erhöhten Platz an seiner ursprünglichen Stelle gefunden. Für mich ist das ein Ausdruck der Hoffnung, dass auch in unseren unruhigen Zeiten, wo wir jeden Tag von Krieg und Gewalt hören, menschliches Leid, Gewalt und Tod nicht das letzte Wort haben. Die weit ausgebreiteten Arme Jesu sind Ausdruck dafür, dass Jesus die Dynamik der Gewalt durchbrochen hat. Statt neuer Anfeindung und weiterer Kriegserklärungen zieht er alle an sich.“
Nach der Orgelmesse um 12:00 bin ich dann noch einmal in den Altarraum gegangen und habe das Kreuz neben dem Altar von hinten fotografiert. Es war heute besonders schön mit Rosen geschmückt. Und würden wir durch die Rosette dieses Kreuz hindurchsehen, dann würde unser Blick genau auf das Lettnerkreuz fallen.
Am Abend habe ich dann die Predigt von P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB nachgehört und transkribiert.
Er meinte sinngemäß: „Vor genau 1700 Jahren, im Jahr 325, ließ Kaiserin Helena der Tradition gemäß in Jerusalem den Ort der Kreuzigung Jesu auffinden. Ihr Sohn Konstantin baute darüber die Grabeskirche, deren Kirchweih am 13. September gefeiert wird. Am Tag darauf, dem 14. September, wurde das Kreuz erhoben – daher das Fest der Kreuzerhöhung.
Das Kreuz ist ein Zeichen des Heils. Schon in der Wüste heilte Gott die Israeliten durch den Blick auf die erhöhte Giftschlange. Heilung geschieht, wenn man demütig Hilfe und Erbarmen annimmt.
Wie Mose die Schlange erhöhte, so wird der Menschensohn erhöht: Das Kreuz, eigentlich ein Zeichen des Zornes, wird zum Zeichen des Heils.
So zeigt sich Gottes Bundestreue:
Liebe, wenn der Mensch treu bleibt.
Erbarmen/Gnade, wenn der Mensch gesündigt hat.
Das Kreuz ist für uns das sichtbare Zeichen dieser Liebe und dieses Erbarmens.“
Evangelium und Predigt von P. Johannes Paul im Originalton:
Bei dieser Predigt kam mir die Idee zum Titel „Heute schon auf die Giftschlange geschaut.“ Klar oder?
Größer als alle Bedrängnis ist deine Treue. Du sprengtest unser Gefängnis, du bringst uns das Neue: Dein Leben will singen aus Tod und Misslingen. Lobt Gott, halleluja!
Größer als unser Versagen ist deine Treue. Du hast es ans Kreuz getragen, du bringst uns das Neue: Dein Leben will brechen aus unseren Schwächen. Lobt Gott, halleluja!
Groß wie du selbst ist geblieben, Herr, deine Treue. Ewige Liebe muss lieben, du bringst uns das Neue: Dein Herz will sich geben uns selber zum Leben. Lobt Gott, halleluja!