Schlagwort: Geborgenheit

  • Geborgenheit

    Es gibt ein Wort in unserer Sprache, das sich nicht übersetzen lässt – weil es mehr meint als Schutz, mehr sagt als Sicherheit, und tiefer reicht als jedes greifbare Gefühl.

    Ein Wort wie ein warmer Mantel.
    Wie ein stilles Licht im Innersten.
    Es bedeutet:
    Ich bin gehalten –
    nicht, weil alles gut ist,
    sondern weil ich nicht allein bin.

    Geborgenheit spüren wir,
    wenn eine Hand unsere hält,
    wenn ein Blick sagt: Du darfst sein.
    Wenn der Tod uns trennt –
    und wir dennoch glauben dürfen,
    dass die Liebe nicht endet,
    sondern trägt.

    Geborgen ist,
    wer vertraut –
    in den Anderen,
    ins Leben,
    in Gott.

    Geborgen ist,
    wer nicht mehr kämpfen muss,
    weil er angekommen ist.

    Geborgen ist,
    wer liebt.
    Und wer sich lieben lässt.


    Zu diesem Text hat mich das Buch meines Freundes Carl Achleitner „Das Geheimnis eines guten Lebens“ inspiriert. Es erschien 2020 im Verlag edition a, Wien. Carl beschreibt in einer berührend authentischen Sprache seine eigene Kindheit und seine Erlebnisse als Trauerredner. „Geborgenheit“ ist das Gefühl, das die meisten Menschen im Angesicht des Todes ersehen.


    Ein zentrales Lebensgefühl

    Mit dem deutschen Wort „Geborgenheit“ meinen wir weit mehr als bloße Sicherheit: Es ist ein tiefes, emotionales Wohlgefühl – ein Zustand von Nähe, Wärme, innerer Ruhe und Frieden. Es meint, getragen zu sein, angenommen und geschützt – und es ist mehr als der Schutz vor Verletzung.

    Dieses Wort gilt als eines der schönsten deutschen Wörter – 2004 wurde es beim Wettbewerb von Deutschen Sprachrat und Goethe-Institut zum zweitschönsten Wort Deutschlands gekürt. Der Begriff war bewusst gewählt worden, weil in anderen Sprachen – etwa Englisch, Französisch oder Russisch – kein einzelner Begriff diese Tiefe erreicht. Im Niederländischen und Afrikaans existiert das Pendant „geborgenheid“, aber ansonsten bleibt es unübersetzbar.

    Psychologisch gesehen beschreibt Hans Mogel „Geborgenheit“ als ein zentrales Lebensgefühl, das Sicherheit, Wohlgefühl, Vertrauen, Zufriedenheit, Akzeptanz und Liebe durch andere verbindet. Gerade in der Kindheit ist eine solche Erfahrung Grundstein für eine stabile Persönlichkeit und kreatives, angstfreies Spiel.

  • Wer bist Du Gott?

    .13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen? 14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt. 15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht. 16 Geh, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut. 

    Die Bibel, Exodus 3,13 -16

    Ex 3, 13
Ich bin der ich bin da

    Impuls zur Lesung

    Wer bist du, Gott? Wie heißt du? Sind Namen Schall und Rauch? Im Alten Israel gewiss nicht. Name, Namengebung und Namenänderungen spielen eine große Rolle. Nach altorientalischer Vorstellung wird im Namen Wesen und Wirken des Benannten offenbar. Im Paradies durfte der Mensch den Tieren Namen geben und sie so seinem Lebensbereich eingliedern. Aus Liebe gibt Gott seinen eigenen Namen dem Mose bekannt. „Der Gott eurer Väter“ ist kein neidischer Dämon, kein Rumpelstilzchen, das seinen Namen eifersüchtig geheim halten müsste, um ja nichts von seiner Wirkmacht zu verlieren. Aber wie im Märchen ist auch hier der Name ein Schlüssel-Wort. Es ist ein Schlüssel, der vom Namensträger bewusst in die Hand eines anderen, eines Menschen, eines bedrängten Volkes gelegt wird. Der Name des Herrn ist wirklich, er ist mächtig, er ist wirkmächtig. Nun ist es öffentlich: Ich bin der Ich bin da. Ich komme dir entgegen. Ich hole dich aus dem Verließ, aus deiner Verlassenheit. Ich lasse dich nicht allein: Das ist mein Name für immer.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch, 17.7.2025, Verlag Butzon & Berker, Kevelaer