Schlagwort: Evangelium

  • Petrus und der Papst

    Du darfst nie über den Glauben anderer urteilen! Bist du gläubig, so danke Gott dafür, der dir das ohne dein Verdienst geschenkt hat.

    Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 29. Juni, 2025 (Matthäus 16,13-19).

    Selten war so viel die Rede vom Papst wie in den letzten Wochen. Der Tod von Papst Franziskus am Tag nach Ostern, nach seinem letzten Segen „Urbi et orbi“, für die Stadt Rom und den ganzen Erdkreis. Am 8. Mai die Wahl von Leo XIV., dem ersten US-Amerikaner auf den Bischofsstuhl von Rom. Heute, am 29. Juni, wird das Fest der Apostel Petrus und Paulus gefeiert. Sie gelten als die Säulen der Kirche Roms. Mit ihnen hat alles begonnen, was heute noch Rom zum Zentrum der katholischen Kirche macht. Die beiden gehören untrennbar zusammen, auch wenn sie sehr verschieden waren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie beide wegen ihres Glaubens an Christus im Jahr 67 den Märtyrertod gestorben sind, Paulus durch Enthauptung, Petrus durch Kreuzigung im Zirkus des Nero, dort, wo heute der Petersdom steht. Ich kann allen Romreisenden nur wärmstens empfehlen, die Ausgrabungen unter dem Petersdom zu besuchen. Eindrücklicher kann man nicht erahnen, wo und wie das bescheidene Grab des Petrus war, am Ende einer Gräberstraße, genau dort, wo sich heute, über diesem Grab, die gewaltige Kuppel des Petersdoms erhebt. Es gibt wohl wenige Orte auf der Welt, an denen man zweitausend Jahre ununterbrochener Geschichte als Gegenwart erleben kann, kein Museum, sondern lebendiges Heute.

    Wie hat alles angefangen? Davon spricht das heutige Evangelium. Es entschlüsselt auch das, was man das Geheimnis von Petrus und Paulus bezeichnen kann. Matthäus, der ehemalige Zöllner, den Jesus berufen hat, war Augenzeuge. Ganz im Norden von Galiläa, wo Jesus mit seinen Jüngern alleine ist, stellt er ihnen die ganz persönliche Frage: „Wer sagt ihr, dass ich bin?“ (so die wörtliche Übersetzung). Die Antwort des Simon Petrus ist bis heute die Grundaussage des Christentums: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Sie ist Grundstein und Stein des Anstoßes zugleich. Wegen dieses Bekenntnisses ist Petrus gekreuzigt worden. Wegen ihm ist er der Fels, auf dem Christus seine Kirche zu bauen versprochen hat.

    Die Heiligen Petrus und Paulus auf dem Altarblatt des Steinmetz Altars im nördlichen Langhaus des Wiener Stephansdoms *.

    Doch sehen wir uns das genauer an, um Missverständnisse zu vermeiden. Auf die Antwort des Petrus gibt Jesus ihm drei Verheißungen. Sind sie eingetreten? Haben sie sich bewahrheitet? Die erste Verheißung ist die wichtigste: „Selig bist du, Simon Barjona, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Was für Petrus gilt, gilt bis heute: An Jesus zu glauben, ihn als Christus, als Sohn Gottes zu erkennen, ist nicht Ergebnis unserer eigenen Überlegungen. Der Glaube ist Geschenk Gottes. Daraus folgt: Du darfst nie über den Glauben anderer urteilen! Bist du gläubig, so danke Gott dafür, der dir das ohne dein Verdienst geschenkt hat.

    Die zweite Verheißung ist eine ebenso wichtige Klarstellung: „Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist nicht deine Kirche, lieber Petrus, sondern meine, sagt Jesus überdeutlich. Nicht du wirst sie bauen, sondern ich selber! Wo immer wir „Kirchenleute“ das vergessen und so tun, als wäre sie unsere eigene „Firma“, verraten wir das Wesen der Kirche.

    Daher der große Trost der dritten Verheißung: „Die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Unzerstörbar ist sie nicht wegen ihres „Bodenpersonals“, sondern weil Christus sie immer von innen her erneuert durch seinen Geist. Die zweitausendjährige Geschichte der Kirche und der Päpste lebt aus dieser Kraft der Erneuerung, die von Christus ausgeht. Dem Petrus hat Jesus die Schlüssel des Himmelreichs nur anvertraut. Es sind nämlich die Schlüssel Jesu.

    Quelle: Predigten von Kardinal Schönborn auf der Homepage der EDW

    * Der „Steinmetzaltar“ gehört zu den ältesten barocken Altären des Domes. Er wurde 1677 von den bürgerlichen Steinmetzen beauftragt und ist der einzige Barockaltar, der nicht aus Stein, sondern aus Holz angefertigt wurde; die täuschende Wirkung ist nur gemalt.

    Das Hauptbild stammt von Tobias Pockh, ein Maler aus Konstanz, der 1647 nach Wien berufen wurde, um gemeinsam mit seinem Bruder Johann den Hochaltar von St. Stephan zu errichten. Das Altarblatt zeigt die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus, die von einem Engel gekrönt werden.

    Die rahmenden Heiligen, Leopold III. von Österreich und Kaiser Heinrich II., waren Gründer und Bauherren zahlreicher Kirchen und damit für die Bauleute von großer Bedeutung.

    Quelle: „Unser Stephansdom“ – Verein zur Erhaltung des Stephansdoms, Nr. 136 / Juni 2022

  • Wohnungen

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?

    Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.

    Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?

    Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.


    Impuls zum Evangelium
    Nach der Taufe besuchten wir alle das Familiengrab. Freude war da und Schmerz. Verwirrung der Gefühle. Der junge Großvater, der hier beerdigt ist – warum durfte, warum darf er diese jüngste Enkelin nicht begleiten, nicht die anderen Enkel, nicht seine Töchter? Warum durfte er nicht mit seiner Frau zusammen dieser guten Jahre sich freuen und das Alter gemeinsam bestehen?

    Jemand stimmte den Taizé-Gesang an: Ubi caritas et amor, Deus ibi est. Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr.

    Nimmt das Christentum das menschliche Leben ernst genug? Ist an Jesus nur seine Auferstehung wichtig? Johannes sieht den ganzen Jesus. Wo Jesus ist, da ist Gottes Liebe, hier und jetzt. Und doch ist die Erde nicht der Himmel. Der Text unseres heutigen Evangeliums kreist um diese Spannung. Er fordert, wie viele andere biblische Texte auch, dass wir diese Spannung aushalten. Sie macht den Kern, die Schwierigkeit und den Reichtum eines Christenlebens aus. Sie gibt uns Spannkraft und hält die Hoffnung wach: auf Jesus, der uns leibhaft und wahrhaft den Weg der Güte weist, im Leben und im Tod.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 16.5.2025

  • Liebe

    Die Liebe hört niemals auf.

    — 1 Korinther 13,8

    Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

    — 1 Joh 4,16

    Liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!

    – Kol 3, 14–15

  • Übersiedlung

    1 Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!

    2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?

    3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.


    – Johannes 14,1–3