Schlagwort: Auge

  • Der letzte Tag

    Seht, golden steigt das Licht empor –
    da schwindet hin die dunkle Nacht,
    die unsren richtungslosen Schritt
    hart an des Abgrunds Rand gebracht.

    Des neuen Tages heit’res Licht
    dringt tief in unsre Seele ein
    und macht, von Arglist ungetrübt,
    des Herzens Streben klar und rein.

    Von Aug’ und Zunge, Mund und Hand
    bleib jede böse Regung fern;
    so führe uns der neue Tag
    aus Finsternis zum Licht des Herrn.

    Ein Auge schaut auf uns herab,
    das über unsrem Leben wacht:
    Es sieht voll Güte unser Tun
    vom frühen Morgen bis zur Nacht.

    Und jener letzte Morgen einst,
    den wir erseh’n voll Zuversicht,
    er finde wachend uns beim Lob
    und überströme uns mit Licht.

    Gott Vater, dir und deinem Sohn
    sei Lob und Dank und Herrlichkeit,
    und auch dem Geist, der bei uns ist,
    jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

    Nach Lux ecce surgit aurea 
    (Aurelius Prudentius Clemens, † nach 405),
    deutsche Fassung nach dem Stundenbuch.