Schlagwort: Ehre

  • Ich liebe Gott

    So jemand spricht: „Ich liebe Gott“,
    und hasst doch seine Brüder,
    der treibt mit Gottes Wahrheit Spott
    und reißt sie ganz darnieder.
    Gott ist die Lieb und will, dass ich
    den Nächsten liebe gleich als mich.

    Wer dieser Erde Güter hat
    und sieht die Brüder leiden
    und macht die Hungrigen nicht satt,
    lässt Nackende nicht kleiden,
    der ist ein Feind der ersten Pflicht
    und hat die Liebe Gottes nicht.

    Wer seines Nächsten Ehre schmäht,
    und gern sie schmähen höret,
    sich freut, wenn sich sein Feind vergeht,
    und nichts zum Besten kehret;
    nicht dem Verleumder widerspricht,
    der liebt auch seinen Bruder nicht.

    Wir haben einen Gott und Herrn,
    sind eines Leibes Glieder;
    drum diene deinem Nächsten gern;
    denn wir sind alle Brüder.
    Gott schuf die Welt nicht bloß für mich,
    mein Nächster ist sein Kind wie ich.

    Christian Fürchtegott Gellert 1757

  • Freude, Jubel, Preis und Ehre

    Großer, heiliger Tag,
    der du uns Freude bringst
    und mit heiterem Lied
    unsere Herzen füllst,
    du sahst Christus, den Herrn,
    wie er zum Throne schritt
    hoch im Reich seiner neuen Macht.


    Jubelnd in seiner Kraft
    steigt er zum Himmelszelt,
    und das heilige Volk
    rühmt den Erstandenen,
    mit den Engeln im Chor
    stimmt es ein Preislied an
    auf des herrlichen Siegers Huld.


    Der auf steigender Bahn
    Fessel in Fesseln schlug
    und der irdischen Schar
    reiche Geschenke ließ,
    kehrt als Richter zurück,
    streng in Gerechtigkeit,
    er, der strahlend jetzt aufwärts fuhr.


    Herr, wir flehen zu dir,
    der du als König herrschst,
    nimm in gnädigen Schutz
    deine Getreuen auf.
    Wenn als Richter du kommst,
    Heimliches offenbarst,
    lass des Lohnes uns würdig sein.


    Vater, Schöpfer des Alls,
    dir gebührt Lobgesang
    und dem Sohne,
    der jetzt zu deiner Rechten thront,
    auch dem Geiste, dem Band,
    das euch in Liebe eint,
    Preis und Ehre in Ewigkeit. Amen.

    Nach: Festum nunc celebre magnaque gaudia; Hrabanus Maurus, † 856

    Der junge Hrabanus Maurus (links), unterstützt von seinem Lehrer Alkuin, dem Abt des Stifts St. Martin zu Tours(Mitte), überreicht dem Heiligen Martin, Erzbischof von Tours, sein Werk De laudibus sanctae crucis. Darstellung in einem Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hrabanus_Maurus