In jedem Herzen lebt ein reines Kind – unzerstörbar, voller Licht. Christus hat am Kreuz den Tod überwunden und uns gezeigt: Dieses Kind in uns bleibt lebendig.
Darum gilt: Die Liebe stirbt nicht. Sie lebt. Sie siegt.
Ist dieses Kind die Seele? Ist Gott diese Liebe?
Zu diesen Gedanken hat mich der Impuls zur Herz-Meditation im heutigen Kapitel 242 von „365 Tao“ inspiriert. Wir lesen dieses Buch heuer in unserer Männerrunde.
Stell dir dein Herz als eine sich öffnende Lotusblüte vor. Aus ihrer Mitte entsteigt ein purpurnes Kind, Rein, unberührt und unschuldig. Eine Meditation gibt diese Anweisung: Stell dir vor, dein Herz öffnet sich in einer roten Lotusblüte. Aus ihrer Mitte entsteigt ein purpurnes Kind. Bringe dieses Kind aus deinem Körper und stell dir vor, wie es über dir schwebt. Du, als Kind, hältst in jeder Hand eine Sonne, während deine Füße auf zwei Monden stehen. Halte dieses Bild so lange wie möglich. Es ist schwer, dieses Kind zum Vorschein zu bringen. Bei dem Versuch erkennt man, wie viele Mauern man um sich errichtet hat. Man erkennt auch, wie die Erfahrungen der Jugend und des Erwachsenenalters ihre Spuren hinterlassen haben. Manchmal bezweifelt man vielleicht, ob man überhaupt ein reines und unschuldiges Selbst hat, das man noch zum Vorschein bringen könnte. Aber es ist in jedem von uns. Jeder von uns muss dieses purpurne Kind finden und hervorholen. Weil dieses Kind eine Zeit verkörpert, in der unsere Energie heil war und unser Herz die Doppelzüngigkeit nicht kannte, die die Welt und uns trübt.
Deng, Ming-Dao. 365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres (Tag 242).
Gepriesen sei Gott, der uns in Christus zu seinen Miterben erwählt hat. Zu ihm lasst uns beten:
A: Hilf uns, nach deinem Willen zu handeln.
Komm auf uns zu – und tu uns kund, was du für Pläne mit uns hast. Nimm uns bei der Hand – und lass uns auf deine Führung vertrauen. Gib uns den nötigen Mut für neue Aufgaben – und bei Durststrecken den Glauben und die Kraft, unser Ziel zu erreichen.
A: Hilf uns, nach deinem Willen zu handeln.
Vaterunser
Heiliger Gott, mache unser Herz hell durch den Glanz der Auferstehung deines Sohnes, damit das Dunkel des Todes uns nicht befalle und wir zum ewigen Licht gelangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, Morgengebet vom 5.7.2025
„Nicht der Ort ist das, was letztlich zählt; was man spürt, ist das, was bleibt.“
(Taoistische Meditation, Tag 170 – Schrein)
Wenn wir an Fronleichnam das Allerheiligste in goldener Monstranz durch die Straßen tragen, dann ehren wir nicht einfach einen Schrein. Wir ehren eine Gegenwart, die uns innerlich berührt.
Wie im Taoismus der Schrein nicht bloß ein exotischer Ort ist, sondern ein Spiegel des Herzens, so ist auch Fronleichnam kein Spektakel, sondern eine Einladung:
Gott wohnt unter uns. In uns.
Wurzel Jesse Monstranz, Dom Museum Wien
Ob du den Schrein im Tao oder das Allerheiligste in der katholischen Liturgie suchst – beide feiern das Heilige als Gegenwart. Was zählt, ist nicht, wohin du gehst, sondern wie du gehst: Mit offenem Herzen.
Alltagssorgen fallen auf den kristallenen Boden. Buchstaben aus Feuer zeigen sich in der Luft. Und erscheinen wieder in deinem Herzen.
Deng, Ming-Dao. 365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres
Dann geschieht Wandlung. In der Trauer wie im Glauben gibt es heilige Orte. Nicht, weil sie geweiht sind – sondern weil sie uns verwandeln.
Großer, heiliger Tag, der du uns Freude bringst und mit heiterem Lied unsere Herzen füllst, du sahst Christus, den Herrn, wie er zum Throne schritt hoch im Reich seiner neuen Macht.
Jubelnd in seiner Kraft steigt er zum Himmelszelt, und das heilige Volk rühmt den Erstandenen, mit den Engeln im Chor stimmt es ein Preislied an auf des herrlichen Siegers Huld.
Der auf steigender Bahn Fessel in Fesseln schlug und der irdischen Schar reiche Geschenke ließ, kehrt als Richter zurück, streng in Gerechtigkeit, er, der strahlend jetzt aufwärts fuhr.
Herr, wir flehen zu dir, der du als König herrschst, nimm in gnädigen Schutz deine Getreuen auf. Wenn als Richter du kommst, Heimliches offenbarst, lass des Lohnes uns würdig sein.
Vater, Schöpfer des Alls, dir gebührt Lobgesang und dem Sohne, der jetzt zu deiner Rechten thront, auch dem Geiste, dem Band, das euch in Liebe eint, Preis und Ehre in Ewigkeit. Amen.
Nach: Festum nunc celebre magnaque gaudia; Hrabanus Maurus, † 856
Der junge Hrabanus Maurus (links), unterstützt von seinem Lehrer Alkuin, dem Abt des Stifts St. Martin zu Tours(Mitte), überreicht dem Heiligen Martin, Erzbischof von Tours, sein Werk De laudibus sanctae crucis. Darstellung in einem Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)
Größer als alle Bedrängnis ist deine Treue. Du sprengtest unser Gefängnis, du bringst uns das Neue: Dein Leben will singen aus Tod und Misslingen. Lobt Gott, halleluja!
Größer als unser Versagen ist deine Treue. Du hast es ans Kreuz getragen, du bringst uns das Neue: Dein Leben will brechen aus unseren Schwächen. Lobt Gott, halleluja!
Groß wie du selbst ist geblieben, Herr, deine Treue. Ewige Liebe muss lieben, du bringst uns das Neue: Dein Herz will sich geben uns selber zum Leben. Lobt Gott, halleluja!
Man weiß – und doch glaubt man. Der Gott, den du über dir wähnst, ist in dir.
Gerade im Abschied spüren wir: Glaube ist kein äußeres Konstrukt. Kein ferner Vater im Himmel, keine Bürokratie der Engel. Sondern ein innerer Weg – ein stilles Wissen, ein lebendiges Vertrauen.
Glaube braucht keine sichtbaren Wunder, keine Beweise. Er bestätigt sich selbst, indem er unser Herz verwandelt. Wenn wir lieben, hoffen, vergeben, leben wir den Glauben.
Gott wohnt in uns. Nicht außerhalb. Nicht weit weg. Jetzt. Hier. In dir.
(Inspiriert von „365 Tao: Meditationen für jeden Tag des Jahres“)