Sei gegrüßt, die den König gebar, du heilige Mutter, ihn, der Himmel und Erde erhält im Wandel der Zeiten, dessen Walten das All umfasst mit ewigem Kreise, dessen Reich ohne Ende besteht: Dein seliger Leib hat Freuden der Mutter gepaart mit reiner Ehre der Jungfrau, dir, der keine je glich, wird keine fürderhin gleichen, denn vor allen Frauen erwählte dich, Einzige, Christus.
So jemand spricht: „Ich liebe Gott“, und hasst doch seine Brüder, der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie ganz darnieder. Gott ist die Lieb und will, dass ich den Nächsten liebe gleich als mich.
Wer dieser Erde Güter hat und sieht die Brüder leiden und macht die Hungrigen nicht satt, lässt Nackende nicht kleiden, der ist ein Feind der ersten Pflicht und hat die Liebe Gottes nicht.
Wer seines Nächsten Ehre schmäht, und gern sie schmähen höret, sich freut, wenn sich sein Feind vergeht, und nichts zum Besten kehret; nicht dem Verleumder widerspricht, der liebt auch seinen Bruder nicht.
Wir haben einen Gott und Herrn, sind eines Leibes Glieder; drum diene deinem Nächsten gern; denn wir sind alle Brüder. Gott schuf die Welt nicht bloß für mich, mein Nächster ist sein Kind wie ich.
Großer, heiliger Tag, der du uns Freude bringst und mit heiterem Lied unsere Herzen füllst, du sahst Christus, den Herrn, wie er zum Throne schritt hoch im Reich seiner neuen Macht.
Jubelnd in seiner Kraft steigt er zum Himmelszelt, und das heilige Volk rühmt den Erstandenen, mit den Engeln im Chor stimmt es ein Preislied an auf des herrlichen Siegers Huld.
Der auf steigender Bahn Fessel in Fesseln schlug und der irdischen Schar reiche Geschenke ließ, kehrt als Richter zurück, streng in Gerechtigkeit, er, der strahlend jetzt aufwärts fuhr.
Herr, wir flehen zu dir, der du als König herrschst, nimm in gnädigen Schutz deine Getreuen auf. Wenn als Richter du kommst, Heimliches offenbarst, lass des Lohnes uns würdig sein.
Vater, Schöpfer des Alls, dir gebührt Lobgesang und dem Sohne, der jetzt zu deiner Rechten thront, auch dem Geiste, dem Band, das euch in Liebe eint, Preis und Ehre in Ewigkeit. Amen.
Nach: Festum nunc celebre magnaque gaudia; Hrabanus Maurus, † 856
Der junge Hrabanus Maurus (links), unterstützt von seinem Lehrer Alkuin, dem Abt des Stifts St. Martin zu Tours(Mitte), überreicht dem Heiligen Martin, Erzbischof von Tours, sein Werk De laudibus sanctae crucis. Darstellung in einem Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)