Abram, Sarai, Isaak, eine intakte Familie. „Intakt“ bedeutet ursprünglich „unberührt, unversehrt“, heute auch „voll funktionsfähig, störungsfrei funktionierend“.
Was ist eine intakte Familie? „Etwas ist immer“, stöhnt der Kollege, liebevoller und engagierter Familienvater. Etwas ist immer, irgendwo knirscht es, um irgendwen bangt und zittert man immer in einer Familie. Rundum „intakte“, also durchweg „störungsfrei funktionierende“ Familien gibt es wohl nur bei Happy-Family-Influencern oder in Waschmittel-Werbespots.
Nun aber Abram und die Seinen. Von reibungslos und störungsfrei kann da keine Rede sein, die Gefährdung der jungen Ehe durch Wegschauen und Feigheit des Ehemannes, der Dauerschmerz der Kinderlosigkeit, die fragwürdige Leihmutteraffäre, die gewissenlose Verstoßung der Sklavin und ihres Sohnes durch die Herrschaft.

Und nun dies: in die Unfruchtbarkeit der späten Jahre die Verheißung eines Kindes und unzähliger Nachkommen. „Störungen haben Vorrang“, heißt es bei der Psychologin Ruth Cohen. Und daran ist vieles wahr. „Vertrauen hat Vorrang“, denkt Abram, „Hoffnung hat Vorrang“: und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.
Tagesimpuls zu Gen 15, 1–12.17–18
Quelle: Magnificat – das Stundenbuch