Schlagwort: Allerheiligen

  • Mein heiligster Adventkalender

    P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB lädt an Allerheiligen dazu ein, die eigene Heiligkeit im Alltag zu erkennen. Heiligsein bedeutet, in kleinen Taten sanftmütig, barmherzig und friedensstiftend zu handeln. Wer so lebt, ist schon jetzt Teil des Himmelreiches. Aus diesen Haltungen entsteht ein „heiligster Adventkalender“, ein Weg, Tag für Tag von der Liebe Gottes angesteckt zu leben.

    Transkription der Predigt – Allerheiligen 2025

    So viele sind heute zur Festmesse gekommen. Heute ist ein guter Anlass, auch wenn es jetzt gerade nicht Sonntag ist, darüber nachzudenken, warum wir eigentlich am Sonntag und eben auch an Festen in die Kirche gehen.
    Da gibt es einige, die werden sagen: Da muss man hingehen. Diese Leute sind arm, denn diese Menschen haken dann jeden Sonntag, wo sie da waren, ab: Heute war ich in der Kirche.

    Was geschieht dann? Dann hast du dir selber gesagt, dass du okay bist. Und hast dir nicht von Gott sagen lassen, dass du heilig bist. Heute ist der Tag, an dem wir hören, dass wir Heilige sind.

    Einige schauen ein bisschen so zweifelnd. Ich hätte gerne, dass Sie ein bisschen mehr lächeln. Stellen Sie sich vor, Sie machen gerade ein Selfie von sich. Ja, dann lächeln wir doch einmal alle. Oder wenn ich einen Spiegel vorhabe – da ist es schon viel besser.

    Und zwar ist es so: Die erste von den Seligpreisungen und die letzte – das ist interessant – da geht es um das Himmelreich, und da ist es in der Gegenwart.
    Also: Selig, die arm sind vor Gott, denn ihrer ist das Himmelreich.
    Und zum Schluss: Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.
    Das ist in der Gegenwart.

    Alle anderen heißen: sie werden, sie werden, sie werden … – die Trauernden werden getröstet werden und so weiter. Aber auch diese dazwischen, in der Zukunft, haben eine eigene Einteilung. Und zwar ist jedes Zweite eine Tat:
    Selig, die mild oder sanftmütig sind, die sich also so benehmen.

    Und da bin ich ganz sicher, dass jeder von uns mindestens einmal in seinem Leben sanftmütig war, mild.
    In dem Augenblick sagt dir Jesus heute – und wenn du nicht da wärst, würdest du es nicht hören – das Evangelium sagt dir: In dem Augenblick warst du Heilige, Heiliger, heilig.

    Und wenn du ein bisschen nachdenkst, findest du mehrere Male in deinem Leben, wo du so tätig mild warst, in der Tat sanftmütig.
    Lassen wir die nächste aus, nehmen wir die andere wieder:
    Selig, die Barmherzigen.
    Das sind die, die Barmherzigkeit erweisen, die barmherzig tunhandeln, die aus dem Herzen heraus Erbarmen haben – und es auch zeigen.

    Ich bin sicher, dass jeder von uns mindestens einmal im Leben Erbarmen gehabt hat mit jemandem, die Schuld des anderen nachgesehen hat, barmherzig war. Jeder von uns.

    Drum habe ich gesagt am Anfang: Wir werden die anderen Heiligen alle beim Namen nachzählen. Du kannst dich jetzt beim Namen nennen und sagen:
    Jesus sagt mir heute: In diesem Augenblick, wo ich barmherzig war und gehandelt habe, da war ich heilig.

    Deswegen ist es so schön, in die Messe zu kommen.

    Lassen wir die nächste aus, nehmen wir wieder die übernächste – und dann sind wir auch schon fertig:
    Selig, die Frieden stiften.

    Wie oft haben wir Frieden gestiftet? Freilich, wir haben sicher auch oft Streit gestiftet. Aber es heißt in der Heiligen Schrift, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament:
    Die Liebe deckt viele Sünden zu.

    Selig, die Frieden stiften.
    Wann immer du Frieden gestiftet hast – das heißt nicht unbedingt, dass du Erfolg gehabt hast –, aber du hast Frieden gestiftet, da warst du heilig.

    Das sagt dir Jesus im heutigen Evangelium. Das hörst du. Das hören die anderen nicht, die heute nicht da sind. Das ist das Schöne am gemeinsamen Feiern.

    Selig bist du, in dem Augenblick, wo du Frieden gestiftet hast, da warst du heilig.

    Und was machen wir damit? Es motiviert uns.
    Und am meisten motiviert uns, dass wir das alles machen, weil wir angesteckt sind von der Liebe Gottes, die sich am Altar bei jeder Messe wiederholt:
    Mein Leib, mein Blut – hingegeben für euch.

