Schlagwort: Ernte

  • Stoppelfeld und Scheune

    Wir stehen heute vor einem Stoppelfeld.
    Das Leben, das uns so vertraut war, ist geerntet.
    Wir sehen die Leere, die uns bleibt – und wir spüren den Schmerz der Vergänglichkeit.

    Nicht nur das leere Feld zählt, sondern auch die vollen Scheunen und die stehen gebliebenen Pflanzen.
    Alles, was gelebt wurde, alles Gute, jede Spur der Liebe – es ist nicht verloren. Es ist eingebracht in die Scheunen der Vergangenheit, und in Gottes Erinnerung ist es für immer aufgehoben.

    Jesus selbst sagt:
    „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24)
    So dürfen wir glauben: Der Tod ist nicht Ende, sondern Vollendung.

    Das Stoppelfeld zeigt uns die Vergänglichkeit –
    die vollen Scheunen zeigen uns die Ewigkeit.

    Und darin liegt unser Trost:
    Die Liebe bleibt.
    Die Seele lebt.
    Das Wiedersehen kommt.
    In Gottes Zeit.

  • Im Lichte stehen

    Im Jubel ernten, die mit Tränen säen.
    Im Lichte stehen, die noch trauernd sind.

    Wie Träumende werden wir sein,
    als Menschen füreinander
    Wege suchen, Wege wagen
    ins neue Land.

    Wie Träumende werden wir sein,
    als Menschen zueinander
    Schritte finden, Schritte gehen
    ins neue Land.

    Wie Träumende werden wir sein,
    als Menschen miteinander
    Hoffnung schöpfen, Hoffnung schenken
    im neuen Land.

    Im Jubel ernten, die mit Tränen säen.
    Im Lichte stehen, die noch trauernd sind.

    Text: Thomas Laubach (nach Ps 126);
    Musik: Thomas Quast,
    aus: Das Schweigen bricht, 1987,
    alle Rechte im tvd-Verlag Düsseldorf

  • Dunkelheiten in uns

    In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg.
    Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
    Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!


    Mt 13, 24–30


    Impuls zum Evangelium

    Ein reifer und liebesfähiger Mensch werden, also ein Mensch nach Gottes Herzen, wie geht das? Gewiss nicht, indem wir, volle Kraft voraus, für uns und für alle Welt Fehlerlosigkeit und Vollkommenheit ansteuern. Dies führt wohl unweigerlich zu Verhärtung und Heuchelei, zu Selbstgerechtigkeit. Zu einer Art von Leistungsspiritualität, die Gottes heiligem Geist, seiner bewegenden Geistkraft, der biblischen Ruach, misstraut.

    Der Schöpfer Geist und die Botschaft Jesu lehren etwas anderes. Da geht es nicht um Abtötung, Aburteilung und Ausmerzung von Schwäche oder gar der Schwachen, sondern darum: Nimm erst einmal wahr und versuche zu erkennen, was die Schwäche dir zu sagen hat. Geduld! Verändern können wir nur, was wir annehmen, auch das Schwere und Dunkle.

    Die Dunkelheiten in uns. Das ist Gottes Geduld. Das ist Gottes Huld.

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 26.7.2025