Schlagwort: Erbe

  • Du Narr!

    Aus dem hl. Evangelium nach Lukas

    In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt?
    Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.
    Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich!
    Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?
    So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.

    Lk 12, 13–21

    Impuls zum Evangelium

    Dem Mann ist nichts vorzuwerfen. Ein gesellschaftlicher Leistungsträger, kein Hungerleider. Und er schafft Arbeitsplätze, tüchtige Tagelöhner gesucht. Es ist vernünftig, angesichts sich abzeichnender guter Erträge geräumigere Scheunen zu bauen und die zu klein gewordenen Gebäude abzureißen. Dieser Grundbesitzer, der es ja bereits zu etwas gebracht hat, handelt plan- und zweckmäßig.

    Dass Erträge gesteigert und Umsätze und Gewinnspannen vergrößert werden müssen, das sind Grundpfeiler unserer Welt. Natürlich will ich, nein, muss ich Gewinn machen! Selbstverständlich will ich mich vergrößern! Wo also ist das Problem? Genau hier ist das Problem: „Ich will mich vergrößern!“

    Das kann aber kein Mensch. Verräterisch ist, dass der Mann ein Leben, jedenfalls ein Gleichnis lang, ein Selbstgespräch führt. Sechsmal kommt in seinem einsamen und gottlosen Monolog das Wörtchen „ich“ vor, viermal „mein“. Und mit seiner Seele bzw. seinem Leben – im Griechischen steht für beides das Wort „psyché“ – rechnet er in seinem Selbstgespräch gerade so wie mit dem Ernteertrag und dem Stauraum. Aber das ist unmenschlich. Der Mann, der mit seinem Leben rechnet wie mit einem Sack Mehl, hat am Ende seine Seele verloren.

    Das berechnete Leben lebt nicht. Der Monolog wird monoton; wenn er verstummt, springt kein Du ein, wird niemand Antwort geben. Dir geht es gut? Du hast zu tun? Ich soll mich heraushalten mit meinem sentimentalen Gerede? Dir fehlt nichts und niemand? Mein Freund! „Du Narr …

    Quelle: Magnificat – das Stundenbuch vom 20.10.2025

  • Besitz

    Gedanken von Ambrosius von Mailand aus dem 4. Jhdt.

    Zum Evangelium vom 18. Sonntag im Jahreskreis, C, Lk 12, 13–21
    Ganz richtig weist er die irdischen Angelegenheiten zur Seite, da er doch um der göttlichen Dinge willen vom Himmel gekommen ist. Er lässt sich nicht dazu herbei, Richter in Streitsachen und Schlichter in Geldangelegenheiten zu sein, er, der Richter sein wird über die Lebenden und Toten und über alle Verdienste. … Dieser Bruder verdiente die Zurückweisung, weil er den Spender himmlischer Gaben für vergängliche Dinge in Anspruch nehmen wollte. Denn unter Brüdern sollte nicht ein Schiedsrichter das väterliche Erbe teilen, sondern die vermittelnde Bruderliebe; das Erbe der Unsterblichkeit, nicht Geld, sollen die Menschen erhoffen.

    Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 683, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012, Quelle: Magnificat – das Stundenbuch


    Gedanken von P. Johannes Paul Abrahamowicz, OSB
    zum 18. Sonntag im Jahreskreis, C

    Der Sinn der Besitzverwaltung in drei Sätzen

    Kostet dich die Verwaltung deines Besitzes übermäßig viel Zeit und Nerven, dann ist es besser, du lässt die Finger davon, stellst jemanden an, der es für dich erledigt,
    bewahrst aber unbedingt den Überblick.

    Zahlt sich der Aufwand der Verwaltung deines Besitzes aus, dann häufe nicht mehr an,
    sondern danke Gott für das tägliche Brot.

    Tust du absolut gar nichts, um deinen Besitz zu verwalten, und bringt er dir dennoch viel ein, dann lebst du wohl auf Kosten eines anderen Verwalters,
    den du hoffentlich dafür entschädigst.


    Lebenshingabe aus Liebe

    „So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist. Bei Gott ist man reich, in diesem Fall, wenn man auch für andere Schätze sammelt. Das ist mehr oder weniger die Zusammenfassung von allen drei Lesungen, allen drei Schriftlesungen, die wir gehört haben. Es geht also darum, dass wir wohl oder übel alle einen Besitz haben. Und wenn du verantwortlich bist, dann weißt du, wie das nach deinem Tod weitergeht mit diesem Besitz. Und da wird einem dann plötzlich ganz klar: Verantwortung hat mit Nächstenliebe zu tun. Wie werden meine Nachfolger diesen Besitz bekommen? Es ist so schwer, wenn das die Eltern nicht rechtzeitig mit ihren Kindern besprechen. Und dann gibt es die Erbschaftsstreitigkeiten in den besten Familien. Die Verantwortung hat also mit Nächstenliebe zu tun. Und das Schönste ist, dass wir heute feiern, wie Jesus mit seinem Besitz umgeht. Sein Besitz ist er selbst. Und er gibt sich uns hin und macht es dann auch noch so, dass wir Messe für Messe ihn empfangen können – seinen Leib, sein Blut. Und das ist seine Lebenshingabe aus Liebe. Und wenn wir uns davon ernähren, wirkt diese Liebe in uns ansteckend. Amen.“

    Evangelium und Predigt im Originalton

    Quelle: https://www.abrahamowicz.org/johannes.paul/index.html