    Und wenn wir jetzt nur diese drei nehmen –
    mild oder sanftmütig sein,
    barmherzig sein,
    Frieden stiften –
    stellen Sie sich vor, Sie nehmen sich für jeden Tag eines der drei vor, in den nächsten Tagen wieder eines der drei.

    Dann haben Sie vier Tage, viermal drei ist zwölf. Nach zwölf Tagen haben Sie den Turnus schon viermal gemacht. Nehmen Sie das Ganze noch einmal, dann haben Sie 24 – und dann haben Sie schon den heiligsten Adventkalender.

    Amen.

  • Filet Wellington

    Heute – zu Allerheiligen – wurden wir von einem lieben Geschwisterpaar zum Dank für die feierliche Einsegnung ihrer Mutter eingeladen. Der Sohn hat mich als „Drei Hauben Trauerredner“ bezeichnet.

    Die rüstige Dame ist mit 97 Jahren verstorben. Zwei Jahre zuvor hatte sie mir noch persönlich erzählt, wie sie sich ihr Begräbnis wünscht – mit Weihwasser, Liedern, Bibeltexten, Fürbitten, Weihrauch und einer liebevollen Trauerrede. Dazu hat sie mir einen handgeschriebenen Lebenslauf, voll kleiner Episoden aus ihrem reichen Leben übergeben. Wir haben dann mehrere Stunden miteinander gesprochen. Es war ein großer Vergnügen, ihr zuzuhören.

    Ich habe die Einsegnung dann genau wie Sie sich das gewünscht hat in der weißen Albe des getauften Christen mit Kreuzträger, Ministranten, Weihrauch und wunderbarer Musik gestaltet. Angehörige und Gäste waren berührt, dankbar und hoffnungsfroh.

    Schon Jahre vorher – zu ihrem 90. Geburtstag – hatte sie uns ein Filet Wellington servieren lassen. Damals ahnte ich nicht, dass sie selbst die Köchin war.

    Auch heute gab es dieses besondere Gericht – diesmal als Rehfilet, meisterhaft zubereitet vom wunderbaren Peter Zinter.

    Nach dem Essen setzte sich Christian Werner, der sympathische Wirt des Stern, kurz zu uns.

    Er erzählte:

    „Ich habe 18 Jahre lang als Küchenchef dieses Haus aufgebaut. Die zwei Hauben kommen von mir. Vor zwei Jahren habe ich mir Peter als Spitzenkoch geholt – und kümmere mich seither noch intensiver um die Gäste. Dieses Jahr hat uns das die dritte Haube und die Auszeichnung als bestes Beisl von Simmering gebracht.“

    Seine Freude und Leidenschaft haben mich berührt.

    Und irgendwie hat mich dieser Tag bestärkt – auf meinem eigenen Weg als „Drei Hauben Trauerredner“.

  • Allerheiligen – Ankommen im Licht

    Am Beginn des dunklen Monats November leuchtet Allerheiligen wie ein Versprechen auf. Wir feiern alle, die vollendet sind in Gottes Licht – die bekannten Heiligen ebenso wie die unzähligen stillen Menschen, die durch Güte, Hingabe und Liebe Zeugnis ihres Glaubens gegeben haben.
    Allerheiligen erinnert uns daran, dass Heiligkeit kein exklusiver Titel ist, sondern eine Richtung: hin auf Gott. Wer liebt, heilt. Wer vergibt, heiligt. Wer in dunklen Zeiten das Gute sucht, leuchtet schon jetzt im Glanz der Ewigkeit.

    Das Hochfest Allerheiligen hat seine Wurzeln in der frühen Kirche, als man der Märtyrer gedachte. Heute gilt der Tag allen, die uns im Glauben vorangegangen sind. Ihr Leben ist nicht vergangen, sondern verwandelt – in eine Gegenwart bei Gott.

    Hilde Reiser, „Licht“, Acrylfarben auf Papier, 73 × 52 cm, 2012, Privatbesitz © Rechtenachfolge

    Die Kunst der Malerin Hilde Reiser (1929–2019) gibt diesem Geheimnis eine Form: Ihr Bild „Licht“ zeigt Menschen, die sich aus der Dunkelheit in einen leuchtenden Strudel des Lebens ziehen lassen. Der Sog der Farben erinnert daran, dass wir alle auf dieses Licht hin unterwegs sind. Allerheiligen feiert diese Bewegung – das Aufstehen, das Ankommen, das Heimkehren.

    So ist dieser Tag kein Tag der Trauer, sondern der Hoffnung. Wir sind verbunden mit denen, die das Ziel schon erreicht haben – und zugleich gerufen, in unserem Alltag Spuren dieses Lichts zu hinterlassen.