Schlagwort: Benedictus

  • Im Schatten des Todes

    „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
    um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“
    (Lk 1,78–79)

    Das Benedictus – ein Gebet der aufgehenden Sonne

    Jeden Morgen betet die Kirche das sogenannte Benedictus, den Lobgesang des Zacharias (Lk 1, 68–79). Es ist eines der drei großen Tagesgebete der Kirche – neben dem Magnificat am Abend und dem Nunc dimittis zur Nacht. Seit Jahrhunderten begleitet dieses Morgengebet Mönche, Priester und Laien durch den Beginn des Tages.

    Das Licht fällt in die obere Sakristei im Wiener Stephansdom

    Das Licht fällt in die obere Sakristei im Wiener Stephansdom

    Der alte Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, stimmt dieses Lied an, als sein Sohn geboren wird. Er erkennt darin, dass Gott sein Volk nicht verlässt, sondern mit „aufstrahlendem Licht“ aus der Höhe kommt – eine frühe Ankündigung von Jesus, dem kommenden Retter. Die zitierten Zeilen beenden das Benedictus.

    Ein Licht im Schatten des Todes

    Gerade in Zeiten der Trauer klingt dieser Text wie ein Versprechen: Auch wenn wir im „Schatten des Todes“ sitzen, bricht das Licht Gottes durch. Das Bild erinnert an einen Sonnenaufgang: Zuerst ist es noch dunkel, doch langsam legt sich ein Schimmer über die Erde, bis der Tag leuchtet.

    Für Trauernde kann dieser Gedanke ein Trost sein. Denn das Benedictus sagt: Die Finsternis bleibt nicht das Letzte. Der Tod ist nicht Endstation. Das Licht kommt uns entgegen, und es will unsere Schritte auf den Weg des Friedens lenken – auch dann, wenn wir uns verloren fühlen.

    Impuls

    Für mich ist das Benedictus nicht nur Teil meines Morgengebetes, sondern vor allem beim Schreiben sehr persönlicher Trauerreden ein inspirierender Begleiter geworden. Wenn wir einen geliebten Menschen verabschieden, sind wir oft sprachlos. Was soll man sagen, wenn ein Leben zu Ende geht? Das Benedictus schenkt uns eine Sprache: Wir dürfen hoffen, dass das Licht Gottes uns und den Verstorbenen umfängt.

    Vielleicht können wir uns das so vorstellen: Die Schritte, die jetzt schwerfallen, weil ein Mensch fehlt, werden doch getragen. Das Licht aus der Höhe führt uns – nicht zurück ins alte Leben, sondern weiter, auf einen Weg, der Frieden verheißt.

    So bleibt die Zusage: Gottes Barmherzigkeit wird uns besuchen. Nicht irgendwann, sondern schon jetzt – mitten in der Dunkelheit.

  • Benedictus

    Lobgesang des Zacharias

    Antiphon zum Benedictus:
    Dafür ist Christus gestorben und zum Leben erstanden: um Herr zu sein über Lebende und Tote. Halleluja.

    Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! * Denn er hat sein Volk 

    besucht und ihm Erlösung geschaffen;
    er hat uns einen starken Retter erweckt * im Hause seines Knechtes David.
    So hat er verheißen von alters her * durch den Mund seiner heiligen Propheten.
    Er hat uns errettet vor unsern Feinden * und aus der Hand aller, die uns hassen;
    er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet / und an seinen heiligen Bund gedacht, * an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;
    er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, / ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit * vor seinem Angesicht all unsre Tage.
    Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; * denn du wirst dem Herrn vorangehn * und ihm den Weg bereiten.
    Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken * in der Vergebung der Sünden.
    Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes * wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
    um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, * und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.
    Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist.
    Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit * und in Ewigkeit. Amen.

    Lk 1, 68–79

    Antiphon zum Benedictus:
    Dafür ist Christus gestorben und zum Leben erstanden: um Herr zu sein über Lebende und Tote. Halleluja.

    Bitten
    Gepriesen sei Jesus Christus, der immer wieder Menschen für sich begeistert. Zu ihm lasst uns rufen:

    A: Mach uns zu Zeugen deiner Güte.

    – Gib uns die Schlichtheit des Herzens, dass wir jedem Menschen geschwisterlich begegnen.
    – Verankere das Vertrauen zum Vater in uns, dass wir den Suchenden Halt werden können.
    – Richte dein Kreuz in uns auf, dass wir den Kranken und Leidenden beistehen.

    A: Mach uns zu Zeugen deiner Güte.

    Vaterunser

    Oration
    Gott, du Ursprung unseres Heils, durch die Wiedergeburt in der Taufe hast du uns gerecht gemacht und uns befähigt, ewiges Leben zu empfangen.
    Schenke uns die Fülle dieses Lebens in deiner Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

    Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.


    Wie jeden Tag, so lese ich auch heute das Benedictus im Morgengebet. Allerdings habe ich heute schon sehr früh begonnen, an einer Trauerrede für ein wunderbar gestaltetes Requiem in der Servitenkirche zu arbeiten.

    Und plötzlich sehe ich diesen Text als sehr stimmigen Rahmen für eine Trauerrede – auch außerhalb eines liturgischen Requiems.