Schlagwort: Augen

  • Es gibt Dich

    Dein Ort ist
    wo Augen dich ansehn.
    Wo sich die Augen treffen
    entstehst du.

    Von einem Ruf gehalten,
    immer die gleiche Stimme,
    es scheint nur eine zu geben
    mit der alle rufen.

    Du fielest,
    aber du fällst nicht.
    Augen fangen dich auf.

    Es gibt dich,
    weil Augen dich wollen,
    dich ansehn und sagen
    dass es dich gibt.

    Hilde Domin (1909–2006), aus: dies., Gesammelte Gedichte, © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1987, 208

  • ein Freund

    Du kommst uns als ein Freund zugegen
    unsagbar nah bist du bei uns.
    Du führst uns auf gerade Wege
    mit deinen Flügeln schützt du uns.


    Du bist nicht fern, wenn wir zu dir beten,
    nicht in der Höhe, himmelweit.
    Du bist so menschlich in der Nähe,
    dass dieses Lied dich wohl erreicht.


    Unsichtbar bist du für unsre Augen
    und niemand hat dich je gesehn.
    Wir aber ahnen und vertrauen,
    dass du uns dienst, dass du uns trägst.


    Du bist in allem tief verborgen,
    allem, was lebt und sprießt und blüht
    Doch in den Menschen willst du wohnen,
    mit ganzer Kraft um uns bemüht.


    So bist du als ein Freund zugegen,
    allüberall, wo Menschen sind.
    Bleibe uns nah auf unsren Wegen,
    bis wir in dir vollendet sind.

    Huub Oosterhuis

    Du Freund Gott. Lieder – Gebete – Essays. Topos Taschenbuch 838, © 2013 Lahn-Verlag GmbH, Kevelaer, www.lahn-verlag.de